Daten aus zwei Jahrzehnten veröffentlicht
von Stefan Deiters astronews.com
14. Februar 2017
Ein internationales Astronomenteam hat jetzt
Beobachtungsdaten veröffentlicht, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten bei
der Suche nach extrasolaren Planeten angesammelt hatten. Die Forscher hoffen,
dass durch die Freigabe noch mehr ferne Welten aufgespürt werden können.
Sie selbst haben in dem Datensatz auf Anhieb 100 neue potentielle Exoplaneten
entdeckt - darunter einen ganz in unserer Nähe.
So könnte das System Lalande 21185 aussehen.
Bild:
Ricardo Ramirez [Großansicht] |
Bei den jetzt veröffentlichten Beobachtungsdaten handelt es sich um
Radialgeschwindigkeitsmessungen aus den letzten zwei Jahrzehnten von über 1600
Sternen mithilfe des Spektrometers HIRES am 10-Meter-Keck-I-Teleskop auf Hawaii.
Der Datensatz enthält fast 61.000 individuelle Messungen, in denen mit der
sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode nach extrasolaren Planeten gefahndet
werden kann.
Bei diesem Verfahren wird nach dem leichten Wackeln eines Sterns gesucht, das
durch den Umlauf eines Planeten entsteht, der dabei praktisch an seinem Zentralstern
"zieht". Dieses Wackeln verrät sich durch eine leichte, im Spektrum
erkennbare Dopplerverschiebung des
Lichts, wenn sich der Stern entweder von der Erde entfernt oder sich ihr nähert.
Mit diesem Verfahren wurden bereits unzählige Exoplaneten um andere Sonnen
entdeckt.
"HIRES war für diese Suche nach Exoplaneten nicht optimiert, hat sich aber zu
einem regelrechten Arbeitstier auf diesem Gebiet entwickelt", so Steve Vogt von
der University of California in Santa Cruz, der das Instrument gebaut hat. "Ich
freue mich sehr, einen Beitrag zu einem Forschungsgebiet leisten zu können, das
den Blick auf unsere Position im Universum fundamental verändert."
Durch die Freigabe der HIRES-Daten aus den letzten beiden Jahrzehnten wollen
sich die Astronomen vor allem Hilfe bei der Auswertung des Materials holen: Allein ist die
riesige Datenmenge, die sich inzwischen angesammelt hat, kaum mehr zu
bewältigen. In den Beobachtungen der vergangenen Jahre dürften daher noch zahlreiche bislang unentdeckte
Welten schlummern.
Das Team hat den jetzt veröffentlichten Datensatz mithilfe eines statistischen Verfahrens auch selbst
einmal analysiert: "Wir waren dabei sehr konservativ, wann wir ein Signal als Exoplaneten-Kandidat zählen und wann nicht", so Mikko Tuomi von der
University of
Herfordshire. "Aber selbst mit unseren strengsten Kriterien haben wir über 100
wahrscheinliche neue Kandidaten entdeckt."
Einer dieser Kandidaten kreist um den Stern GJ 411, der auch als Lalande
21185 bekannt ist. Er zählt mit einer Entfernung von nur 8,1 Lichtjahren zu den
sonnennächsten Sternen. Es handelt sich um einen Zwergstern mit nur etwa 40 Prozent
der Masse unserer Sonne. Der entdeckte Planet scheint seinen Stern in weniger
als zehn Tagen zu umkreisen, so dass es sich hier nicht um eine zweite Erde
handeln dürfte.
"Eines unserer wichtigsten Ziele ist es, die Suche nach Planeten
demokratischer zu machen", so Greg Laughlin von der Yale University. "Jeder kann
die gemessenen Geschwindigkeiten auf unserer Website herunterladen und das Open
Source Software-Paket Systemic verwenden, um damit nach Hinweisen auf Planeten
zu suchen. Eine Bedienungsanleitung für Systemic werden wir auch zur Verfügung
stellen."
Über das Projekt und die neu entdeckten Planetenkandidaten berichtet das Team
in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift The Astronomical Journal
erschienen ist.
|
Ferne Welten - die
astronews.com Berichterstattung über die Suche nach extrasolaren
Planeten |
|