Himmelsdurchmusterung wird fortgesetzt
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie astronews.com
17. November 2017
Der Sloan Digital Sky Survey wird mit dem SDSS-V
fortgesetzt: Dank einer Förderzusage der Alfred P. Sloan Foundation
sollen die Beobachtungen dazu 2020 beginnen. SDSS-V wird die erste
Durchmusterung sein, bei der Spektren von Himmelsobjekten am gesamten Himmel
aufgenommen werden - und das sogar wiederholt, um Objekte zu verstehen, die sich
verändern.
Symbolische Darstellung der Bereiche, die im
Rahmen des SDSS-V erfasst werden sollen.
Bild: Robin Dienel/Carnegie Institution
for Science/SDSS [Großansicht] |
Die Alfred P. Sloan Foundation hat Fördergelder in Höhe von 16
Millionen Dollar für die erste spektroskopische Untersuchung zur Beobachtung und
Überwachung von Objekten am gesamten Himmel zugesagt. So können die Astronomen
Millionen von Objekten und ihre Veränderungen im Laufe der Zeit beobachten. Das
verspricht zum einen solidere Statistik bekannter astronomischer Objekte, zum
anderen auch ganz neue Entdeckungen.
Mit den gewonnen Daten wird man den Ursprung von Supernovae, die Beziehung
zwischen Sternen und ihren Planetensystemen, die Entstehung unserer Galaxis und
das Anwachsen Schwarzer Löcher besser verstehen können. Der erste Sloan
Digital Sky Survey (SDSS) von 2000 bis 2005 revolutionierte die digitale
Astronomie. Zuvor hatten die Forscher bei Studien einer bestimmten Klasse von
astronomischen Objekten, etwa bestimmter Galaxientypen oder Sterne, auf
höchstens einige hundert Objekte oder Beobachtungen zurückgreifen können. In der
Regel handelte es sich dabei zudem um Beobachtungen mit verschiedenen
Teleskopen, was erhebliche Anstrengungen erfordert, will man systematische
Vergleiche und statistische Rückschlüsse vornehmen.
Mit dem ersten SDSS änderte sich diese Art der Forschung grundlegend. Der
SDSS nutzte ein spezielles 2,5-Meter-Teleskop am Apache Point Observatory
in New Mexico. Mit einer hochmodernen Kamera und einem Spektroskop wurden
Galaxien und Sterne auf der Hälfte der nördlichen Hemisphäre beobachtet und
katalogisiert, wobei Spektren von mehr als 700.000 astronomischen Objekten
aufgenommen wurden. Damit hatten die Astronomen auf einen Schlag Zugang zu
Beobachtungsdaten hoher Qualität, die unter einheitlichen Bedingungen
aufgenommen wurden. Für statistische Untersuchungen standen Stichproben mit
tausenden oder hunderttausenden Beobachtungen zur Verfügung.
SDSS wurde anschließend noch mehrfach erweitert. Insgesamt verdanken die
Astronomen den SDSS-Durchmusterungen die dreidimensionalen Positionen von mehr
als einer Million Galaxien und Hunderttausenden von Quasaren und damit die
tiefste Karte unseres Universums. SDSS hat die Bewegung von mehr als einer
Viertelmillion Sternen in unserer Milchstraße erfasst und damit einzigartig
wertvolle Daten über die Struktur und Dynamik unserer Heimatgalaxie geliefert.
Es suchte nach fernen Supernovae ebenso wie nach riesigen Planeten, die andere
Sterne umkreisen.
Der SDSS war auch ein Pionier von "Open Science", von Wissenschaft, die ihre
Ergebnisse allgemein zugänglich macht: Bilder, Spektren und Katalogdaten wurden
sämtlich veröffentlicht und sind seither für hunderte weiterer
Forschungsprojekte verschiedenster Gruppen auf der ganzen Welt genutzt worden.
Insgesamt haben sich die SDSS-Durchmusterungen zu einem der einflussreichsten
Projekte in der astronomischen Forschung entwickelt und Maßstäbe für die Art und
Weise gesetzt, wie gute Durchmusterungen durchgeführt werden sollten.
Die neue Phase SDSS-V wird von Juna Kollmeier von der Carnegie
Institution for Science geleitet. Sie wird von einem Konsortium aus 18
Institutionen unterstützt, zu dem auch das Max-Planck-Institut für Astronomie,
das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik sowie das Leibniz-Institut
für Astrophysik Potsdam gehören. Der SDSS-V Projektwissenschaftler ist Hans-
Walter Rix, Direktor am Max-Planck-Institut für Astronomie.
SDSS-V wird die erste spektroskopische Untersuchung sein, die den gesamten
Himmel mit Hilfe von Observatorien auf der Nord- und Südhalbkugel untersuchen
wird. Zum Einsatz kommen dabei das ursprüngliche SDSS-Teleskop in New Mexico und
das du-Pont-Teleskop der Carnegie Institution am Las Campanas Observatory
in Chile. Mit der neuen spektroskopischen Technologie werden neue Messungen
möglich - einschließlich spektroskopischer Untersuchungen verschiedener Regionen
benachbarter Galaxien.
Besonders ist dabei, dass SDSS-V seine Beobachtungen zu verschiedenen Zeiten
wiederholen und so einen rudimentären "Film" des Nachthimmels erstellen wird,
der festhält, wie sich astronomische Objekte im Laufe der Zeit verändern. Solch
eine großflächige Suche nach Veränderungen ist in der Astronomie derzeit noch
unüblich – und verspricht damit, dass sich auf diese Art eventuell sogar neue
astronomische Phänomene entdecken lassen.
"Durch die schnelle und wiederholte Vermessung des Himmels, wie sie bisher
noch nie durch spektroskopische Untersuchungen durchgeführt wurde, wird SDSS-V
nicht nur die Daten zur Beantwortung bekannter offener Fragen erheblich
verbessern, sondern es kann - vielleicht noch wichtiger - auf ganz neue Gebiete
der Astronomie vorstoßen," so Rix.
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