Mein (bisheriger) Eindruck ist, dass die Aussage
Hale-Bopp dürfte zuvor unsere Sonne bislang nur einmal passiert haben.
im Artikel keine wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis, sondern lediglich eine Annahme ist.
Hallo infinity,
dem ist zuzustimmen. Allerdings wundere ich mich, dass man nun 25 Jahre danach Arbeiten findet, die das eine oder das andere behaupten, zumal das für die Untersuchungen zum Vergleich mit dem interstellaren Kometen Borisov völlig irrelevant ist - dadurch, dass der Hale-Bopp'sche Komet ein grosses Perihel von fast 1 AU hat wird er ja von der Sonne nicht so stark beeinflusst. Im Übrigen wird auch der Rosetta-Sonden Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko als Vergleich herangezogen, dessen Kern ebenfalls als primordial gilt. Dieser Komet hat zwar häufige Sonnenpassagen, aber ebenfalls in Perihelen sogar über 1 AU. Auch der Komet C/2009 P1 (Garradd), der als Vergleich herangezogen wird, hat ein Perihel von über 1 AU.
So heißt es in
Marsden (1997), S. 14:
(Die unterschiedlichen abgeleiteten Perihelia (-2251 vs. -2214) kommen wohl von den verschiedenen Lösungen (purely gravitational vs. standard nongravitational solutions), wie in dem von Dir zitierten Paper von Sekanina und Kracht gegenübergestellt). Für mich liest sich das so, dass Hale-Bopp nicht unbedingt nur einmal vor 1997 uns besuchte, sondern, dass man
behauptet, -2251/-2214 sei das erste Perihel gewesen, weil aufgrund des damaligen Jupiter-Einflusses die Bahn so stark verändert wurde, dass die ursprüngliche Bahn und damit mögliche vorige Perihelia nicht sicher bestimmt werden können.
Auch dem ist zuzustimmen. Im Übrigen fällt etwas auf, wenn man die beiden unterschiedlichen Lösungen anschaut: 2251-2214 ist der zeitliche Abstand von 3 Jupiterumläufen und dieser Umstand wird im Paper von Sekanina und Kracht auch kommentiert:
Although we establish unequivocally that the encounter and capture occurred in −2251, three Jovian revolutions earlier than originally determined by Marsden (1999), we find his proposal entirely plausible, legitimate, and very compelling.
Ich möchte mich etwas vorsichtger ausdrücken: man hat konkrete Lösungen dafür gefunden, dass es so gewesen sein
könnte. Das heisst aber nicht, dass es auch tatsächlich so war.
Ich denke, das ganze steht und fällt mit der Bestimmung des Perihel vor dem pre-encounter bei seinem Besuch vor gut 4000 Jahren: war dieser wirklich so tief wie von den Autoren angegeben oder war er doch höher und hat den Kometen bei einer Sonnenpassage weniger beeinflusst.
Und wie schwer man sich mit Perihelbestimmungen tut haben wir erst kürzlich beim Kuipergürtel-Planetoiden "Farout" (2018 VG[sub]18[/sub])
gesehen, welches aufgrund besserer Bahndaten-Kenntnis vom äusseren Uranus-Zentaurenbereich (q=21.739 AU) in den Scattered Disc Objects-Bereich (SDO) über q=33.9467 AU zum aktuellen Wert q=37.7897386 AU verbessert werde konnte, wobei schon aus rein heuristischen Gründen naheliegend war, dass er ein SDO ist.
Man beachte übrigens, dass für die Bestimmung der Bahnelemente des Hale-Bopp'schen Kometen vor seiner Jupiterpassage 1996 gar kein so langer Beobachtungsbogen vorlag, auch wenn man zum Glück ein Prediscovery-Foto gefunden hat, welches 2 Jahre älter war und somit den Bahnbogen wenigstens fast verdoppelt hat, allerdings ohne zusätzlichen Periheldurchgang, aber immerhin verdoppelt.
Freundliche Grüsse, Ralf