Faszinierende Supererde um LHS 1140
von Stefan Deiters astronews.com
20. April 2017
Um den rund 40 Lichtjahre entfernten Zwergstern LHS 1140
haben Astronomen einen Planeten aufgespürt, der nach Überzeugung der
Wissenschaftler der bislang am beste geeignete Kandidat sein könnte, um nach Spuren von Leben
zu suchen. Allerdings unterscheidet sich die ferne Welt deutlich von der Erde:
Sie ist größer und auch massereicher als unser Heimatplanet.
So könnte der jetzt entdeckte Planet um den
Roten Zwerg LHS 1140 aussehen.
Bild:
ESO / spaceengine.org [Großansicht] |
Bei dem Planeten um LHS 1140 handelt es sich um eine sogenannte Supererde,
also eine Welt, die größer und massereicher ist als unser Heimatplanet, aber
noch kein neptunähnliches Objekt. Der Planet, der einen Roten Zwergstern in rund
40 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Walfisch umkreist, hat einen Durchmesser
von knapp 18.000 Kilometern und ist damit etwa 1,4-mal größer als die Erde. Die
Masse des Planeten übertrifft die der Erde sogar um das 7-Fache.
Der Begriff erdähnlich fällt einem also nicht wirklich ein, wenn man an den
fernen Planeten denkt. Trotzdem glauben Astronomen, dass es sich um einen der
interessantesten bekannten Planeten handeln könnte, insbesondere dann, wenn man
sich auf die Suche nach Spuren von Leben machen möchte.
LHS 1140b, so der Name des Planeten, umrundet nämlich einen Roten Zwerg alle
25 Tage im genau richtigen Abstand: Der Planet ist seinem Zentralstern zwar
zehnmal näher als die Erde der Sonne, bekommt aber nur etwa die Hälfte der
Strahlung ab, die von der Sonne auf die Erde gelangt. Rote Zwergstern sind
äußerst lichtschwach. LHS 1140b liegt dadurch mitten in der habitablen Zone um den
Stern, also genau dort, wo Wasser in seiner flüssigen Form theoretisch möglich
wäre.
"Dies ist der wohl faszinierendste extrasolare Planet, den ich im Laufe der
letzten zehn Jahre gesehen habe", so Jason Dittmann vom Harvard-Smithsonian
Center for Astrophysics. "Wir könnten uns kein besseres Ziel wünschen, um eine
der größten wissenschaftlichen Herausforderungen in Angriff zu nehmen: die Suche
nach Leben jenseits der Erde."
"Die gegenwärtigen Eigenschaften des Roten Zwergs sind ausgesprochen
günstig", unterstreicht auch Nicola Astudillo-Defru von der Genfer Sternwarte.
"LHS 1140 dreht sich langsamer um die eigene Achse und sendet weniger
energiereiche Strahlung aus, als es andere Sterne dieses Typs tun." In jüngeren
Jahren zeigen Rote Zwerge oft eine sehr hohe Aktivität, die für die Atmosphären
von Planeten in ihrer Umgebung gefährlich sein und im schlimmsten Fall sogar zur
Zerstörung der Lufthülle führen kann. Dieses Schicksal könnte LHS 1140b aber,
eine bestimmte Entwicklungsgeschichte vorausgesetzt, erspart geblieben sein.
LHS 1140b wurde ursprünglich im Rahmen des MEarth-Projekts entdeckt. Mit
dessen Teleskopen konnte ein regelmäßiger geringfügiger Helligkeitsrückgang von
LHS 1140 registriert werden, was die Astronomen als Transit des Planeten vor
seinem Zentralstern interpretierten. Beobachtungen mit dem Instrument HARPS am
einem der Teleskope am Observatorium in La Silla der europäischen Südsternwarte
ESO bestätigten dann diesen Verdacht.
Die Astronomen vermuten, dass der Planet mindestens fünf Milliarden Jahre
alt ist. Angesichts seiner Größe dürfte er aus Gestein bestehen und wird
vermutlich über einen großen Eisenkern verfügen. Sollte der Planet tatsächlich
eine Atmosphäre besitzen, wäre er ein dankbares Ziel für weitere
Untersuchungen, die dann mehr über deren Zusammensetzung verraten könnten.
Über ihre Beobachtungen berichtet das Team in einem Fachartikel, der heute in
der Zeitschrift Nature erschienen ist.
|