Förderung für den Einsteinturm
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
30. Juni 2015
Der Einsteinturm auf dem Telegrafenberg in Potsdam dürfte
wohl mit zu den markantesten wissenschaftlichen Bauwerken zählen. Er wurde nach
dem Ersten Weltkrieg für Sonnenbeobachtungen gebaut, mit denen Einsteins
Relativitätstheorie überprüft werden sollte. Jetzt erhielt der Turm eine
Förderung der Getty Foundation, mit der eine Studie zum Erhalt des Gebäudes
finanziert werden soll.
Das Sonnenobservatorium Einsteinturm auf dem
Telegrafenberg in Potsdam.
Bild: R. Arlt / Leibniz-Institut für
Astrophysik Potsdam (AIP) [Großansicht] |
Die Getty Foundation gab kürzlich im Rahmen der zweiten Runde der
Initiative Keeping It Modern die Förderung ausgewählter Gebäude des 20.
Jahrhunderts bekannt. Darunter ist auch der Einsteinturm in Potsdam, der einen der vierzehn Grants im
Wert von insgesamt 1,75 Millionen Dollar für die Erhaltung Moderner Architektur weltweit
erhält. Die
Förderung ermöglicht eine umfassende Studie für den Erhalt des Turms.
"Der Einsteinturm spielt bei unseren aktiven Bestrebungen zur Erhaltung des
wertvollen wissenschaftshistorischen Erbes eine besondere Rolle", sagt Prof. Dr.
Matthias Steinmetz, Wissenschaftlicher Vorstand des Leibniz-Instituts für
Astrophysik Potsdam (AIP). "Durch die Förderung der Getty Foundation können wir
einen zukunftsfähigen Langzeitplan zur Instandhaltung des Einsteinturms
entwickeln und ihn als wissenschaftlich-technische Sehenswürdigkeit, Baudenkmal
und aktives Observatorium bewahren."
Das ausgezeichnete Sonnenobservatorium des
Leibniz-Instituts für Astrophysik in Potsdam, besser bekannt als der
Einsteinturm, ist das bedeutendste Bauwerk des Architekten Erich Mendelsohn und
gilt als hervorragendes Beispiel des deutschen Expressionismus. Als erstes
Turmteleskop für Sonnenbeobachtungen in Europa wurde es mit dem Ziel der
Überprüfung von Einsteins Relativitätstheorie gebaut. Auch heute wird es
weiterhin als wissenschaftliche Einrichtung genutzt.
Mit seinem Entwurf löste
sich Mendelsohn vom Paradigma der rechtwinkligen Bauweise und fertigte eine
geschwungene dynamische Form, die die neuen Modelle des Universums
widerspiegeln sollte. Der Gebrauch von Beton für die glatte und einheitliche
Oberfläche des Bauwerkes über einem Untergrund aus Ziegelsteinen war zu seiner
Zeit innovativ und erzielte die expressive plastische Form.
Allerdings führte
die experimentelle Kombination der Materialien dazu, dass das Gebäude anfällig
für die Durchfeuchtung und das Eindringen von Wasser ist, welches der
Gesamtstruktur und wissenschaftlichen Ausrüstung zusetzt. Der Getty Grant dient
der Erstellung einer detaillierten Studie der Feuchtigkeitsprobleme des
Gebäudes, inklusive der Untersuchung der thermischen Belastung durch
fluktuierende jahreszeitliche Bedingungen typisch für Betonbauten in gemäßigten
Klimazonen.
"Moderne Architektur ist eine in besonderem Maße gefährdete
Kunstform des 20. Jahrhunderts. Ursache ist die Verwendung von damals neuen
Materialien, welche die Bewegung gleichzeitig charakterisieren", erläutert Deborah Marrow, Direktorin der
Getty Foundation. "Die neue Runde der Keeping It Modern Grants
beinhaltet einige der erlesensten Beispiele Moderner Architektur rund um den
Globus. Die geförderten Projekte adressieren Herausforderungen der
Architekturerhaltung und werden über die individuellen Gebäude hinaus das Feld
beeinflussen."
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