Trauer um Stephen Hawking
von Stefan Deiters astronews.com
14. März 2018
Stephen Hawking ist tot: Diese Nachricht sorgte am
Morgen für Betroffenheit bei Wissenschaftlern und Wissenschaftsinteressierten in aller Welt. Hawking
leistete wichtige Beiträge zur Erforschung der Schwarzen Löcher und der Anfänge des
Universums, dürfte den meisten aber durch seine populärwissenschaftlichen Werke
bekannt sein, wie etwa seinen Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit".
Stephen Hawking schwerelos während eines
Parabelflugs im Jahr 2007. Er wollte sich damit
auf einen Flug ins All vorbereiten.
Foto: NASA / Jim Campbell, Aero-News Network [Großansicht] |
Für manche war er der größte Wissenschaftler aller Zeiten, zweifellos war er
einer der brillantesten Geister unserer Zeit: Stephen Hawking. Der britische
Astrophysiker ist heute im Alter von 76 Jahren gestorben.
Hawking wurde am 8. Januar
1942 in Oxford geboren und galt unter seinen Lehrern zunächst nicht als der
cleverste Schüler. Trotzdem verpassten ihm seine Schulkameraden den Spitznamen
"Einstein", was vielleicht auch ein Grund war, weshalb er sich für Wissenschaft
und das Universum zu interessieren begann.
"Physik und Astronomie boten die Hoffnung, unsere Herkunft zu verstehen und
warum es uns überhaupt gibt", sagte er einmal. "Ich wollte die Tiefen des
Universums erforschen." Das tat er als Student zunächst am University College
Oxford und dann an der University of Cambridge, wo er seine Doktorarbeit zum
Thema "Die Eigenschaften des sich ausdehnenden Universums" schrieb. Sie ist
inzwischen für jedermann von einem Server der Cambridge University
herunterladbar.
Auch anschließend arbeitete er in Cambridge, in den Anfangsjahren zunächst
mit Roger Penrose über das Universum und den Urknall. Anschließend widmete er
sich detailliert den Schwarzen Löchern. Dabei entdeckte er, dass auch Schwarze
Löcher eine bestimmte Form der Strahlung abgeben, die dazu führt, dass sie sich
über einen sehr langen Zeitraum wieder auflösen können. Diese Strahlung ist
heute als "Hawking-Strahlung" bekannt. Lange Zeit befasste sich Hawking auch mit
dem Problem, die allgemeine Relativitätstheorie und die Quantenmechanik in einer
als Quantengravitation bezeichneten Theorie zu vereinigen. Bis heute ist dies nicht
gelungen.
Die meisten Menschen ist Hawking aber nicht durch seine wissenschaftlichen
Beiträge bekannt, sondern durch seine populärwissenschaftlichen Bücher, etwa
seinen Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit". Auch äußerte sich Hawking
immer wieder zu Fragen, die die Öffentlichkeit bewegten, etwa zu Gott oder
Außerirdischen.
Hawkings Leben und seine öffentlichen Auftritte waren geprägt von seiner
Krankheit, die ihn seit seiner Studentenzeit begleitete: 1963 wurde bei ihm Amyotrophe Lateralsklerose diagnostiziert, eine degenerative Erkrankung des
motorischen Nervensystems. Anfangs gaben ihm die Mediziner nur noch weniger
Jahre, doch er ließ sich nicht entmutigen und folgte seinem eingeschlagenen Weg. Offenbar verlief die Krankheit bei ihm sehr viel
langsamer, als bei anderen Betroffenen.
Trotzdem war er seit 1968 auf den Rollstuhl angewiesen, seit Mitte der 1980er
Jahre konnte er nicht mehr sprechen und verständigte sich in den vergangenen
Jahrzehnten mithilfe von Sprachcomputern, die er mit Augenbrauen,
Wangenbewegungen und zuletzt mit den Augen bediente.
Trotz seiner Behinderung ließ sich Hawking die Freude am Leben nicht nehmen:
Er bereitete sich bei einem Parabelflug auf einen Flug ins Weltall vor, reiste
in die Antarktis und spielte auch in einer Folge der Serie "Raumschiff
Enterprise - Das nächste Jahrhundert" mit. Auch dieser Wille, trotz aller
Einschränkungen, zu Leben und zu Erleben hat
für viel Bewunderung gesorgt und war wohl auch ein Grund dafür, dass er zu einem
regelrechten Superstar der Wissenschaft wurde, der sich immer wieder auch zu Themen wie
Klimawandel oder künstlicher Intelligenz äußerte.
Die Stimme von Stephen Hawking,
auch wenn sie nur aus dem Computer kam, wird fehlen - der Wissenschaft und
der Welt.
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