Wissenschaftliches Zentrum kommt nach Zeuthen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Elektronen-Synchrotrons astronews.com
15. Juni 2016
Mit dem Cherenkov Telescope Array (CTA) aus über
100 Einzelteleskopen wird in den kommenden Jahren das größte
Gammastrahlenteleskop der Welt entstehen. Jetzt fiel die Entscheidung über den
Standort des Science Data Management Centre, gleichzeitig Sitz des
wissenschaftlichen Direktors. Es wird auf dem Gelände des DESY im
brandenburgischen Zeuthen gebaut.
Architekturentwurf des Gebäudes für das
wissenschaftliche Zentrum von CTA auf dem
DESY-Campus in Zeuthen.
Bild: Dahm Architekten &
Ingenieure, Berlin [Großansicht] |
Das internationale Großprojekt der Gammaastronomie, das Cherenkov
Telescope Array (CTA), hat einen wichtigen Schritt zur Realisierung getan.
Die Gesellschafterversammlung der CTAO GmbH hat beschlossen, das Science
Data Management Centre und den Sitz des wissenschaftlichen Direktors am
Forschungszentrum DESY in Zeuthen anzusiedeln. Der Verwaltungssitz der
CTA-Organisation wird im italienischen Bologna sein.
"Wir sind sehr froh, dass wir uns im internationalen Bieterprozess
durchsetzen und die wissenschaftliche Koordination von CTA nach Deutschland
holen konnten", sagt Beatrix Vierkorn-Rudolph vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung und stellvertretende Vorsitzende der
CTAO-Gesellschafterversammlung.
Das Cherenkov Telescope Array ist ein weltweit einzigartiges Projekt
zum Bau eines Observatoriums für Gammastrahlenastronomie. Das Observatorium wird
aus über 100 Teleskopen bestehen, die jeweils an einem Standort auf der
Südhalbkugel und einem auf der Nordhalbkugel aufgestellt werden. Mehr als 1.000
Wissenschaftler und Ingenieure aus über 30 Ländern haben sich
zusammengeschlossen, um in den nächsten fünf Jahren die Anlage aufzubauen und
mindestens 20 Jahre zu betreiben. Verhandlungen über die Standorte in Chile und
auf La Palma laufen zurzeit und sollen bis Ende dieses Jahres abgeschlossen
werden.
Das 400-Millionen-Euro-Projekt steht auf der nationalen "Roadmap" für
zukünftige Forschungsinfrastrukturen des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung, ebenso auf der ESFRI-Roadmap, dem europäischen Pendant. "Deutschland
hat eine lange und erfolgreiche Tradition in der Gammastrahlungsastronomie, die
wir sehr gut in die wissenschaftliche Koordination von CTA einbringen können",
erklärt Werner Hofmann vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg,
Sprecher des internationalen CTA-Konsortiums und Gründungsdirektor der CTAO
GmbH. "CTA wird diesen Bereich der Astronomie revolutionieren. Wir erwarten
durch CTA ein tiefes Verständnis der Rolle hochenergetischer Prozesse in der
Entwicklung unseres Universums und viele wissenschaftliche Überraschungen."
In Zeuthen werden die Beobachtungsvorschläge von beteiligten Wissenschaftlern
aus der ganzen Welt unter der Leitung des wissenschaftlichen Direktors von CTA
zu den zukünftigen Messkampagnen des Teleskopfeldes vorbereitet, die Daten der
Beobachtungen werden hier aufbereitet und der Wissenschaft zur Verfügung
gestellt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei DESY forschen seit vielen Jahren
auf dem Gebiet der Gammastrahlungs- und Neutrinoastronomie, eng verknüpft mit
umliegenden Universitäten und Forschungseinrichtungen in der Region
Berlin-Brandenburg. Das bietet eine ideale wissenschaftliche Umgebung für das
Science Data Management Centre von CTA. "Für die deutsche
Astroteilchenphysik und auch für die Region um Zeuthen ist heute ein großartiger
Tag", freute sich Christian Stegmann, Leiter des DESY-Standorts in Zeuthen. "Mit
dieser Entscheidung werden nachhaltige Impulse in der Region Berlin-Brandenburg
gesetzt, die schon heute eine feste Größe in der Astronomie und Astrophysik in
Deutschland ist. Wir bedanken uns für das Vertrauen, das die CTAO GmbH DESY
entgegenbringt."
Für das Science Data Management Centre soll ein neues Gebäude auf
dem DESY-Campus am Zeuthener See gebaut werden. Der Betrieb soll eng mit dem
vorhandenen Zentrum verzahnt werden und Synergien nutzen. "Schon bald werden die
Bagger auf dem DESY Campus in Zeuthen anrollen, und später werden die
CTA-Forscher am Zeuthener See mit Hilfe von Gammastrahlen untersuchen, wie tief
im Universum Stoßwellen von gewaltigen Sternenexplosionen durch unsere
Milchstraße pflügen oder riesige Mahlströme in der Umgebung von Schwarzen
Löchern Materie mitreißen", so Stegmann.
|