Neue Bilder, neue Fragen
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR und des MPI für Sonnensystemforschung astronews.com
23. März 2016
Die Analyse der detaillierten Aufnahmen, die die NASA-Sonde
Dawn von der Oberfläche des Zwergplaneten Ceres machte, lieferte
Antworten auf so manche Frage der Planetenforscher. Die Bilder zeigten
allerdings auch Strukturen, die neue Rätsel aufwerfen. So ist an einigen Kratern
und Berghängen ein bläuliches Material zu erkennen, dessen Ursprung sich die
Forschern noch nicht erklären können.
Der Krater Occator auf Ceres aus einer
Entfernung von 385 Kilometern. Bild:
NASA /JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA / PSI [Großansicht] |
Umso detaillierter die Planetenforscher der Dawn-Mission auf den
Zwergplaneten Ceres blicken können, desto rätselhafter - und spannender - wird
der Himmelskörper. Die kontrastverstärkten Echtfarben zeigen bläuliches Material
an einigen Kratern und Berghängen. "Man könnte zunächst davon ausgehen, dass es
sich dabei um Impaktschmelzen handelt, die sich bei der Entstehung der Krater
gebildet haben - aber wir sehen das Material auch an Ceres’ höchstem Berg, dem
Ahuna Mons", erläutert Prof. Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR). "Außerdem müsste man dieses bläuliche Material dann auch bei
allen Kratern sehen." Eine exakte Erklärung für dieses Phänomen haben die
Forscher noch nicht. Auf der 47. Lunar and Planetary Science Conference
in Texas zeigte das Dawn-Team nun neue Aufnahmen des Zwergplaneten aus
nur 385 Kilometern Höhe.
Die kontrastverstärkten Farbkarten des Zwergplaneten Ceres zeigen, dass das
bläuliche und recht frische Material an den jüngeren Kratern sowie am Berghang
von Ahuna Mons zu sehen ist. "Dieses Material bildet Fließstrukturen und geht
wahrscheinlich auf eine Interaktion zwischen der direkten Oberfläche und dem
darunterliegenden Material zurück", vermutet Jaumann. Unter der eisfreien
Oberfläche von Ceres müsse sich daher eine weitere, andere Schicht befinden. "Es
gibt Hinweise darauf, dass diese Schicht unter der obersten Kruste mit Eis und
flüchtigen Stoffen angereichert ist." An der Oberfläche hingegen wurde bisher
kaum Eis entdeckt, da dieses sofort sublimiert.
Hilfreich bei der Lösung der Rätsel, die Ceres den Planetenforschern aufgibt,
sind die Daten, die Raumsonde Dawn nun aus dem niedrigsten Orbit zur
Erde sendet. "Noch im letzten Jahr sah der Krater Occator wie eine einzige helle
Fläche aus", so Jaumann. "Jetzt erkennen wir auf den Nahaufnahmen komplexe
Strukturen." Neben mysteriösen hellen Flecken im Kraterinneren sind eine große
helle Aufwölbung im Zentrum zu sehen sowie zahlreiche Risse und Brüche. "Dies
weist auf geologische Aktivität in der jüngsten Vergangenheit hin - wir müssen
aber die Kartierung der Ablagerungen vervollständigen und die Zusammensetzung
bestimmen, um so unsere Thesen für die Formation dieser komplexen Strukturen zu
testen."
Auch die Form und Verteilung der Einschlagkrater auf der Oberfläche war
Gegenstand der Untersuchungen. “Ceres hat weniger große Einschlagbecken als
erwartet”, erklärt der Leiter des Dawn-Kamera-Teams Dr. Andreas Nathues
vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen. “Die Häufigkeit
der kleineren Krater ist dagegen in Übereinstimmung mit den Erwartungen”.
Die Raumsonde Dawn startete im September 2007 auf ihre Reise in den
Asteroidengürtel, der sich zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter
befindet. Im Jahr 2011 erreichte sie den Asteroiden Vesta und untersuchte diesen
mehr als ein Jahr lang. Am 6. März 2015 schwenkte Dawn in eine
Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres ein und umkreist diesen seit Dezember 2015
in nur 385 Kilometern Höhe über der Oberfläche. Noch mindestens bis zum 30. Juni
2016 wird die Sonde den Himmelskörper aus diesem Abstand untersuchen und nach
dem Ende der Mission dort für immer verbleiben.
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