Detaillierter Blick auf den Halloween-Asteroiden
von Stefan Deiters astronews.com
4. November 2015
Am 31. Oktober 2015 flog der Asteroid 2015 TB145 in einem
Abstand von rund 480.000 Kilometern an der Erde vorüber. Erste Radarbilder
zeigten einen wahrhaft gespenstischen Brocken, der ein wenig an einen riesigen
Totenkopf erinnert. Jetzt haben Forscher die detailliertesten Bilder vorgestellt, die
während der Passage gemacht wurden.
Radarbilder des Asteroiden 2015 TB145, die am 31.
Oktober 2015 zwischen 13.55 und 14.08 Uhr MEZ
entstanden sind. Der Asteroid war zu dieser Zeit
zwischen 710.000 und 690.000 Kilometer von der
Erde entfernt.
Bild: NASA/JPL-Caltech / GSSR / NRAO / GB [Vergrößerte
Gesamtansicht] |
Die ersten Radarbilder, die bereits am Freitag vom sogenannten "Halloween-Asteroiden"
gemacht worden waren, sahen gespenstisch aus: Von einer bestimmten Seite aus
betrachtet schien der Brocken nämlich einem gewaltigen Totenkopf zu ähneln, der
sich langsam um die eigene Achse dreht. Diese Ansicht war am Montag als unser
Bild
des Tages zu sehen.
Jetzt haben Wissenschaftler die detailliertesten Radarbilder vorgestellt, die
während der Passage von 2015 TB145 am vergangenen Sonnabend gemacht wurden. Sie
zeigen den rund 600 Meter durchmessenden Brocken mit einer räumlichen Auflösung
von bis zu 3,75 Metern pro Pixel.
"Auf diesen Radarbildern von Asteroid 2015 TB145 sind Bereiche der Oberfläche zu
sehen, die zuvor nicht zu erkennen waren", so Lance Benner vom Jet Propulsion
Laboratory der NASA, der das Radarbeobachtungsprogramm von Asteroiden leitet.
"Man kann deutliche Einbuchtungen erkennen und helle Punkte, bei denen es sich
um Felsbrocken handeln könnte sowie andere komplexe Strukturen, die wie
Bergrücken aussehen."
"Die Bilder unterscheiden sich deutlich von den Arecibo-Radaraufnahmen vom 30.
Oktober", fährt Benner fort. "Das könnte möglicherweise daran liegen, dass wir
den Asteroiden aus einer anderen Perspektive während seines Umlaufs um die eigene
Achse sehen."
Um diese Aufnahmen zu gewinnen, wurden mithilfe einer 70-Meter-Antenne im kalifornischen
Goldstone Mikrowellen in Richtung des Asteroiden geschickt. Die Reflexionen dieser Wellen
wurden dann vom 100 Meter durchmessenden Green Bank Telescope in
Virginia wieder aufgefangen.
Der Asteroid 2015 TB145 war erst am 10. Oktober 2015 vom Pan-STARRS-1-Teleskop
auf Hawaii entdeckt worden. Der Orbit des Asteroiden war schnell berechnet und es war
klar, dass er der Erde zwar sehr nahe kommen, jedoch keine Gefahr für
unseren Heimatplaneten darstellen wird. Bei einem Einschlag hätte ein Brocken in der
Größe von 2015 TB145 für erhebliche regionale Verwüstungen sorgen können.
Dass der Asteroid erst wenige Wochen vor seiner Erdpassage entdeckt wurde, macht
deutlich, dass sich die Bemühungen der Astronomen, die erdnahen Asteroiden
möglichst vollständig zu erfassen, durchaus lohnen. Eine möglichst lange
Vorwarnzeit dürfte nämlich ein entscheidendes Kriterium sein, um den Einschlag
eines potentiell gefährlichen Asteroiden zu verhindern.
Außerdem benötigt man möglichst viele Informationen über die Beschaffenheit
dieser Brocken - und diese lassen sich etwa durch Radarbeobachtungen gewinnen.
2015 TB145 wird sich im September 2018 erneut der Erde annähern, dann unseren
Heimatplaneten allerdings in einem Abstand von 38 Millionen Kilometern passieren
- das ist etwa ein Viertel des Abstands der Erde von der Sonne.
Die Forscher vermuten, dass es sich bei 2015 TB145 nicht wirklich um einen
Asteroiden, sondern vielmehr um einen "toten" Kometenkern handelt, also um die
Überreste eines Kometen, auf dem sich kein Material mehr befindet, das bei
Annäherung an die Sonne verdampfen könnte. Dafür spricht unter anderem der
ungewöhnliche Orbit des Brockens.
|