Einblicke ins Wolf-1061-System
von Stefan Deiters astronews.com
24. Januar 2017
Mit einer Entfernung von nur rund 14 Lichtjahren ist Wolf
1061 einer der uns am nächsten gelegenen Sterne, um den man Planeten entdeckt
hat. Die Bewohnbarkeit ferner Welten hängt auch entscheidend vom jeweiligen Zentralstern ab.
Daher haben Astronomen sich nun
Wolf 1061 einmal genauer angesehen. Für die Bewohnbarkeit der Planeten ergab
dies nicht unbedingt Gutes.
Um den Stern Wolf 1061 wurden bislang drei
Planeten entdeckt.
Bild:
NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
"Das Wolf-1061-System ist von großer Bedeutung, da es uns vergleichsweise
nahe ist und damit Möglichkeiten für weitere Beobachtungen bietet, mit denen man
feststellen könnte, ob es dort Leben gibt", so Stephen Kane von der San
Francisco State University. Die Frage nach Leben im Wolf-1061-System könnte
sich stellen, da um den Stern drei Planeten vermutet werden, von denen eventuell einer - Wolf 1061c - in der habitablen Zone liegt, also in jenem Bereich, in dem es theoretisch flüssiges
Wasser auf der Oberfläche geben könnte.
Die Ausdehnung der habitablen Zone um einen Stern ist nicht so ohne Weiteres
festlegbar und hängt von verschiedenen Annahmen und Parametern ab -
hauptsächlich natürlich von den Eigenschaften des jeweiligen Zentralsterns. Kane und seine
Mitarbeiter haben sich daher Wolf 1061 genauer angesehen, um
so auch Genaueres über die habitable Zone um diesen Stern sagen zu können.
Die Astronomen konnten durch Beobachtungen mit dem CHARA-Array des Center for
High Angular Resolution Astronomy (CHARA) der Georgia State University den
Durchmesser von Wolf 1061 auf den 0,32-fachen Durchmesser unserer Sonne
bestimmen. Beim CHARA-Array handelt es sich um ein optisches Interferometer, das
aus sechs Spiegelteleskopen mit einem Durchmesser von jeweils einem Meter
besteht. Durch Auswertung schon vorhandener Daten wurden auch Helligkeit und
Temperatur des Sterns berechnet.
Schließlich analysierten die Wissenschaftler auch mehrjährige Beobachtungen mit
einem 80-Zentimeter-Teleskop der Tennessee State University und bestimmten
die Rotationsperiode des Sterns. Er dreht sich innerhalb von etwa 90 Tagen einmal
um die eigene Achse. Die Astronomen stellten auch sicher, dass es sich bei den
Signalen, die man als Indiz für drei Planeten um Wolf 1061 gewertet hat, nicht
um ein Ergebnis stellarer Aktivität handelt, sondern dass es tatsächlich
Planeten in dem System gibt.
Mit diesen Daten über den Zentralstern hat sich das Team dann die Ausdehnung der habitablen Zone um Wolf 1061 näher angeschaut. Der vielversprechendste Planet,
Wolf 1061c, befindet sich danach am inneren Rand der habitablen Zone -
allerdings gilt dies nur, wenn man für die habitable Zone eine eher
optimistische Abschätzung vornimmt. Zudem dürften sich die Umlaufbahnen der
Planeten des Systems, insbesondere ihre Exzentrizität (also die "Unkreisförmigkeit"), vergleichsweise schnell
verändern, da sich die Planeten gegenseitig beeinflussen. Dadurch kann es
passieren, dass sich Wolf 1061c zu bestimmten Epochen nicht dauerhaft in der habitablen Zone aufhält.
Zwar sei das System stabil, so die Schlussfolgerung der Astronomen, es sei
aber sehr unwahrscheinlich, dass es im System Wolf 1061 einen Planeten mit
flüssigem Wasser auf der Oberfläche gibt. Die Welten dürften vermutlich
eher der Venus ähneln. Da Wolf 1061 deutlich leuchtschwächer ist als die Sonne,
liegt die habitable Zone dort in sehr viel geringerer Entfernung vom Stern als im
Sonnensystem: Wolf 1061c beispielsweise benötigt für einen Umlauf um seinen
Stern nur knapp 18 Tage und ist diesem deutlich näher als der Merkur unserer
Sonne.
Um Wolf 1061 wurden 2015 drei Planeten entdeckt, die den Stern in 4,9, 17,9
und 67,3 Tagen umkreisen. Die Masse der Planeten wird auf etwa 1,4, 4,3 und 5,2
Erdmassen geschätzt, ihr Radius auf 1,5, 1,6 und 2 Erdradien. Alle Planeten sind
damit vermutlich Gesteinsplaneten der Kategorie "Supererde".
Über ihre Analyse berichten die Astronomen in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift The Astrophysical Journal erscheinen wird.
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Ferne Welten - die
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