Irdisches Leben für Exoplaneten?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Goethe-Universität Frankfurt am Main astronews.com
30. August 2016
Bis heute hat man jenseits der Erde in unserem Sonnensystem
kein weiteres Leben entdeckt und auch der Nachweis, dass auf anderen Planeten
Leben existiert oder einmal existiert hat, steht noch aus. Ein Frankfurter
Physiker hat sich nun Gedanken darüber gemacht, ob man irdisches Leben
exportieren und so unbewohnten Planeten quasi auf die Sprünge helfen könnte.
Künstlerische Darstellung eines Exoplaneten.
Bild: NASA / Ames / SETI Institute / JPL-Caltech [Gesamtansicht] |
Lässt sich Leben auf Himmelskörper außerhalb unseres Sonnensystems bringen, die
nicht dauerhaft bewohnbar sind? Mit dieser Frage hat sich Prof. Dr. Claudius
Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität in Frankfurt
auseinandergesetzt. Die Suche nach Exoplaneten hat in den vergangenen Jahren
gezeigt, dass es sehr unterschiedliche Typen gibt. "Es gilt daher als sicher,
dass wir viele Exoplaneten entdecken werden, welche zeitweise, aber nicht
dauerhaft bewohnbar sind. Auf diesen Planeten wäre Leben zwar möglich, es hätte
aber nicht die Zeit, sich selbständig zu entfalten", so Gros.
Er hat vor diesem Hintergrund die Frage untersucht, ob es möglich wäre, Leben
auf Planeten mit transienter Bewohnbarkeit zu bringen. Technisch wäre die
Genesis-Mission schon in einigen Jahrzehnten mittels interstellarer
unbemannter Mikro-Raumschiffe realisierbar, die sowohl passiv beschleunigt wie
abgebremst werden könnten.
Ein automatisiertes Genlabor an Bord der Sonde würde bei der Ankunft eine
Auswahl einzelliger Lebewesen mit dem Ziel synthetisieren, eine Ökosphäre aus
Einzellern auf dem Zielplaneten zu etablieren. Diese könnte sich anschließend
autonom und eventuell auch zu komplexen Lebensformen weiterentwickeln. "Auf
diese Weise könnten die zirka vier Milliarden Jahre übersprungen werden, die auf
der Erde notwendig waren, um das präkambrische Entwicklungsstadium zu erreichen,
aus dem sich die Tierwelt vor etwa 500 Millionen Jahren entwickelt hat",
erläutert der Physiker.
Um etwaiges vorhandenes Leben nicht zu gefährden, würden Genesis-Sonden
nur unbesiedelte Exoplaneten ansteuern. Die eigentliche Missionsdauer spielte
beim Genesis-Projekt keine Rolle, da sich die Zeitskalen für die
nachfolgende geo-evolutionäre Entwicklung des Zielplaneten in der Größenordnung
von einigen zehn bis hundert Millionen Jahren bewegen.
Das Genesis-Projekt hat daher keinen direkten Nutzen für die Menschen auf der
Erde. "Es würde uns aber ermöglichen, dem Leben etwas zurückzugeben", so Gros.
In diesem Zusammenhang diskutiert er auch, ob biologische Inkompatibilitäten zu
erwarten wären, falls eine evolutionär voll entwickelte zweite Erde
kolonialisiert würde. Dass dies tatsächlich einmal passiert, "das scheint
derzeit jedoch höchst unwahrscheinlich", so der Physiker.
Über seine Untersuchung berichtet Gros in einem Artikel, der in der
Fachzeitschrift Astrophysics and Space Science erscheinen wird.
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