Rätsel um Satellitengalaxien von Centaurus A
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Basel astronews.com
5. Februar 2018
Galaxien wie die Milchstraße oder die Andromedagalaxie
werden von einem System von Satellitengalaxien begleitet, die um die jeweilige
Galaxie kreisen. Simulationen zur Galaxienentstehung sagen eine bestimmte
Verteilung dieser Satellitengalaxien voraus, die Beobachtungen aber nicht
bestätigen konnten. Auch neue Daten von Centaurus A stehen im Widerspruch zu den
Vorhersagen.
Die Galaxie Centaurus A mit ihrem markanten
Staubband. Astronomische Beobachtungen ihrer
Satellitengalaxien zeigen Eigenschaften, die im
Widerspruch zum gängigen kosmologischen Modell
stehen.
Bild: Christian Wolf & SkyMapper Team /
Australian National University [Großansicht] |
Unsere Milchstraße ist wie andere große Sternsysteme von kleineren Galaxien
umgeben, die sie als Satelliten umkreisen. Laut dem Standardmodell, mit dem
Astronomen die Entstehung von Galaxien beschreiben, sollten diese
Satellitengalaxien zufällig verteilt und ungeordnet die Muttergalaxien umlaufen.
Das Standardmodell geht davon aus, dass alle Galaxien überwiegend aus
unsichtbarer Dunkler Materie bestehen, die aber noch nie direkt nachgewiesen
werden konnte.
Beobachtungen der Milchstraße und der Andromedagalaxie scheinen jedoch diesem
Modell zu widersprechen: Vor wenigen Jahren entdeckten Astronomen dort
Satellitengalaxien, die auf scheibenförmigen Ebenen um die großen Galaxien
angeordnet sind und sich gemeinsam im gleichen Drehsinn bewegen. Dabei könnte es
sich, im Einklang mit dem Standardmodell, um Ausnahmen von der Regel handeln.
Neue Befunde von Forschern um Oliver Müller von der Universität Basel
deuten nun aber darauf hin, dass es sich nicht um statistische Ausreißer
handelt: Die Forscher analysierten die Bewegung von Satellitengalaxien rund um
Centaurus A, eine Galaxie, die rund 13 Millionen Lichtjahre entfernt ist. Die
Satellitengalaxien sind in einer Ebene angeordnet, welche senkrecht zur
Muttergalaxie steht. Diese Ebene ist in einem günstigen Winkel zur Erde
ausgerichtet, sodass sich anhand des Dopplereffekts des Sternlichts bestimmen
lässt, wie sich die Objekte bewegen.
So konnten die Forscher nachweisen, dass 14 von 16 Satellitengalaxien einem
gemeinsamen Bewegungsmuster folgen und innerhalb der Ebene um die Hauptgalaxie
rotieren. Die stünde, so die Forscher, im Gegensatz zu den Ergebnissen von
Modellsimulationen mit Dunkler Materie, nach denen sich höchstens ein halbes
Prozent der Satellitensysteme im nahen Universum so verhalten sollte.
"Die kohärente Bewegung scheint ein universelles Phänomen zu sein, das nach
neuen Erklärungen verlangt", kommentiert Müller. Denn die astronomischen
Beobachtungen stehen im Widerspruch zu den Simulationen. Ein Zufall, so die
Wissenschaftler, würde sich ausschließen lassen, da dieser Befund nach
Milchstraße und Andromedagalaxie nun bei Centaurus A bereits zum dritten Mal
nachgewiesen werden konnte. Mit dem kosmologischen Standardmodell könne die
Entstehung solcher Strukturen jedenfalls nicht erklärt werden. Die Resultate
würden vielmehr darauf hindeuten, dass Satellitengalaxien bei der Kollision
zweier Galaxien entstanden sind und keine Dunkle Materie enthalten.
Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Science erschienen ist.
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