Erste Raketenstufe sicher gelandet
von Stefan Deiters astronews.com
22. Dezember 2015
Es war aus mehreren Gründen eine bemerkenswerte Mission:
Gestern Nacht startete von Cape Canaveral aus eine Falcon-9-Trägerrakete
des Unternehmens SpaceX, um mehrere Kommunikationssatelliten ins All zu
bringen. Erst war der erste Start einer Falcon 9 nach der Explosion
einer Rakete dieses Typs im Juni. Gleichzeitig gelang es, die erste Stufe der
Rakete wieder sicher in Cape Canaveral zu landen.
Landung der erste Stufe der Falcon 9 in Cape Canaveral.
Foto: SpaceX [Großansicht] |
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA setzt bei der Versorgung der
Internationalen Raumstation ISS ganz auf die Dienste kommerzieller Anbieter. Die
Unternehmen SpaceX und Orbital-ATK versorgen die ISS im Auftrag der NASA seit
einiger Zeit mithilfe selbstentwickelter Raumfrachter. SpaceX und das
Unternehmen Boeing sollen in wenigen Jahren auch den Transport von Astronauten
zur ISS übernehmen.
Allerdings waren die letzten Monate für die privaten Anbieter eher schwierig: Im
Herbst 2014 explodierte eine Antares-Trägerrakete mit einem Cygnus-Raumfrachter
an Bord unmittelbar nach dem Start. Orbital-ATK nutzte unlängst eine bewährte
Atlas-5-Trägerrrakete, um die Verpflichtungen gegenüber der NASA einhalten zu
können. Auch SpaceX hatte Probleme: Im Sommer explodierte eine
Falcon-9-Trägerrakete mit einem Dragon-Raumfrachter an Bord einige Minuten nach
dem Start im Flug.
Für die vergangene Nacht war nur der
erste Flug einer Falcon 9 nach dieser Panne
vorgesehen. Von Cape Canaveral aus sollte die Rakete elf
Kommunikationssatelliten der Firma ORBCOMM ins All bringen. Außerdem wollte SpaceX versuchen, die erste Raketenstufe der
Falcon 9 anschließend wieder auf
der Erde zu landen - und zwar nicht einmal zehn Kilometer vom Startplatz
entfernt auf einem nicht mehr genutzten Gelände der Cape Canaveral Air Force
Base.
Die Mission war ein voller Erfolg: "Nach allem, was wir bislang gesehen
haben, ist die Mission perfekt abgelaufen", so Elon Musk, der Gründer von
SpaceX.
Etwa zweieinhalb Minuten nach dem Start der überarbeiteten Falcon-9-Trägerrakete
hatte sich die erste Raketenstufe von der zweiten Stufe getrennt. Die rund
48 Meter hohe Raketenstufe, die normalerweise in den Ozean stürzt und nicht
wiederverwendet wird, machte sich auf die "Rückreise" nach Cape Canaveral,
während die zweite Raketenstufe mit der Nutzlast weiter in den Orbit
beschleunigte.
Etwa neun Minuten nach dem Start, die zweite Raketenstufe hatte fast die
Orbitalgeschwindigkeit erreicht, erschien die erste Raketenstufe wieder am
Himmel von Cape Canaveral. Wenige Sekunden vor der Landung wurde vier Beine
ausgefahren und die Raketenstufe landete aufrecht auf dem vorgesehenen
Landeplatz. SpaceX hatte bereits zuvor Experimente mit Landungen der ersten
Raketenstufe gemacht. Das Unternehmen hatte dabei Landungen auf einem Ponton im
Meer versucht, war aber zwei Mal damit knapp gescheitert.
Erst im vergangenen Monat war die Rakete New Shepard des Unternehmens
Blue Origin nach einem suborbitalen Flug zur Erde zurückgekehrt. Blue Origin
gehört dem Amazon-Gründer Jeff Bezos, der sich anschließend mit Elon Musk
darüber stritt, ob der suborbitale Flug mit den Falcon-9-Starts vergleichbar
sei.
Die erfolgreiche Landung der erste Stufe der Falcon-9-Trägerrakete gilt als
wichtiger Schritt zur Entwicklung eines wiederverwertbaren Trägerraketensystems,
durch das die Startkosten deutlich reduziert werden könnten. Musk geht
davon aus, dass eine perfektionierte Technik zur Wiederverwendung von Raketen
das Geschäft mit Trägerraketen auf den Kopf stellen könnte. So würde der Bau
einer Falcon-9-Trägerrakete rund 60 Millionen US-Dollar kosten, der Treibstoff
für einen Start jedoch nur rund 200.000 US-Dollar. Die Möglichkeiten für
Einsparungen seien also gewaltig.
Bis heute sind die Kosten für Starts von Satelliten und Raumsonden in einen
Erdorbit ein entscheidender begrenzender Faktor für die Durchführung von
Weltraummissionen. Nach Ansicht von Musk könnte ein komplett wiederverwertbares
Trägerraketensystem die Raumfahrt revolutionieren und den Menschen den Weg zu
anderen Planeten bereiten.
Auf Youtube hat SpaceX inzwischen ein
Video der
Liveübertragung der Mission veröffentlicht, sowie ein
Blick auf die Landung
von einem Hubschrauber aus.
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