Viele Fragen zu Kugelsternhaufen

Toni

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Kugelsternhaufen sollen ja so ziemlich die ältesten Gebilde im Universum sein. In ihnen befinden sich die ältesten Sterne, die wir kennen und die schon in der Frühzeit des Universums "geboren" wurden. Teilweise hört man von Altersangaben von bis zu 15 Milliarden Jahren! :( (Was ich natürlich für unwahrscheinlich halte bei einem Gesamtalter des Universums von "gerade mal" 13,6 Milliarden Jahren!) Aber vielleicht läuft ja die Zeit in so einem Haufen langsamer? :confused:

Was mich an dieser "Alterstheorie" ein bisschen stört ist, dass die Sterne, je älter sie werden können, wesentlich kleiner und lichtschwächer sind als unsere Sonne, die ja bekanntlich auch keine all zu große "Leuchte" ist. :D Kleine und lichtschwache Sterne aber sind nur noch in unserer näheren "Nachbarschaft" von einigen ...zig Lichtjahren Entfernung zu erkennen. Bei den Kugelsternhaufen jedoch handelt es sich um Objekte von einigen tausend bis einigen zehntausend Lichtjahren Entfernung! (Sicher, es wurden auch schon welche um andere Nachbargalaxien herum gefunden, doch von denen spreche ich hier jetzt nicht.) Wieso aber leuchten die Sterne eines solchen Haufens so hell, dass man sie schon mit kleineren Teleskopen sehen kann?? :(

Eine andere Frage wäre, warum kreisen die Sterne eines Kugelsternhaufens alle um ein imaginäres Zentrum? Von der Form her erinnern diese Haufen ja an das Zentrum einer Galaxie, nur eben in viel kleinerm Maßstab. Gibt es vielleicht in jedem Kugelsternhaufen auch ein Schwarzes Loch, welches diese Sterne um sich herum kreisen lässt?

Die nächste Frage ist, warum gibt es in den Kugelsternhaufen kein Gas mehr für Sternentstehungsgebiete? Die Kugelsternhaufen kreisen doch ebenso wie die Sterne in den Spiralarmen um das Zentrum der Milchstraße. Dabei kreisen sie aber nicht nur oberhalb oder nur unterhalb der Scheibe, sondern sie müssen alle im Verlaufe einer Umkreisung zweimal die Spiralarme durchqueren. Haben sie dabei etwa ihr gesamtes Gas verloren? Oder sind die Kugelsternhaufen erst dadurch zu dem geworden, was sie heute sind, indem ursprünglich einzelne Schwarze Löcher beim Durchqueren der Spiralarme jeweils mehrere Sterne herausgerissen und an ihr Gravitationszentrum gebunden haben?

Und meine letzte Frage ist, warum kommen Kugelsternhaufen nur als "Begleiterscheinung" von Galaxien vor? Warum findet man diese nicht auch zwischen den weit auseinander liegenden Sterneninseln? Ist vielleicht an der Theorie der uralten Kugelsternhaufen etwas grundlegend faul???

Völlig ratlose Grüße an alle von
Toni
 

Bynaus

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Die unterschiedlichen Zeitangaben liegen einfach daran, dass es für weit entfernte, alte Sterne zum Teil sehr schwer ist, ihr Alter zu schätzen. Wenn dann in der wissenschaftlichen Publikation steht, "Alter 13 - 15 Milliarden Jahre", dann schreibt der Wissenschaftsautor "Bis zu 15 Milliarden Jahre", und der Toni schreibt dann "15 Milliarden Jahre"... :D

Alte Sterne sind nicht lichtschwächer, sondern im Gegenteil, sie werden immer heller, blähen sich zu roten Riesensternen auf (davon gibt es in Kugelsternhaufen jeweils eine ganze Menge), werfen ihre Hüllen ab und werden erst dann zu kleinen, weissen Zwergen. (Die Sonne ist übrigens nicht besonders lichtschwach, wenn man alle existierenden Sterne in Betracht zieht: Sie ist heller als rund 90% aller Sterne. Allerdings gibt es - sehr wenige - sehr viel grössere Sterne, die dann auch millionenmal heller sind)

Dass die Kugelsternhaufen so hell sind, liegt einfach daran, dass sich darin wirklich enorme Anzahlen von Sternen befinden, auf dichtestem Raum. So wie du die Milchstrasse sehen kannst, kannst du auch Kugelsternhaufen sehen, und diese sind noch viel stärker komprimiert.

Die Sterne eines solchen Haufens kreisen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt: dort muss sich nichts befinden! Nimm einfach als Beispiel zwei Doppelsterne, die sich umkreisen: in ihrem Schwerpunkt ist nichts. Genauso ist es mit den Kugelsternhaufen.

Das Gas ist einfach praktisch vollständig aufgebraucht und in Sterne gepackt. Man nimmt an, dass die Kugelsternhaufen bei der Entstehung der Galaxien gebildet wurden, deshalb gibt es auch keine im intergalaktischen Raum (ausser, es wird mal einer rausgeschleudert, das könnte evtl schon sein).
 

Toni

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Hallöchen Bynaus,

erstmal Dankeschön für Deine Erklärungen. :)
Die unterschiedlichen Zeitangaben liegen einfach daran, dass es für weit entfernte, alte Sterne zum Teil sehr schwer ist, ihr Alter zu schätzen.
Dass man sie auf derartige Entfernungen überhaupt noch erkennen kann ...? :confused: Schließlich müssen Sterne, die älter als unsere Sonne werden, kleiner und lichtschwächer sein, um so lange "leben" zu können. Und diese schrumpligen alten Dinger sind doch kaum einmal in unserer näheren Nachbarschaft zu sehen, geschweige denn für das menschliche Auge!! Wenn sie größer und zu Riesen werden, das ist mir schon klar, dass man sie dann auf solch riesige Entfernungen sehen kann. Aber das Riesenstadium dauert vergleichsweise nicht sehr lange im Vergleich zu den langlebigen, auf dem untersten Ende der Hauptreihe auf dem HRD befindlichen Sternen. Das passt irgendwie nicht zusammen ...

Die Sonne ist übrigens nicht besonders lichtschwach, wenn man alle existierenden Sterne in Betracht zieht: Sie ist heller als rund 90% aller Sterne. Allerdings gibt es - sehr wenige - sehr viel grössere Sterne, die dann auch millionenmal heller sind
Ja, und eben diese 90% werden älter als unsere Sonne, sind dunkler (gelber,oranger oder roter), kleiner und damit lichtschwächer. - Schau Dir mal mit einem Programm wie "Celestia" unsere Sonne von z.B. Alpha Auriga (Capella) aus an! Dieser doppelte Gelbe-Riesen-Stern ist einer der hellsten unseres Himmels, 42,2 Lichtjahre entfernt (direkte galaktische Nachbarschaft!). Von dort aus hat unsere strahlende Sonne plötzlich nur noch eine scheinbare Helligkeit von unter 5m! Sie ist also gerade mal noch so mit bloßem Auge zu erkennen!! Sie ist schwächer als z.B. Alkor, das Reiterlein des Großen Wagens!

So wie du die Milchstrasse sehen kannst, kannst du auch Kugelsternhaufen sehen, und diese sind noch viel stärker komprimiert.
Stärker als das Zentrum unserer Milchstraße?? :confused:

Die Sterne eines solchen Haufens kreisen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt: dort muss sich nichts befinden!
OK!

Das Gas ist einfach praktisch vollständig aufgebraucht und in Sterne gepackt. Man nimmt an, dass die Kugelsternhaufen bei der Entstehung der Galaxien gebildet wurden, deshalb gibt es auch keine im intergalaktischen Raum (ausser, es wird mal einer rausgeschleudert, das könnte evtl schon sein).[/QUOTE] Aber was passiert, wenn solch ein dicht gepackter Haufen auf seinem Rotationskurs durch die Ebene der Galaxis taucht?

Mit weiterhin vielen ungelösten Fragen grüßt
Toni
 

Bynaus

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Stärker als das Zentrum unserer Milchstraße??

Das Zentrum der Milchstrasse wird von Staub und Gas verdeckt (sonst würde man es auch am Tag hell leuchten sehen, hab ich mal gelesen). Zu den Kugelsternhaufen ist der Sichtweg frei. Deshalb ist es egal, wenn die Sterne darin vergleichsweise schwach sind, ihre grosse Zahl macht das wieder wett.

Wenn ein solcher Kugelsternhaufen durch die Scheibe der Galaxis geht, dann kann ich mir schon vorstellen, dass er den einen oder anderen Stern verliert, und den einen oder anderen Stern mitreisst. Insgesamt sind solche Kugelsternhaufen aber sehr kompakte Objekte: sie enthalten vielleicht 10000 Sterne, doch das Gebiet, das sie durchqueren, wenn sie durch die Milchstrasse tauchen, ist wesentlich weniger dicht gepackt.
 

Toni

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Hi Bynaus, hallo Ihr anderen,

ich habe mir mal die Mühe gemacht und mit dem Programm "Celestia" unsere Sonne aus verschiedenen Entfernungen betrachtet. Mir ging es dabei nur um die scheinbare Helligkeit. Diese beträgt z.B. von der Capella (Alpha Aur, 42,2 Lj) aus nur noch 5,39m (klein m steht für die scheinbare, groß M für die absolute Helligkeit), vom Granatstern (My Cep, 5260,7 Lj) aus dann nur noch 15,87m, vom Stern HD 239743 (oder auch HIP 107199) aus (13 590 Lj) gar nur noch 17,93m und schließlich von der SMW (Kleinen Magellanschen Wolke, 207 464 Lj) aus noch ganze 23,85m!

Bynaus, Du sagtest letztens, dass 90% der Sterne kleiner als unsere Sonne wären und diese werden bekanntlich auch älter als unser Klärchen :) , weil die dortigen Kernprozesse viel gemächlicher ablaufen. Wenn die Sterne in den Kugelsternhaufen aber so sehr alt sein sollen (so 10-12 Mrd. Jahre!), so müssten dies ja schließlich so mickrige alte Öfen sein, dass ihre scheinbare Helligkeit noch weit unter der unserer Sonne liegen würde. Die Kugelsternhaufen haben aber alle Entfernungen, die zwischen denen des Granatsterns (ist übrigens der größte bekannte Stern mit 2400fachem Sonnendurchmesser!) und denen der SMW liegen. Mit welchen Teleskopen will man solche schwach leuchtende Sterne überhaupt noch sehen?? :confused:

Die Ausdehnung der Kugelsternhaufen beträgt übrigens zwischen 50 und 620 Lichtjahren und die Anzahl der Sterne kann nur geschätzt werden. In meinem Astro-Lexikon steht:
... Für die Außenbezirke von NGC 5139 zählte Shapley 5000 Sterne, bei M 5 15000 und bei M 22 70000 Sterne. Die wirkliche Sternzahl eines Haufens ist sicher ein Vielfaches dieses Wertes. Man schätzt die Zahl der Mitgliedsterne auf 50000 bis 50 Mill.! Die mittlere Dichte in den Außenbezirken dürfte demnach die in der Umgebung der Sonne um etwa das 10fache übersteigen, die Dichte im Zentrum der sternreicheren Kugelhaufen ist wahrscheinlich nochmals um einen Faktor 100 bis 1000 größer.

Informative Grüße von
Toni
 

Bynaus

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Das Problem ist folgendes: Die Einzelsterne des Kugelsternhaufens könntest du nicht sehen. Den ganzen Haufen, als Konzentration von sehr vielen Sternen auf sehr kleinem Raum, siehst du als diffusen Lichtpunkt. Die einzelnen hellen Sterne, die du z.B. im Teleksop siehst, sind allesamt Riesensterne, die nach diesen 12-14 Milliarden Jahren ihre Riesenphase erreicht haben.
 

Toni

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Hallo Bynaus,

Die einzelnen hellen Sterne, die du z.B. im Teleksop siehst, sind allesamt Riesensterne, die nach diesen 12-14 Milliarden Jahren ihre Riesenphase erreicht haben.
das müssen dann aber ganz beachtlich viele Riesensterne auf so engem Raum sein! Wenn ein gewisser Mr. Shapley z.B. 5000 Sterne (die nur sichtbaren Riesen) im kleinsten Haufen von 50 Lichtjahren Durchmesser zählt, weißt Du wie viele Sterne da auf eine Raumkugel von 1 Lj Durchmesser zusammenkommen? - Ich hab jetzt aus Zeitgründen nicht nachgerechnet, aber es sind so viele, dass es für die kleineren, nicht sichtbaren Sterne, die bekanntlich weit mehr als 90% der Gesamtmenge ausmachen, sehr, sehr eng werden wird! Von Planetensystemen ganz zu schweigen!! :eek:

Übrigens bin ich der Meinung, dass selbst der kleinste Kugelsternhaufen bei seinem Durchgang durch die galaktische Scheibe mit seine 50 Lj Durchmesser sogar in unserer relativ sternarmen Region sehr viel durcheinander wirbeln würde. Immerhin gibt es ja bei uns in einem Umkreis von 25 Lj so ungefähr ..., na sagen wir mal ..., ich schätze so ... rund 1000 Sterne. - Und diese würden mit Sicherheit gravitativ so stark von dem Haufen beeinflusst, dass sie sich entweder freiwillig diesem anschließen oder mehr oder weniger freiwillig unseren Milchstraßenarm verlassen. Für die Sterne aus den Randgebieten des Haufens gilt natürlich das gleiche.

Ich kann nur hoffen, dass unsere Gegend noch recht lange von solch einem Durchmarsch verschont bleibt! :cool:

Viele kugelige Grüße von
Toni
 

jonas

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... das müssen dann aber ganz beachtlich viele Riesensterne auf so engem Raum sein! Wenn ein gewisser Mr. Shapley z.B. 5000 Sterne (die nur sichtbaren Riesen) im kleinsten Haufen von 50 Lichtjahren Durchmesser zählt, weißt Du wie viele Sterne da auf eine Raumkugel von 1 Lj Durchmesser zusammenkommen? - Ich hab jetzt aus Zeitgründen nicht nachgerechnet, aber es sind so viele, dass es für die kleineren, nicht sichtbaren Sterne, die bekanntlich weit mehr als 90% der Gesamtmenge ausmachen, sehr, sehr eng werden wird! Von Planetensystemen ganz zu schweigen!!
Nuja, da der Rauminhalt mit dem Kubik des Radius zunimmt, würde ich mal ganz grob schätzen und sagen, dass da so rund 50^3 Raumkugeln mit 1 Lj Durchmesser reinpassen ... mal kurz den Windows Taschenrechner auspacken ... *räusper* 125.000 ... ich würde mal sagen, es ist reichlich Platz.
 
Zuletzt bearbeitet:

Toni

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... 125.000 ... ich würde mal sagen, es ist reichlich Platz.

Ja, stimmt fast. Jetzt habe ich auch mal kurz nachgerechnet:
Es sind 98000 und ein paar "zerquetschte" Raumkügelchen von 1 Lj Durchmesser.

Dies allerdings würde bedeuten (Asche auf mein Haupt! :eek: ), dass alle 2 Lj in jeder Richtung ein Stern, gleich welcher Größe und Helligkeit, anzutreffen ist! - Nun gut, damit könnte ich ja noch leben, allerdings handelt es sich hierbei um den Mittelwert! :cool: Das heißt, dies ist die Dichte in etwa 3/4 des Abstandes vom Zentrum! Alles weiter außerhalb dieser Distanz ist weniger dicht, alles weiter innerhalb ist aber wesentlich dichter, meine Herrn!! :eek:

So, und jetzt geht so ein kompaktes Gebilde wie ein Kugelsternhaufen (nehmen wir nur einmal den kleinsten als Beispiel) in schrägem Winkel durch die Ebene der Galaxis! Dies ist ja kein Akt von Tagen oder Monaten, das dauert schon einige tausend Jahre. - Könnte solch ein Ereignis nicht der eigentliche Auslöser dafür sein, dass alle 50 Mill. Jahre ein katastrophales Asteroiden- oder Kometen-Ereignis auf der Erde stattfindet? :(

Durcheinandergewirbelte Grüße von
Toni
 

jonas

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In Astronews Q&A gibt es ne Frage über den Stern, der in ca. einer million Jahren im Abstand von roundabout 1 LJ an uns vorbeizieht. Pfeif auf die Kugelsternhaufen, DIESE Kugel pfeift an uns viel näher vorbei, als wahrscheinlich so alles andere davor :D
 

Toni

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Würd' ich ja gerne machen, jonas, aber was ist
:confused: :confused:

Ist das die Rubrik "Frag Astronews.com" auf der Hauptseite unseres Forum-Betreibers? :confused: - Ich habe mir die Fragen angeschaut, aber absolut nichts zu diesem Sternchen gefunden ... :(

Völlig verzweifelt dreinschauende Grüße von
Toni
 

jonas

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Habe jetzt selber ne halbe Stunde im Fragenarchiv suchen müssen, um es wieder zu finden :D :http://www.astronews.com/frag/antworten/frage329.html
F: Stimmt es, dass der Stern Gliese 710 in rund 100.000 Jahren mit der Sonne kollidieren wird? Gibt es Überlegungen für Gegenmaßnahmen?
A: Nach Daten des Astrometrie-Satelliten Hipparcos bewegt sich der Stern Gliese 710, der sich derzeit in 63 Lichtjahren Entfernung von der Sonne befindet, mit einer Geschwindigkeit von 14 Kilometern pro Sekunde auf unser Sonnensystem zu. Die Astronomen rechnen damit, dass Gliese 710 in rund einer Millionen Jahre dicht an unserer Sonne vorüberfliegt und dabei die Ausläufer unseres Sonnensystems stört. So ist zu erwarten, dass Material der Oort'schen Wolke durch den Stern gestört und Richtung Sonne und Erde abgelenkt wird. Die Oort'sche Wolke ist ein vermutetes Reservoir von Kometenkernen in den äußeren Bereichen unseres Sonnensystems. Es dürfte also vermutlich ein vermehrtes Auftreten von Kometen und eventuell auch Einschläge auf der Erde geben. Für Gegenmaßnahmen scheint es mir derzeit noch etwas zu früh zu sein. Man sollte besser einmal abwarten, ob die Menschheit in 999.000 Jahren noch existiert. (ds/27. Februar 2001)
 

Toni

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Hi jonas,

danke für den Abdruck gleich der gesamten Frage/Antwort. So brauchte ich nicht erst selber nachschauen. Womit habe ich denn diesen Service nur verdient?? :confused: :eek: :rolleyes: ;)

Na ja, und was Gliese 710 betrifft, so mache ich mir wegen dem noch keine Sorgen. Dies überlasse ich meinen überüberüberüberübernächsten Nachkommen ...

Gelassen bleibende Grüße von
Toni
 

Bynaus

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Und plötzlich wirst du unsterblich, und dann? :D

Pfeif auf die Kugelsternhaufen, DIESE Kugel pfeift an uns viel näher vorbei, als wahrscheinlich so alles andere davor

Gliese 710 zieht zwar nahe vorbei, aber es spricht alles dafür, dass es in der Vergangenheit wesentlich engere Vorbeiflüge gegeben hat, wenn auch nicht in näherer Vergangenheit, siehe z.B. diese Liste:

http://www.journals.uchicago.edu/AJ/journal/issues/v117n2/980216/980216.tb2.html

Gemäss dem zugehörigen Paper dürfte man eine Rate von 3.5 Sternen pro Million Jahre pro Parsec^2 erwarten. Ein Stern wie Gliese 710 (0.3 Parsec), kommt also etwa einmal alle 38 Millionen Jahre vor. 0.1 Parsec (als Beispiel) kommt alle 350 Millionen Jahre vor, und einmal in ihrer Geschichte von 4600 Millionen Jahren könnte der Sonne demnach ein Stern 0.027 Parsce (=~6000 AU) an die Sonne heran gekommen sein.

Wegen den Sternen, die den Kugelsternhaufen im Weg stehen: ja, einige davon werden wohl mitgerissen, einige aus der Galaxis geworfen und einige auf neue Bahnen abgelenkt. Im Vergleich mit den Sternen in der Galaxis dürften dies aber nur eine vernachlässigbar kleine Anzahl von Sternen betreffen.
 

Toni

Registriertes Mitglied
Und plötzlich wirst du unsterblich, und dann?
... dann heuere ich auf einem längst entwickelten interstellaren Raumschiff an und gucke mir das Spektakel aus sicherer Entfernung an! :D

Im Vergleich mit den Sternen in der Galaxis dürften dies aber nur eine vernachlässigbar kleine Anzahl von Sternen betreffen.
Ja, das denke und hoffe(!) ich auch. ;)

Ganz ruhig einschlafende Grüße von
Toni
 

Toni

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Nachtrag mit Nachfrage

Also, was mich an den Kugelsternhaufen im allgemeinen stört ist, dass sie da sind, wo sie sind! Warum befinden sich alle nur im Halo und nicht auch innerhalb der galaktischen Scheibe?? :confused: Haben die KSH eine gewisse "Abscheu" gegen die Spiralarme? :rolleyes: Oder kennt jemand zufällig einen KSH, der sich inerhalb oder zwischen den Spiralarmen befindet und mit diesen gemeinsam um das Zentrum der Galaxis kreist?? - Also ich nicht.

Was treibt die KSH dazu, sich seit Milliarden von Jahren ausschließlich im Halo zu bewegen? Wären sie bei der Entstehung der Galaxien eingefangen worden, müssten sich logischerweise auch noch welche im intergalaktischen Raum befinden. - Aber Pustekuchen! Dort ist seltsamerweise alles wie leergefegt. Wenn aber "eingefangen", dann würden einige KSH auch weiter außerhalb auf extrem ellyptischen Bahnen um das Zentrum der Galaxis kreisen. - Nee, nee, die KSH haben eine andere Entstehungsgeschichte, als unsere Fachleute uns Glauben machen wollen. :mad: Aber wahrscheinlich ist es auch hier wieder mal so: "Nichts genaues weiß man nicht."

Und dann ist da auch immer noch das unzutreffende Beispiel: "Es gibt ja schließlich auch Mehrfachsterne, die um ein gemeinsames Zentrum kreisen." - Liebe Leute! Mehrfachsysteme sind maximal bis zur Sternanzahl "sechs" bekannt! Von 50000fachsternen oder gar 50millionenfachsternen (wie in den größten KSH existieren sollen) habe ich leider noch nichts gehört. Wenn so viele Sterne um einen imaginären Mittelpunkt kreisen sollen, ja was glaubt Ihr wohl, wie die sich gravitativ untereinander behindern würden?! Ohne eine ordnende Kraft im Zentrum gäbe es ein heilloses Durcheinander! Andauernde Kollisionen und ständiges Herauskegeln aus dem Haufen ständen auf der Tagesordnung! - Ihr habt es mir selber hier im Thread gezeigt: Sobald ein fremder Stern unserem Sonnensystem auch nur ein bisschen zu nahe kommt, gibt es alsbald gravitative Störungen. Und sollte ein Stern unserer Sonne wirklich nahe kommen, so ist es wahrscheinlich das Aus für die meisten Planeten! :eek: - So etwas nenne ich eine "Unheimliche Begegnung der dritten Art"!

Tja, es bleiben nach wie vor viele ungelöste Fragen die Kugelsternhaufen betreffend. Vielleicht hat ja jemand noch Lösungsvorschläge ...?

Über viele ungelöste Rätsel nachgrübelnd grüßt
Toni
 

mac

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Hallo Toni,

es ist schon spät, deshalb nur eine Teilantwort:
Was treibt die KSH dazu, sich seit Milliarden von Jahren ausschließlich im Halo zu bewegen?
weil sie sich dort, weit weg vom Gravitationszentrum Milchstaße am langsamsten bewegen und daher auch am längsten aufhalten.

Wären sie bei der Entstehung der Galaxien eingefangen worden, müssten sich logischerweise auch noch welche im intergalaktischen Raum befinden. - Aber Pustekuchen!
Du setzt mit dieser Behauptung voraus, daß wir alles sehen was da ist, das ist aber nicht richtig, wie Du erst in jüngster Zeit lesen konntest: "Galaxien mindestens doppelt so groß, wie bisher angenommen", "extrem leuchtschwache Sternhaufen entdeckt" Da die Kugelsternhaufen keine nennenswerten Gasansammlungen (mehr) besitzen, bilden sich auch keine leuchtstarken Sterne mehr, und die, die es mal gab sind schon nicht mehr.


Und dann ist da auch immer noch das unzutreffende Beispiel: "Es gibt ja schließlich auch Mehrfachsterne, die um ein gemeinsames Zentrum kreisen." - Liebe Leute! Mehrfachsysteme sind maximal bis zur Sternanzahl "sechs" bekannt! Von 50000fachsternen oder gar 50millionenfachsternen (wie in den größten KSH existieren sollen) habe ich leider noch nichts gehört. Wenn so viele Sterne um einen imaginären Mittelpunkt kreisen sollen, ja was glaubt Ihr wohl, wie die sich gravitativ untereinander behindern würden?! Ohne eine ordnende Kraft im Zentrum gäbe es ein heilloses Durcheinander! Andauernde Kollisionen und ständiges Herauskegeln aus dem Haufen ständen auf der Tagesordnung!
Ich denke Du hast hier falsche Vorstellungen von den Sternabständen? Dieses hinauskegeln gibt es sicherlich, es ist aber nicht ausreichend wahrscheinlich um die Kugelhaufen jetzt schon aufzulösen. Kollisionen hingegen sind extrem unwahrscheinlich.


- Ihr habt es mir selber hier im Thread gezeigt: Sobald ein fremder Stern unserem Sonnensystem auch nur ein bisschen zu nahe kommt, gibt es alsbald gravitative Störungen.
na und? Wieviel ist ein bißchen nahe? Wieviel von den stattgefundenen Tragödien in den Kugelsternhaufen können wir beobachten?

Herzliche Grüße

MAC
 

Toni

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Hallo MAC,

schön, dass Du Dich noch zu einer Teilantwort durchgerungen hast. :)

Du setzt mit dieser Behauptung voraus, daß wir alles sehen was da ist, das ist aber nicht richtig, ...
Es gilt aber als nachgewiesen, dass es in den Halos unserer Nachbargalaxien ebenfalls KSH gibt, im Andromedanebel M 31 etwa 200! Doch in den weiten Räumen dazwischen ist noch kein einziger entdeckt worden, oder? - Deshalb meine Behauptung, die sich logischerweise nur auf unsere galaktische Nachbarschaft beziehen kann.

Ich denke Du hast hier falsche Vorstellungen von den Sternabständen?
Na gut. Dann setze mal 50 000 000 Sterne (welche die größten KSH besitzen) in eine räumliche Kugel von 620 Lj Durchmesser (der größten KSH). Im Zentrum aber ist die Dichte 10 000mal höher als in den Randgebieten!! (Nachzulesen weiter vorn im Thread.)

Dieses hinauskegeln gibt es sicherlich, es ist aber nicht ausreichend wahrscheinlich um die Kugelhaufen jetzt schon aufzulösen.
Das habe ich auch nicht behauptet. ;) - Im Gegenteil! Die KSH werden sich bei jedem Durchgang durch die galaktische Ebene mit neuem stellaren Material versorgen und sich dementsprechend regenerieren.

Wieviel ist ein bißchen nahe?
So ... in etwa um 1 Lj herum? :rolleyes:

Wieviel von den stattgefundenen Tragödien in den Kugelsternhaufen können wir beobachten?
Ist mir leider nicht bekannt. Aber mir ist auch nicht bekannt, ob die KSH zu den bevorzugten Beobachtungsobjekten am Himmel gehören? Sie sind wahrscheinlich zu uninteressant ...?

So, nun will ich aber auch mal endlich ins Bettchen hüpfen! Vielleicht fallen mir noch ein paar wichtige Fragen fürs Forum ein? :eek:

Freundlichste einschläfernde Grüße von
Toni
 

mac

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Hallo Toni,
wieder nur eine Teilantwort, bin gerade bei der Gartenarbeit
Na gut. Dann setze mal 50 000 000 Sterne (welche die größten KSH besitzen) in eine räumliche Kugel von 620 Lj Durchmesser (der größten KSH). Im Zentrum aber ist die Dichte 10 000mal höher als in den Randgebieten!! (Nachzulesen weiter vorn im Thread.)
sind im Schnitt 4,7 kubiklichtjahre pro Stern. 10000 mal dichter sind ein durchschnittlicher Abstand sind 0,08 Lichtjahre Abstand. Das sind zwei Sandkörner von 0,1 mm Größe im Abstand von 80 m.

Die KSH werden sich bei jedem Durchgang durch die galaktische Ebene mit neuem stellaren Material versorgen und sich dementsprechend regenerieren.
Die Sterne in KSH's sind alle sehr alt, tun also sowas nicht.

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Toni,
noch einige Worte zu
Ihr habt es mir selber hier im Thread gezeigt: Sobald ein fremder Stern unserem Sonnensystem auch nur ein bisschen zu nahe kommt, gibt es alsbald gravitative Störungen. Und sollte ein Stern unserer Sonne wirklich nahe kommen, so ist es wahrscheinlich das Aus für die meisten Planeten! :eek: - So etwas nenne ich eine "Unheimliche Begegnung der dritten Art"!

Du verwendest hier die Folgen einer nahen Begegnung für das Sonnensystem als Argument für die Instabilität eines Kugelhaufens, das ist aber kein geeigneter Vergleich.

Zunächst die Fakten: Eine Sonne, so schwer wie unsere würde bei einer Entfernung von 0,08 Lichtjahren auf unsere Erde etwa den selben gravitativen Einfluß haben wie Neptun. Durch die Bahnstörungen der Objekte im äußeren Sonnensystem könnte das durchaus Konsequenzen für das Leben auf der Erde habe, aber unserer Sonne wäre es vollkommen egal ob sie von irgendeinem Kometen getroffen wird (das passiert sowieso in sehr dichter Folge) sogar Jupiter würde sie nur mit einem dezenten Rülpser verdauen. Die Planetenbahnen (1 - 8) würden sich von einer Passage in dieser Entfernung kaum verändern.

Es ist ganz klar, daß eine so nahe Passage für das Leben auf der Erde ein erhöhtes Risiko darstellt, aber das kannst Du nicht als Argument für die Stabilität von Kugelhaufen heranziehen.

Daß auch Kugelsternhaufen ein massives schwarzes Loch in ihrem Zentrum haben wird durchaus diskutiert.

Ich sehe keinen Grund, warum ein Kugelsternhaufen im Halo unserer Galaxis nicht häufiger anzutreffen sein sollte, als weiter draußen. Es gibt schließlich auch Galaxienhaufen und sehr große Bereiche, in denen es zumindest keine Galaxien gibt. Das ist für mich ein durchaus schlüssiges Muster, daß man am ehesten mit fraktalem Aufbau vergleichen könnte, der sich im Laufe der Zeit durch die Gravitation weiter verdichtet hat, und sich immer noch in dieser Verdichtungsphase befindet. Erst in sehr großen Abständen überwiegt die Expansion des Raumes diesen Verdichtungsprozess.


Herzliche Grüße

MAC

PS ich denke zwar daß Du diesen Artikel kennst, aber trotzdem, für diejenigen die ihn nicht kennen ganz interessant.
 
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