Helium-Regen im Inneren des Ringplaneten?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Rostock astronews.com
6. Juli 2015
Im Inneren der großen Gasriesen kann Wasserstoff aufgrund
des extremen Drucks in einem exotischen Zustand, nämlich als metallischer
Wasserstoff, vorkommen. Bei Experimenten konnten Physiker diesen theoretisch
vorhergesagten Zustand nun bestätigen. Sie fanden auch eine Erklärung
dafür, warum der Saturn etwas wärmer ist, als er eigentlich sein sollte: Grund
könnte Helium-Regen sein.
Der Ringplanet Saturn in einer Aufnahme der
Saturnsonde Cassini.
Bild: NASA / JPL-Caltech / SSI / Cornell [Großansicht] |
Die Planeten unseres Sonnensystems waren bei ihrer Bildung vor 4,56
Milliarden Jahren heiße Objekte und haben sich mit zunehmendem Alter abgekühlt.
Im Gegensatz zu Jupiter scheint Saturn aber wärmer zu sein, als die Modelle der
Planetenphysiker vorhersagen. Seit langem ist man auf der Suche nach der
zusätzlichen Energiequelle, die für seine erhöhte Temperatur und damit größere
Strahlungsleistung verantwortlich ist. Physiker aus Rostock und Albuquerque in
den USA suchen gemeinsam nach einer Erklärung für dieses Phänomen.
Sowohl Jupiter als auch Saturn bestehen fast ausschließlich aus Wasserstoff
und Helium, so dass dazu das Verhalten dieser beiden Elemente unter den extremen
Bedingungen im Inneren der Gasplaneten studiert werden muss: Drücke von vielen
Millionen Atmosphären und Temperaturen von einigen Tausend Grad Celsius.
Dazu haben Physiker um Dr. Marcus Knudson vom Sandia National Laboratory
in Albuquerque (USA) unter Mitwirkung der AG Statistische Physik um Prof. Ronald
Redmer vom Institut für Physik der Universität Rostock nun Experimente
durchgeführt und Deuterium, das schwerere Isotop des Wasserstoffs, auf bis zu
3,5 Millionen Atmosphären bei einigen Tausend Grad Celsius komprimiert.
Das Forscherteam hat dabei nachgewiesen, dass sich die Moleküle des
Deuteriums unter diesen extremen Bedingungen abrupt in Atome aufspalten und sich
das Wasserstoffisotop danach metallisch verhält. Damit ist eine Vorhersage von
1935 zur Existenz dieses metallischen Wasserstoffs bestätigt worden. Als
Konsequenz dieses abrupten Übergangs wird nun weiter vermutet, dass sich das in
den Gasplaneten vorhandene Helium nicht mehr mit dem nunmehr metallischen
Wasserstoff mischt und die sich bildenden, etwas schwereren Helium-Tröpfchen im
Planeten nach unten sinken. Dieser "Helium-Regen" könnte auch die mysteriöse
Energiequelle im Saturn sein.
Allerdings war bis zu den Experimenten am Sandia National Laboratory
nicht klar, wo dieser Übergang genau liegt und ob er so abrupt verläuft, dass er
in der Sprache der Physik ein "Phasenübergang 1. Ordnung" ist, genau wie der vom
festen zum flüssigen Aggregatzustand. Die Experimente bestätigen die
theoretischen Vorhersagen der Rostocker Physiker. Die neuen Ergebnisse könnten
auch erklären, wieso "Helium-Regen" im Saturn auftritt, aber im deutlich
größeren Jupiter vermutlich nicht.
In der Arbeitsgruppe von Redmer laufen bereits weitere Projekte, um die
Konsequenzen der neuen Experimente auf den inneren Aufbau und die Entwicklung
von Gasplaneten im Detail zu untersuchen. Die Arbeiten der Rostocker Physiker
wurden vom Sonderforschungsbereich 652 und der Deutschen Forschungsgemeinschaft
unterstützt.
Über die Ergebnisse ihrer Untersuchungen berichten die Wissenschaftler in der
Fachzeitschrift Science.
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