Neuer Blick auf den Gasriesen Jupiter
von Stefan Deiters astronews.com
14. Oktober 2015
Das Weltraumteleskop Hubble hat erneut den Gasriesen Jupiter
ins Visier genommen. Der Große Rote Fleck in der Atmosphäre des größten Planeten
in unserem Sonnensystem schrumpft danach weiter - allerdings langsamer als
zuvor. Außerdem beobachteten die Astronomen eine eigentümliche Wellenstruktur, die
von Voyager 2 entdeckt worden war.
Hubbles neuer Blick auf Jupiter.
Bild: NASA, ESA, A. Simon (GSFC), M. Wong
(UC Berkeley), G. Orton (JPL-Caltech) und G.
Bacon (STScI) [Gesamtansicht] |
Das Weltraumteleskop Hubble macht nicht nur faszinierende Bilder von
entfernten Sternen und Galaxien, sondern kann auch interessante Einblicke in die Vorgänge
in unserem Sonnensystem liefern. Das zeigen einmal wieder die neuen
Beobachtungen des Gasriesen Jupiter, die gestern vorgestellt wurden. Sie
entstanden im Rahmen des Programms Outer Planets Atmospheres Legacy
(OPAL), bei dem die äußeren Planeten unseres Sonnensystems jährlich mit Hubble
beobachtet werden sollen.
Auf dem neuen Bild der turbulenten Atmosphäre des größten Planeten im Sonnensystem
sind eindrucksvoll die vielfältigen Windströmungen, Wolken und Sturmsysteme
auf Jupiter zu erkennen. Der Planet wurde insgesamt zehn Stunden lang mit der Wide Field Camera 3
von Hubble
beobachtet. Aus den Daten entstanden zwei Karten, die den gesamten Planeten zeigen.
Besonderes interessierte die Forscher dabei die Entwicklung des Großen Roten
Flecks.
Der Große Rote Fleck ist ein riesiger ovaler Wolkenwirbel, der mindestens schon
seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Manche glauben sogar, dass er
bereits Ende des 17. Jahrhunderts erstmals beobachtet wurde, doch ist
umstritten, ob es sich bei den damaligen Beobachtungen tatsächlich um den Großen
Roten Fleck gehandelt hat.
Das Sturmsystem wird allerdings immer kleiner: Ende des 19. Jahrhunderts wies
der Fleck noch einen Durchmesser von rund 41.000 Kilometern an seiner breitesten
Stelle auf, als die Voyager-Sonden 1979 und 1980 an Jupiter vorüberflogen, waren
es nur noch 23.335 Kilometer. In den letzten Jahren schien sich dieser
Schrumpfungsprozess sogar noch beschleunigt zu haben. Die neuen Beobachtungen
zeigen nun, dass sich das Schrumpfen wieder etwas verlangsamt hat. Er ist
allerdings auf seiner breiteren Seite 240 Kilometer kleiner als noch 2014. Im April
2014 betrug der Durchmesser hier knapp 16.500 Kilometer.
Interessant sind für die Wissenschaftler auch die Details in dem Sturmsystem,
die auf der Hubble-Aufnahme zu erkennen sind und ihre Veränderungen im Laufe der
zehnstündigen Beobachtung. Nördlich des Äquators entdeckten die Forscher zudem
eine seltene Wellenstruktur in der Atmosphäre, die erst einmal zuvor, nämlich
von der Sonde Voyager 2, registriert worden war. Allerdings war sie auf den
damaligen Aufnahmen so schwach, dass man sich nicht sicher war, ob es sich nicht
vielleicht um einen Bildfehler handelt.
In der Region, in der diese Wellenstruktur auf den aktuellen Ansichten zu sehen
ist, gibt es zahlreiche Zyklone und Antizyklone, also Tief- und Hochdruckgebiete.
Ähnliche Wellenstrukturen kennt man auch aus der Erdatmosphäre aus Regionen, in
denen sich gerade tropische Wirbelstürme bilden.
Im Rahmen des Programms Outer Planets Atmospheres Legacy sind bereits die
Planeten Neptun und Uranus von Hubble anvisiert worden. Beobachtungen des zweitgrößten
Planeten des Sonnensystems, Saturn, sind geplant. Auch in den folgenden Jahren
wird Beobachtungszeit mit Hubble für die äußeren Planeten
reserviert sein. Von den Karten, die auf Grundlage dieser Daten entstehen,
erhoffen sich die Forscher neue Einsichten in die Prozesse, die in den
Atmosphären von Gasriesen ablaufen - in unserem Sonnensystem und um andere Sterne.
Die neuen Bilder sind auch in zwei Videos zusammengefasst, die den
rotierenden Planeten und die
Strömungen in der Atmosphäre zeigen. Über ihre Jupiterbeobachtungen
berichten die Wissenschaftler zudem in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift
The Astrophysical Journal erschienen ist.
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