Satellit sendet erste Daten
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Zentrums für angewandte Raumfahrttechnologie und
Mikrogravitation (ZARM) astronews.com
3. Mai 2016
Mit der Ende April gestarteten Mission MICROSCOPE soll das
sogenannte Äquivalenzprinzip experimentell mit hoher Genauigkeit überprüft
werden. Jetzt erhielten die Teams auf der Erde erste Daten aus dem Orbit, die
zeigen, dass der Satellit funktioniert. Mit den Messungen wird allerdings erst
ab August begonnen werden können.
Künstlerische Darstellung des
MICROSCOPE-Satelliten in der Erdumlaufbahn.
Bild: CNES[Großansicht] |
Am Montag, 2. Mai 2016, erreichte die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler vom Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und
Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen die erste Erfolgsmeldung von
ihrem Forschungs-Satelliten. Per Videoübertragung waren sie zugeschaltet, als
die französischen Kollegen das Experiment an Bord von MICROSCOPE (MICRO
Satellite à traînée Compensée pour l'Observation du Principe d'Equivalence)
initialisierten und das Messinstrument die ersten Testdaten übermittelte. Damit
ist der wichtigste Meilenstein der Testphase erreicht, bevor sich herausstellt,
ob Einsteins Relativitätstheorie auch nach dieser Satellitenmission noch Bestand
haben wird.
"#TSAGE @onera_fr is on. The test masses have been released and servo looped!!!!
Great all green" lautet die Twitter-Nachricht der französischen Partner, die
bestätigt, dass die Testmassen, deren Bewegung im freien Fall nun über zwei
Jahre beobachtet wird, aus der Arretierung gelöst wurden und das Messinstrument
seine Arbeit aufgenommen hat. Bis es soweit war, musste das ZARM-Team, bestehend
aus Hanns Selig, Meike List, Benny Rievers und Stefanie Bremer, drei Tage lang
um das Projekt zittern: Dreimal wurde der Start der russischen Sojus-Rakete
verschoben bis sie schließlich am 25. April 2016 vom Raketenstartplatz in Kourou
in Französisch-Guayana abhob.
Nun läuft wieder alles nach Plan – und der sieht vor, dass nach der
Kalibrierungsphase, die im Juni abgeschlossen sein wird, ein kurzes Zeitfenster
folgt, in dem die gelieferten Daten aufgrund des Verlaufs der Umlaufbahn nicht
verwendet werden können. Für die Messungen an Bord des Satelliten ist es extrem
wichtig, alle äußeren Störungen so weit wie möglich zu reduzieren. Deshalb wurde
der Satellit auf eine Umlaufbahn gebracht, die für den größten Teil des Jahres
im Sonnenlicht verläuft, um so die extremen Temperaturschwankungen zwischen dem
Aufenthalt im Erdschatten und im vollen Sonnenlicht zu vermeiden.
Zwischen Juni und August taucht die Erdumlaufbahn des Satelliten zeitweise in
den Erdschatten ein, so dass die gelieferten Daten während dieser Messphase
nicht ausgewertet werden. Ab August beginnt dann im ZARM in Bremen und bei den
französischen Projektpartnern in Paris die spannende Phase der Datenauswertung.
MICROSCOPE ist zurzeit eine der wichtigsten Satellitenmissionen zur
Untersuchung der fundamentalen physikalischen Naturgesetze. Ziel dieses etwa
zwei Jahre dauernden Projekts ist die experimentelle Überprüfung des
Äquivalenzprinzips, welches besagt, dass auf der Erde alle Körper im Vakuum
gleich schnell fallen, unabhängig davon aus welchen Materialien diese bestehen –
vorausgesetzt, alle Störkräfte, wie etwa magnetische Kräfte, sind ausgeschaltet.
Dieses Prinzip ist nicht nur eine Basisannahme in der klassischen Mechanik,
sondern vor allem einer der Grundpfeiler von Einsteins Allgemeiner
Relativitätstheorie, deren einhundertjähriges Jubiläum im vergangenen Jahr
gefeiert wurde. Die Erwartungen an MICROSCOPE sind also hoch: die Mission könnte
beweisen, dass Einstein falsch lag und damit alternativen physikalischen
Theorien den Weg ebnen.
Das MICROSCOPE-Projekt wurde von den französischen Forschungseinrichtungen
ONERA (Office national d'études et de recherches aérospatiales) und OCA
(Observatoire de la Côte d’Azur) initiiert und wird zum größten Teil
von der französischen Raumfahrtagentur (CNES) finanziert. Einziger
internationaler wissenschaftlicher Partner ist das ZARM, dessen Projektanteil
vom Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.
|