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JAHRESRÜCKBLICK 2016
Einsteins Wellen, Merkurs Transit und der neunte Planet
von Stefan Deiters
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30. Dezember 2016

Traditionell blickt astronews.com am Ende eines Jahres zurück auf einige herausragende Ereignisse aus Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt aus den vergangenen zwölf Monaten, in diesem Jahr bereits zum 18. Mal. In Erinnerung bleiben wird 2016 vor allem durch ein Ereignis aus dem September 2015, nämlich der ersten direkten Beobachtung von Gravitationswellen.

2016

Machten 2016 Schlagzeilen: Die Entdeckung von Gravitationswellen, der Merkurtransit, der mögliche Planet Neun und ein Planet um Proxima Centauri. Bild: NSF / Ligo Collaboration / S. Deiters / Caltech/R. Hurt (IPAC) / ESO / M. Kornmesser

Das Jahr 2016 dürfte vielen vor allem als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem erstmals die von Albert Einstein vorhergesagten Gravitationswellen direkt beobachtet wurden - allerdings fand diese Beobachtung bereits im September 2015 mithilfe der LIGO-Detektoren in den USA statt. Das Resultat wurde dann aber im Februar 2016 präsentiert, im Juni wurde dann von der Entdeckung eines zweiten Gravitationswellen-Signals berichtet. Für die Astronomen begann damit eine neue Ära der Gravitationswellen-Astronomie. Im Dezember startete ein neuer LIGO-Beobachtungslauf, so dass im kommenden Jahr mit zahlreichen neuen Entdeckungen zu rechnen ist.

Auch an einer der nächsten Generationen von Gravitationswellendetektoren wurde 2016 erfolgreich gearbeitet: Die wissenschaftliche Mission der Sonde LISA Pathfinder begann und der Satellit übertraf dabei alle Erwartungen. Mit LISA Pathfinder sollen Technologien für einen weltraumgestützten Graviationswellendetektor getestet werden.

Eine Mission, die im zu Ende gehenden Jahr weiterhin Schlagzeilen machten, war die Rosetta-Mission der europäischen Weltraumagentur ESA. Weiterhin versuchte man Kontakt zum kleinen Lander Philae zu bekommen, indem man etwa im Januar Befehle übermittelte, durch die dessen Drallrad aktiviert werden sollte.

Doch der erhoffte Erfolg blieb aus: Im Juli wurde die Philae-Unterstützung von Rosetta deaktiviert, denn die gesamte Mission neigte sich nun langsam ihrem Ende entgegen: Zum Abschluss sollte die Sonde in der Region Ma'at des Kometen "landen". Kurz vor diesem Finale Ende September wurde dann der Kometenlander Philae auf der Oberfläche entdeckt. Wenn auch die aktive Missionsphase nun beendet ist, werden die Daten von Rosetta und Philae die Forscher noch viele Jahre lang beschäftigen.

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Auch eine weitere ESA-Mission machte 2016 Schlagzeilen: Im März startete die Sonde ExoMars Trace Gas Orbiter zum Roten Planeten und damit der erste Teil der Mission der russisch-europäischen Mission ExoMars. Der zweite Teil, ein Marsrover, das wurde im Mai bekannt, soll später starten: Nicht schon 2018, sondern erst 2020. Für diesen Rover sollte mit dem kleinen Testmodul Schiaparelli an Bord des Trace Gas Orbiter eine Testlandung durchgeführt werden, was allerdings gründlich daneben ging. Schiaparelli stürzte aus großer Höhe auf den Planeten. Der Trace Gas Orbiter erreichte allerdings den vorgesehenen Orbit und lieferte Ende November erste Bilder. Trotz des nur teilweisen Erfolgs des ersten Teils von ExoMars, bewilligten die ESA-Mitgliedsstaaten im Dezember weiteres Geld für die Marserkundung.

Auf dem Mars angekommen ist die NASA schon lange: Der Rover Curiosity konnte im Mai zwei Marsjahre auf dem Roten Planeten und im August dann das vierjährige Jubiläum der Landung auf dem Mars feiern. Auch noch aktiv war der Marsrover Opportunity, der im Sommer das Marathon-Tal verlassen hat. Die Daten der Marssonden führten auch zu der Erkenntnis, dass die sogenannten Gullies auf dem Mars wohl nicht durch Wasser entstanden sind und der Planet heute trockener ist, als die trockenste Wüste auf der Erde.

Eine der spektakulärsten Missionen des Jahres 2015 machte auch in diesem Jahr Schlagzeilen: Die NASA-Sonde New Horizons funkte weiter Daten ihres Vorüberflugs an Pluto und seinen Monden zur Erde, die immer neue Details enthüllten und auch das  beste Bild der Plutooberfläche lieferten. Erst Ende Oktober waren alle Daten der Pluto-Passage übertragen. Die Mission von New Horizons ist damit allerdings nicht beendet, sondern geht noch einige Jahre weiter.

Auch die NASA erreichte 2016 wieder einen Planeten mit einer Sonde: Juno schwenkte Anfang Juli erfolgreich in den Orbit um Jupiter ein, lieferte Bilder aus dem Jupiter-Orbit teils aus vergleichsweise geringem Abstand. Zuletzt lief allerdings nicht alles so rund mit Juno: Wegen eines Problems mit dem Antriebssystem wurde eine eigentlich für den Herbst geplante Orbitänderung zunächst verschoben.

Die NASA-Sonde Dawn umkreiste 2016 weiter den Zwergplaneten Ceres und zeigte beispielsweise die eindrucksvolle Kratervielfalt auf Ceres oder lieferte Hinweise auf gefrorenes Wasser und Eisvulkane. Inzwischen wurde die Dawn-Mission verlängert und die Sonde untersucht den Zwergplaneten wieder aus einem höheren Orbit. Informationen zu Ceres lieferten auch Teleskope von der Erde, etwa zu den faszinierenden weißen Flecken.

Natürlich beschäftigten die Astronomen auch 2016 extrasolare Planeten: Gleich zu Jahresanfang begann man mit dem Projekt Pale Red Dot, in dessen Rahmen gezielt nach einem Planeten um Proxima Centauri gesucht werden sollte, also um den sonnennächsten Stern überhaupt. Die Suche war erfolgreich: Im August wurde tatsächlich ein erdgroßer Planet um Proxima Centauri aufgespürt.

Doch auch an anderer Stelle waren die Planetenjäger aktiv: das Weltraumteleskop Kepler zeichnete für die Entdeckung von 1.284 weiteren extrasolaren Planeten verantwortlich und sogar im Rahmen der neuen Kepler K2-Mission verzeichnete man Mitte des Jahres schon mehr als 100 bestätigte Exoplaneten. Um den Stern CVSO 30 wurde mit dem Very Large Telescope ein Planet direkt beobachtet. Mit dem TRAPPIST-Teleskop entdeckte man drei rote Welten um einen nahen kühlen Stern sowie zwei Gesteinsplaneten um eine nahe Sonne. Das Weltraumteleskop Spitzer lieferte neue Daten zur geheimnisvollen Lavawelt 55 Cancri e.

Neue, bislang unbekannte Planeten könnte es aber auch in unserem Sonnensystem noch zu entdecken geben - zumindest einen. Gleich im Januar sorgte eine Meldung für Aufsehen, nach der zwei amerikanische Astronomen die Existenz eines neunten Planeten für sehr wahrscheinlich halten. Es wurde sogar schon über das Aussehen von "Planet Neun" spekuliert.

Beim größten Projekt internationaler Zusammenarbeit im All, der Internationalen Raumstation, tat sich 2016 einiges: Im März kehrten der NASA-Astronaut Scott Kelly und sein russischer Kollege Michail Kornijenko nach rund einem Jahr im All zur Erde zurück. Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst soll 2018 noch einmal zur ISS starten und dann auch für einige Zeit das Kommando dort übernehmen. Im Mai konnte man zudem ein besonderes Jubiläum feiern: Die ISS hatte 100.000 Mal die Erde umrundet - allerdings gilt das nur für die ältesten Komponenten. Der Brite Tim Peake und der Franzose Thomas Pesquet waren in diesem Jahr für die ESA an Bord der ISS. Im Dezember scheiterte zudem der Start eines Progress-Raumfrachters.

Auch für "Jedermann" gab es 2016 einiges zu sehen: Anfang Mai zog der Merkur als kleiner schwarzer Punkt vor der Sonne vorüber. Überall im Land faszinierte das Schauspiel dieses Merkurtransits Tausende bei bestem Wetter. Für eher unberechtigte Aufregung in den Medien sorgten zum Jahresende drei "Supermonde" - den größten gab es Mitte November zu sehen - oder auch nicht.

Was sorgte 2016 noch für Schlagzeilen? Der Asteroid 2016 HO3 erwies sich fast als ein kleiner Mond der Erde und in der Umgebung unserer Heimatwelt wurden bislang mehr als 15.000 erdnahe Asteroiden entdeckt. Das Weltraumteleskop Hubble spürte neun Monstersterne im Sternhaufen R136 und erneut eine Galaxie in Rekordentfernung auf. Zudem deuteten Hubble-Daten darauf hin, dass es deutlich mehr Galaxien im Universum gibt als angenommen.

Das Team des Astrometriesatelliten Gaia lieferte erste Daten zu zwei Millionen Sternen und im Sternbild Segel des Schiffs wurde ein neuer Superhaufen entdeckt. Abschied nehmen mussten wir 2016 unter anderen von der Astronomin Vera Rubin, die als Entdeckerin der Dunklen Materie gilt und vom Astronauten und ehemaligen US-Senator John Glenn.

Sicherlich wird auch das Jahr 2017 viele interessante und auch überraschende Nachrichten für diesen Onlinedienst bereithalten. Wir berichten natürlich weiter und bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich bei allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für ihre faszinierende Arbeit, durch die eine Nachrichtenseite wie astronews.com erst möglich wird.

Ein besonderer Dank zudem auch an die Leser, die unsere Arbeit in diesem Jahr im Rahmen von "astronews.com ist mir was wert" mit einem einmaligen oder regelmäßigen Beitrag unterstützt haben. Wir wissen dies sehr zu schätzen.

Bei allen Leserinnen und Lesern bedanken wir uns für die Treue und wünschen für das Jahr 2017 alles Gute.

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