Signale von rotierenden Neutronensternen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik astronews.com
12. April 2018
Der Nachweis von Gravitationswellen von verschmelzenden
Schwarzen Löchern oder Neutronensternen hat Astronomen die Tür zu einem ganz
neuen Forschungsfeld geöffnet. Nun wollen Wissenschaftler nach
Signalen fahnden, die kontinuierlich abgestrahlt werden - etwa von schnell
rotierenden Neutronensternen. Dabei setzten sie auch auf die Rechenleistung
zahlreicher Heimcomputer.
Schnell rotierende Neutronensterne, zu denen
auch Pulsare gehören (hier im Bild), könnten
Quellen kontinuierlicher Gravitationswellen sein.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in
Hannover ist eine dauerhafte unabhängige Max-Planck-Forschungsgruppe unter der
Leitung von Dr. M. Alessandra Papa eingerichtet worden. Das Hauptziel der
Arbeitsgruppe "Suchen nach kontinuierlichen Gravitationswellen" ist der erste
direkte Nachweis der von schnell rotierenden Neutronensternen ausgestrahlten
Gravitationswellen.
Diese Gruppe ist die größte weltweit, die sich diesem Thema widmet und sie
führt die empfindlichsten Suchen nach dieser Art von Gravitationswellen mit dem
verteilten freiwilligen Rechenprojekt Einstein@Home durch. Ergänzend zur
dauerhaften Grundfinanzierung erhält die Gruppe zusätzliche Fördermittel in den
ersten fünf Jahren.
"Mit den ersten direkten Nachweisen der Gravitationswellen von
verschmelzenden Paaren Schwarzer Löcher und Neutronensterne haben wir die ersten
Schritte in neues astrophysikalisches Territorium gemacht", so Papa. "Aber ein
großer Teil dieses neuen Kontinents ist noch nicht kartiert. Während wir wissen,
dass es rund hundert Millionen einzelne Neutronenstern in unserer Galaxie gibt,
haben wir bislang nur rund 3000 von Ihnen identifiziert. Wir wollen diese
mehrheitlich unsichtbare Population durch den Nachweis ihrer kontinuierlichen
Gravitationswellenabstrahlung aufspüren."
Die Art von Gravitationswellen, die einzelne Neutronensterne ausstrahlen
unterscheidet sich stark von den bereits nachgewiesenen Signalen. Schnell
rotierende Neutronensterne können deutlich schwächere, aber sehr viel länger
andauernde (kontinuierliche) Gravitationswellen ausstrahlen. Diese Wellen zu
finden, ist sehr schwierig und durch die für die Suchen verfügbare
Rechenleistung begrenzt.
Das liegt daran, dass viele Unbekannte in großen Bereiche gesucht werden
müssen: die Himmelsposition des Sterns, seine Rotationsfrequenz und seine für
die Gravitationswellenabstrahlung verantwortliche Verformung. Das freiwillige
verteilte Rechenprojekt Einstein@Home trägt den Hauptteil der für die
hochmodernen Suchmethoden erforderliche Rechenleistung bei.
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