Bis zu 6 Milliarden erdähnliche Planeten

TomTom333

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Hallo in die Runde,

ich habe in diesem Artikel von der Studie gehört und frage mich und nun euch was ihr davon haltet :

Es soll bis zu 6 Milliarden erdähnliche Planeten geben

Wie ist eure Meinung dazu ?
Wie glaubhaft und fundiert ist diese Abschätzung?

Sie hat ja schon einige Exoplaneten gefunden ( OK, ich bin auch Ko-Entdecker eines Planeten aus den Kepler Daten) ...

Gruß aus dem heißen (31 Grad) und sonnigen Lettland
 

mac

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Hallo TomTom333,

Wie ist eure Meinung dazu ?
Wie glaubhaft und fundiert ist diese Abschätzung?
Ob das glaubhaft ist? Mag sein. Es ist halt eine Abschätzung durch Simulation unter Einbeziehung heutigen Wissens.

Viel interessanter ist in meinen Augen, was denn eigentlich mit erdähnlich verbunden wird? Die gefühlt allermeisten gefundenen ‚erdähnlichen‘ Planeten stellten sich bei genauerem Hinsehen viel eher als Hades, denn als Eden heraus.

Mein Eindruck ist, daß mit dem Wort erdähnlich mehr oder minder unbewusst eine zweite Erde, so ähnlich wie vor 500 Jahren die ‚neue Welt‘ assoziiert wird.

Es scheint sogar für die Geldgeber irgendwie ein Zauberwort zu sein, welches ihre sonst eher zurückhaltende Bereitschaft für die Finanzierung von Grundlagenforschung zu einem ganz anderen Blickwinkel zu führen scheint.

OK, wir sind ja hier mehr oder minder unter uns 😉 . Wenn der oben genannte Zusammenhang wirklich existiert, dann soll es mir natürlich nur recht sein! Aber, wer tatsächlich glaubt, daß uns die Kenntnis eines wirklich erdähnlichen Planeten in die Lage versetzen könnte uns dort auch breit zu machen, hat auf beinahe unabsehbare Zeit, nicht alle Tassen im Schrank.

Der tatsächliche Nutzen dieser Forschung ist im Sinne der oben angesprochenen Träumer viel weniger ‚sexy‘. Es ist Grundlagenforschung, die einen absolut unverzichtbaren Wert an sich darstellt. Egal ob es dabei um das Sexleben der Borkenkäfer geht, und um den Mechanismus der Sonnen- und Planetenbildung und um den Aufbau der Materie und möglichst viele weitere UND.

Herzliche Grüße

MAC
 

pauli

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Ich glaube es ist auch die Sehnsucht danach andere Lebensformen zu finden, man stelle sich vor da ist nix und wir sind ganz allein ... gruseliger Gedanke irgendwie
 

ralfkannenberg

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Hallo TomTom,

vermutlich ist das für Dich selbstverständich, aber es sollte dennoch ergänzt werden: es soll bis zu 6 Milliarden erdähnliche Planeten in unserer Galaxie geben.

Wie ist eure Meinung dazu ?
Wie glaubhaft und fundiert ist diese Abschätzung?
Wenn ich den Artikel richtig verstehe so gehen sie von 400 Milliarden Sternen in der Milchstrasse aus; dieser Wert dürfte wohl eher am oberen Ende der Schätzungen liegen. Man argumentiert dann, dass 7% der Sterne "ähnlich" unserer Sonne sind, und multipliziert das dann einfach aus, d.h. (400*7% sonnenähnlich) Milliarden Sterne = 28 Milliarden Sterne ähnlich der Sonne. Die Forscherinnen und Forscher kommen dann darauf, dass 18% dieser sonnenähnlichen Sterne einen erdähnlichen Planeten haben und das ergibt dann tatsächich derer 6 Milliarden erdähnlicher Planeten.

In unserem Sonnensystem gibt es 7 erdähnliche "Planeten", wenn man das Gesteinkriterium zugrundelegt, nämlich die vier inneren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars sowie den Erdmond und die beiden inneren galileischen Jupitermonde Io und Europa.

In der habitablen Zone liegen vier von ihnen, nämlich am inneren Ende die Venus, gut in der Mitte die Erde und der Erdmond und am eher äusseren Ende der Mars.

Vorstellbar ist auch Leben im Wasserozean, der unter der Oberfläche des Jupitermondes Europa vermutet wird, und auch auf dem Merkur könnten im Grenzbereich zwischen Tag- und Nachtzone durchaus lebensgünstige Bedingungen herrschen, so dass nach heutigem Kenntnisstand letztlich nur der Jupitermond Io nicht als Kandidat für das Beherbergen von Lebewesen angesehen wird. Doch auch da stellt sich die Frage, ob nicht gewisse Schwefelbakterien auf diesem vulkanreichen Mond akzeptable Lebensbedingungen vorfinden könnten; zwar habe ich nichts von Wasservorkommen auf Io gelesen, doch bei Temperaturen im Inneren von ~1500°K könnte es einen Übergangsbereich geben, in dem Wasservorkommen denkbar wären.

Wenn man also schon bei unserer Sonne 7 erdähnliche "Planeten" ausmacht, von denen die meisten zumindest mit sehr viel gutem Willen auch Lebensformen beherbergen könnten, dann gibt es zunächst einmal keinen plausiblen Grund, warum das bei anderen sonnenähnlichen Sternen wesentlich anders sein sollte. So gesehen erscheint mir die Zahl der 6 Milliarden erdähnlichen Planeten in der Milchstrasse sogar eher noch zu tief gegriffen.

Die Frage, die sich mir stellt, ist eher diejenige, wieviele dieser erdähnlichen Planeten dann auch wirklich Leben beherbergen. Diese Frage erscheint mir bei der heute vorliegenden Datenlage nach wie vor unbeantwortet zu sein. An den erdähnlichen Planeten scheint es nicht zu liegen, von denen dürfte es mehr als genügend geben, die Frage ist also eher, wie wahrscheinich es ist, dass auf diesen eine Evolution in Gang kommen kann.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Bynaus

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Also zunächst: "bis zu 6 Milliarden erdähnliche Planeten" - also sagen wir, total 5? :) Man darf nicht vergessen, dass es sich hier um ein "upper limit" handelt, also eine Abschätzung, wonach es "nicht mehr als 0.18 erdähnliche Planeten pro G-Stern" sein sollen. Der nominelle Wert wird tiefer liegen, ein allfälliges unteres Limit noch tiefer.

Und dann stellt sich natürlich die Frage, ob man von den Kepler-Planeten einfach so auf alle G-Sterne der Galaxis schliessen darf. Schliesslich befinden sich die Kepler-Sterne in einer bestimmten galaktozentrischen Distanz (die Eigenschaften der Sterne variieren in Funktion davon) und befinden sich in einer bestimmten Distanz von der galaktischen Ebene (die Eigenschaften der Sterne variieren ebenfalls in Funktion davon). Es ist keinesfalls gesagt, dass diese sonnenähnlichen Sterne in Bezug auf die Häufigkeit von erdähnlichen Planeten repräsentativ für die Gesamtheit der sonnenähnlichen Sterne der Galaxis sind.

Und dann kommt eben noch das dazu, was Mac gesagt hat: erdähnliche Planeten sind nach dieser Definition... ja was genau, eigentlich? Planeten <1.5 Erdradien innerhalb der optimistischen habitablen Zone? Da wird nur ein kleiner Bruchteil wirklich bewohnbar im Sinne von "potentiell besiedelbar durch den Menschen" (das stellen wir uns ja fast unweigerlich zumindest vor, wenn wir von einem "erdähnlichen Planeten" reden). Wenn man nur schon denkt, wie oft das Leben auf der Erde an seiner Auslöschung vorbei geschrammt ist... gerade heute habe ich einen Artikel über die gigantischen Mengen an CO2 gelesen, die an der Perm-Trias-Grenze freigesetzt wurden, als ein Mantel-Plume sich halt eben zufällig durch ein gigantisches Becken mit Kohleablagerungen frass - und dabei das "grosse Sterben", das grösste Massenaussterben in der Geschichte des Planeten auslöste. Einfach so, ohne böse Absicht, geologische Prozesse in Aktion halt und huch - fast hätten wir den "erdähnlichen" Planeten in eine tote Hölle verwandelt. Auch auf Mars und Venus ist eine mehr oder weniger zufällige Abkehr von ursprünglich viel lebensfreundlicheren Bedingungen innerhalb des gegenwärtigen Wissensstandes immer noch denkbar. Ob ein Planet bewohnbar im "menschlichen" Sinn ist, ist nicht nur einfach eine Funktion seiner Grösse und seines Abstandes zum Stern: es ist eine höchst komplexe Funktion vieler Faktoren, von denen Grösse und Abstand gerade mal zwei sind - das garantiert, dass nur in den wenigsten Fällen alle Faktoren so zusammenspielen, dass eine erdähnliche Welt herauskommt. Man kann sicher keine realistische Zahl nennen, aber ich wäre nicht erstaunt, wenn es in der Galaxis gerade mal einige tausend Welten gäbe, die der Mensch als "erdähnlich" bezeichnen würde, wenn er dort ankäme.

Ich stimme Mac auch zu, dass das bewusste oder unbewusste Hervorrufen solcher Bilder von einladend leeren, aber lebensfreundlichen Welten eben auch zum Verkaufsargument dieser Art von Forschung gehört - das ist aus meiner Sicht aber nicht falsch oder täuschend, denn letztlich muss sich jegliche Grundlagenforschung ohne unmittelbare Anwendungsmöglichkeit auf irgendwelche "ewigen" Fragen der Menschheit berufen - und die Suche nach einer anderen Erde ist eine davon geworden. Wenn wir andere Erden finden, so das sicher nicht ganz falsche Argument, werden wir auch unsere eigene Erde und ihre Geschichte besser verstehen und einordnen können. Gibt es viele andere wie uns? Oder sind wir allein? Sind wir ein einzigartiger Zufall, oder reihen wir uns ein in eine grosse Vielfalt?

Ja, und sicher - heute ist es komplett illusorisch, diese Welten besiedeln zu wollen. Aber ich würde nicht meine Hand ins Feuer legen wollen, dass das immer so bleiben wird. Ich mag meine Hand nämlich so wie sie ist: unverbrannt... :)
 

mac

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Hallo Bynaus,

Ja, und sicher - heute ist es komplett illusorisch, diese Welten besiedeln zu wollen. Aber ich würde nicht meine Hand ins Feuer legen wollen, dass das immer so bleiben wird. Ich mag meine Hand nämlich so wie sie ist: unverbrannt... :)
😊deshalb auch

...hat auf beinahe unabsehbare Zeit, ...
Und auch wenn es dereinst mal soweit kommen sollte, wird es von uns nix mehr geben, was man noch irgendwie wirksam verbrennen könnte. 😉

Und meine Auffassung zum Sinn oder doch eher Unsinn einer Besiedelung ferner Planeten kennst Du ja. Ich hatte in meiner Antwort an TomTom333 auch schon eine entsprechende Erklärung eingebaut, dachte dann aber: ‚Nö, nicht schon wieder!“ :D

Herzliche Grüße

MAC
 
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