Frühlingssterne und Merkur am Abend
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2016
Der Jupiter ist noch immer der unbestrittene
Star am Nachthimmel. Doch auch der Rote Planet Mars macht sich immer mehr am
Himmel bemerkbar, der kleine Merkur zeigt zur Monatsmitte seine beste
Abendsichtbarkeit des Jahres. Die Sterne des Winters wurden endgültig von den
Sternen des Frühlings abgelöst. Und es gibt auch schon Hinweise auf den Sommer.
Blick nach Süden am Morgen des 25. April 2016. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Für die ersten Tage des Monats April versprechen die Meteorologen frühlingshafte
Temperaturen. Das passt zur Jahreszeit, ist doch auch für die Astronomen
inzwischen schon seit knapp zwei Wochen Frühling. Die
Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet haben, werden
am Himmel immer mehr von den Frühlingskonstellationen verdrängt:
So ist das markante
Frühlingsdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im
Sternbild Jungfrau und Regulus im Löwen besteht, inzwischen schön am
nächtlichen Himmel zu
beobachten.
Wer die hoffentlich bald wärmer werdenden Nächte, die gegenwärtig noch nicht zu spät beginnen,
für einen Spaziergang am Himmel nutzt, kann sogar schon Hinweise auf den
bevorstehenden Sommer finden: Im (Nord-)Osten
erscheint das sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht.
Blickt man am Abend nach Südwesten, kann man dort das Sternbild Krebs
beobachten. Darin findet sich
der Sternhaufen Praesepe (M44), die Krippe [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den
wenigen Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So
soll der griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke"
berichtet haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst
Galileo Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer
beobachtete: Er zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen.
Mit heutigen
Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man schätzt, dass der
Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von der Erde entfernt
und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe befindet sich mit
M67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem Fernglas zu sehen ist.
Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste Sternhaufen unserer
Milchstraße.
Auch Planeten gibt es im April zu sehen: Das gilt allerdings nicht für
unseren Nachbarn Venus, die derzeit nicht zu sehen ist. Dafür
verlegt der Rote Planet Mars seine Aufgänge im Laufe des Monats
immer weiter in die Abendstunden und wird immer mehr zum Planeten der ganzen
Nacht. Kenner wissen es: Im Mai erreicht der Mars seine Oppositionsstellung zur
Sonne. Mars ist im Schlangenträger zu sehen.
Der Gasriese Jupiter stand im vergangenen Monat in Opposition zur Sonne und ist auch im
April bis lange nach Mitternacht am Himmel auszumachen. Er befindet sich im Sternbild
Löwe und ist weiterhin das dominierende Objekt am nächtlichen Himmel. Der Ringplanet
Saturn wird Anfang Juni seine Oppositionsstellung erreichen und
verschiebt seine Aufgangszeiten im Laufe des Monats immer weiter in die Zeit vor Mitternacht. Der zweitgrößte Planet im Sonnensystem befindet sich im Sternbild
Schlangenträger.
Der April bietet auch die einzige gute Möglichkeit in diesem Jahr, den sonnennächsten Planeten
Merkur am Abendhimmel zu sehen. Schon in den ersten Tagen des
Monats ist er nach Sonnenuntergang knapp über dem
Nordwesthorizont zu sehen. Im zweiten Drittel des Monats haben auch ungeübte
Beobachter die besten Chancen den Planeten einmal selbst zu sehen. Anschließend
werden die Bedingungen für eine Beobachtung deutlich schlechter.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen: Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind zwischen dem 16. und 25. April aktiv. Ihr Maximum wird für den 22. April
erwartet. Man erwartet allerdings kein sehr ausgeprägtes Maximum. Die Lyriden
gehen auf den Kometen C/1861 G1 Thatcher zurück.
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