Blauer Mond zum Monatsende
von
Stefan Deiters astronews.com
29. Juli 2015
Der Monat Juli endet mit einem Vollmond: Am 31. Juli stehen Sonne, Erde und Mond so, dass die von der Erde aus sichtbare
Hälfte des Mondes vollständig beschienen wird. Es ist bereits der zweite Vollmond
im Juli. Ein solcher Vollmond wird - vor allem im angelsächsischen Sprachraum -
auch als "blauer Mond" bezeichnet und findet sich etwa im Sprichwort "Once in a
blue moon" wieder.
Ein Vollmond von Bord der Internationalen Raumstation ISS aus
gesehen. Foto: NASA [Großansicht] |
Die Redewendung "Once in blue moon" hat im englischen Sprachraum vor allem
eine Bedeutung: Irgendetwas passiert nur alle Jubeljahre einmal. Über die
Bedeutung des Begriffs "blue moon", also blauer Mond, dürften sich nur wenige
Gedanken machen. Heute bezeichnet man als "blauen Mond" in den Regel den
zweiten Vollmond innerhalb eines Kalendermonats.
Ein solcher zweiter Vollmond ist nicht unbedingt häufig, aber auch nicht
wirklich selten: Zwischen zwei Vollmonden liegen exakt 29,53 Tage. Es ist daher
nicht verwunderlich, dass es immer wieder Monate gibt, in denen sich zwei
Vollmonde beobachten lassen. Nur im Februar kann dies nicht passieren, da dieser
Monat dazu einfach nicht genug Tage hat. Auch der Vollmond am 31. Juli 2015 ist der
zweite Vollmond des Monats, der letzte Vollmond war am 2. Juli.
Die heute übliche Definition für den "blauen Mond" ist dabei noch gar nicht
so alt und geht auf eine fehlerhafte Interpretation der ursprünglichen Regel
zurück, die sich im Maine Farmers' Almanac nachlesen lässt: Danach war
ein Blue Moon der dritte Vollmond in einer Jahreszeit, wenn es in
dieser Jahreszeit ausnahmsweise einmal vier Vollmonde gegeben hatte. Solche
"blauen Monde" konnte es nur im November, Mai, Februar oder August geben.
Doch diese Regel erscheint noch nicht so kompliziert, als dass sie zu
Fehlinterpretationen hätte führen können. Hinzu kam jedoch, dass der Kalender im Maine Farmers' Almanac auf das
tropische Jahr bezogen war und von einer Wintersonnenwende zur nächsten lief.
Auch die Jahreszeiten wurden etwas anders definiert als heute üblich und
normalerweise fielen in jede dieser Jahreszeiten drei Vollmonde. In seltenen
Fällen allerdings gab es einen vierten. Und genau in solchen Fällen nannte man
den dritten Vollmond einer Jahreszeit "blauer Mond".
Ein Mitarbeiter der amerikanischen Astronomiezeitschrift Sky & Telescope
versuchte, in einem 1946 erschienenen Artikel, diese Definition des "blauen
Monds" etwas
einfacher zu fassen und auf den uns vertrauten Kalender zu beziehen. Er
folgerte: "Sieben Mal in 19 Jahren gab es - und gibt es - 13 Vollmonde im Jahr.
Das bedeutet elf Monate mit jeweils einem Vollmond und einen Monat mit zwei.
Dieser zweite in einem Monat, so interpretiere ich es, wurde Blue Moon
genannt."
Diese deutlich handlichere Regel setzte sich schnell durch. Später
recherchierte Sky & Telescope selbst, welche Rolle die Zeitschrift bei
der Entstehung der aktuellen Definition gespielt hatte und wies auf den Fehler
hin. Doch das änderte nichts daran, dass bis heute der zweite Vollmond eines
Kalendermonats als "blauer Mond" bezeichnet wird.
Der ist natürlich nicht wirklich blau - zumindest meistens nicht. In seltenen
Fällen lässt sich allerdings tatsächlich ein blauer Mond beobachten.
Entsprechende Berichte gibt es beispielsweise aus dem Jahr 1883. Grund dafür
waren ungeheure Aschemengen, die durch den Ausbruch des Vulkans Krakatau in die
Atmosphäre geschleudert worden waren. Diese Partikel streuten vor allem die
rötliche Komponente des Mondlichts, so dass der Mond bläulich erschien.
Deutlich häufiger kommt es übrigens vor, dass ein Vollmond - und auch ein
blauer - rötlich erscheint. Grund hierfür sind deutlich kleinere Partikel in der
Atmosphäre, die vor allem die bläuliche Komponente des Lichts streuen. Dieses
Phänomen tritt vor allem dann auf, wenn der Mond sehr tief steht und das Licht
dadurch einen sehr langen Weg durch die Atmosphäre zurücklegen muss. Der gleiche
Effekt ist auch für die rötlichen Sonnenuntergänge verantwortlich.
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