VLT: Staub ließ Betelgeuse kurzzeitig dunkler werden

astronews.com Redaktion

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Vor eineinhalb Jahren sorgte Betelgeuse für Aufregung in der Astronomieszene: Der Riesenstern erschien einige Monate lang deutlich dunkler als gewohnt. Seitdem rätselt man über die genauen Ursachen. Beobachtungen mit dem Very Large Telescope bestätigten nun eine Vermutung: Grund war offenbar eine gewaltige Staubwolke. (17. Juni 2021)

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TomTom333

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Guten Morgen,
habe gestern Nacht mal meinen Blick mit dem bloßem Auge auf das Sternbild Orion gerichtet und was soll sagen:
Der Riesenstern Betelgeuse war kaum zu sehen. Alle anderen gut Sichtbar und viel heller. Muss aber dazu sagen, dass ich in einer Stadt war mit Straßenbeleuchtung und das ich keins meiner Teleskope hier zur Verfügung habe. Kann in den nächsten Nächten mal jemand seinen Teleskop-Blick darauf werfen und mal seine Einschätzung geben.
Danke
Tom
 

ralfkannenberg

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habe gestern Nacht mal meinen Blick mit dem bloßem Auge auf das Sternbild Orion gerichtet und was soll sagen:
Der Riesenstern Betelgeuse war kaum zu sehen. Alle anderen gut Sichtbar und viel heller. Muss aber dazu sagen, dass ich in einer Stadt war mit Straßenbeleuchtung und das ich keins meiner Teleskope hier zur Verfügung habe.
Hallo Tom,

ich habe in den letzten Tagen die Beteigeuze regelmässig angeschaut und sie war hell wie eh und je. Seit dem Saharastaub-Sturm am Dienstag habe ich den Sternhimmel allerdings nicht mehr gesehen.


Kann in den nächsten Nächten mal jemand seinen Teleskop-Blick darauf werfen und mal seine Einschätzung geben.
So etwas mache ich von blossem Auge ohne Teleskop-Blick.


Wenn Du die Helligkeit der Beteigeuze abschätzen möchtest, so kannst Du verschiedene Sterne zuhilfe nehmen:

1. Winterdreieck aus Sirius, Beteigeuze und Procyon:
ein grosses beinahe gleichseitiges und aufgrund der Helligkeit der Sterne (alle 0.Grösse oder heller) sehr nütztlich, wenn die nur 2 sehen kann und die Position des Dritten schätzen möchte. Procyon und Beteigeuze sind normalerweise gleichhell, bei +0.5 mag.

2. Aldebaran
Den Oriongürtel hinuntergehend gelangt man ebenfalls zum Sirius, den Oriongürtel hinaufgehend zu Aldebaran. Sternkundige können ihn auch als "Teil" der Hyaden (nicht Plejaden !) erkennen, wo Aldebaran allerdings ein Vordergrundstern ist. Aldebaranist wie die Beteigeuze ein Roter Rieseund nur gut 3 Zehntel Grössen schwächer (+0.8 mag), d.h. wenn Aldebaran heller als die Beteigeuze scheint hat letztere einen Helligkeitsverlust erlitten.

3. Pollux in den Zwillingen
Pollux und Castor stehen im prominenten Wintersechseck (Capella - Aldebaran - Rigel - Sirius - Procyon - Pollux/Castor - Capella), dabei steht Castor auf der Seite der Capella - Merkregel: beide Sternnamen fangen mit einen "C" an, und Pollux auf der Seite von Procyon, beide Sternnamen fangen mit einem "P" an. Auch Pollux ist ein Roter Riese und etwa 3 Zehntel schwächer (+1.2 mag) als Aldebaran. Wenn also auch Pollux heller als die Beteigeuze leuchtet, dann hat es die Beteigeuze ziemlich übel erwischt.

4. Bellatrix
Die Bellatrix ist der andere Orionschulterstern und fast eine halbe Grössenklasse schwächer (+1.6 mag) als Pollux und somit ebenso wie Castor ganz knapp kein Stern 1.Grösse mehr. Da die Bellatrix in der Nähe der Beteigeuze steht eignet sie sich ebenfalls sehr gut zur Abschätzung ihrer Helligkeit und beim letzten Helligkeitsabfall der Beteigeuze waren zeitweise beide Orionschultersterne von blossem Auge gleichhell, allerdings ist die Bellatrix kein Roter Riese, was die Helligkeitsvergleich mit einem Roten Riesen erschwert, weil das menschliche Auge die unterschiedlichen Farben auch bei gleicher Helligkeit unterschiedlich hell wahrnimmt. Für eine allererste Näherung ist aber auch die Bellatrix als Vergleichsstern geeignet, zumal die Nähe zur Beteigeuze so machen Nachteil problemlos wettmacht.


5. Alhena
Zwischen der Beteigeuze und den beiden Zwillingssternen Pollux und Castro befindet sich in der Mitte, etwas näher an der Beteigeuze, der dritthellste Zwillingsstern Alhena. Sie ist 3 Zehntel schwächer (+1.9 mag) als die Bellatrix und kann ebenfalls aufgrund ihrer Nähe zur Beteigeuze ebenfalls zur Helligkeitsschätzung herangezogen werden.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Kann in den nächsten Nächten mal jemand seinen Teleskop-Blick darauf werfen und mal seine Einschätzung geben.
Hallo Tom,

die Beobachtungsbedingungen sind heute ganz passabel, was nach den schlechten Sichtbedingungen vergangene Woche schon sehr erfreulich ist.


Fazit: die Beteigeuze strahlt in unverändert hoher Helligkeit. Sie erscheint mir geringfügig schwächer als Procyon, was aber dem Spektraltyp geschuldet sein dürfte.

Details:
Die Beteigeuze ist aber heller als Aldebaran, die beide auf ungefähr gleicher Höhe stehen und deutlich heller als Pollux, obgleich Pollux fast im Zenit steht.

Bellatrix und Alhena sind deutlich schwächer, allerdings war der Himmel schon tagsüber zwar wolkenfrei aber doch etwas diesig, was man auch beim Sonnenuntergang gut erkennen konnte, so dass der Kontrast der Helligkeitsunterschiede deutlicher ist als sonst, d.h. die hellen Sterne wirken "relativ" heller als sonst, weil die weniger hellen Sterne nur schlecht zu sehen sind.

Zudem setzt der Horizontdunst schon hoch ein, so dass der Orionfußstern Rigel - immerhin ein Stern +0.1mag - nicht gut zu sehen ist und auch die Sterne des Oriongürtels ebenso wie der andere Fussstern des Orion nur mit Mühe erkennbar sind.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Fazit: die Beteigeuze strahlt in unverändert hoher Helligkeit. Sie erscheint mir geringfügig schwächer als Procyon, was aber dem Spektraltyp geschuldet sein dürfte.

Details:
Die Beteigeuze ist aber heller als Aldebaran, die beide auf ungefähr gleicher Höhe stehen
Hallo Tom,

und heute erscheint die Beteigeuze bei guten Sichtbedingungen sogar geringfügig heller als Procyon und deutlich heller als Aldebaren.


Zu den Sichtbedingungen: man kann sogar Wezen und Adhara in den südlichen Teilen des Grossen Hundes erkennen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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