Letzter Vorüberflug am Saturnmond Hyperion
von Stefan Deiters astronews.com
3. Juni 2015
Die Saturnsonde Cassini ist am Sonntag ein letztes Mal in
geringem Abstand an dem äußerst eigentümlichen Mond Hyperion vorübergeflogen. Das
Aussehen des Trabanten ähnelt einem riesigen Schwamm. Cassini wird in den
kommenden Monaten noch weitere Vorüberflüge an anderen Monden absolvieren, bevor
dann die Vorbereitungen für die spektakuläre Endphase der Mission beginnen.
Ein Blick auf die Oberfläche von Hyperion.
Das Bild machte die Sonde Cassini am 31. Mai 2015
aus einer Entfernung von rund 38.000 Kilometern.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Space Science
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Die Saturnsonde Cassini hat Bilder ihres Vorüberflugs am Saturnmond Hyperion zur
Erde gefunkt. Die Passage fand am vergangenen Sonntag statt und war der letzte
"Besuch", den Cassini diesem eigentümlichen Mond machte. Der Trabant des
Ringplaneten ähnelt einem riesigen Schwamm und dürfte zu den bizarrsten Objekten im Sonnensystem zählen.
Während des Vorüberflugs näherte sich Cassini Hyperion bis auf rund 34.000 Kilometer
an. Es handelte sich damit um eine relativ entfernte Passage an dem Mond.
Am 26. September 2005 war die Saturnsonde in einem Abstand von nur 505
Kilometern an Hyperion vorübergeflogen.
Hyperion ist der achtgrößte Mond des Saturn und damit der größte der irregulären
Monde des Ringplaneten, die also eher kartoffelförmig und nicht kugelförmig aussehen. Er umrundet den
Ringplaneten alle 21 Tage. Er könnte der Überrest einer gewaltigen Kollision
sein, bei der ein größeres Objekt auseinandergebrochen ist.
Der Grund für das eigentümliche Aussehen des Mondes war den Forschern lange Zeit
unklar. Bei der nahen Passage an Hyperion vor rund zehn Jahren konnte man aber
aus der Ablenkung, die Cassini bei dem Vorüberflug erfuhr, eine recht exakte
Masse des Mondes bestimmen. Nachdem man aus dem vorliegenden Bildmaterial dann
auch die Größe ermittelt hatte, ließ sich die Dichte von Hyperion errechnen.
Diese ist offenbar äußerst gering und etwa nur halb so groß, wie die von
Wasser. Der Mond muss also sehr porös sein. Bei Einschlägen dürfte das poröse
Material des Mondes lediglich zusammengedrückt werden und es keine Auswürfe
geben, wie man sie von anderen Monden kennt. Wenn doch Material vom
Einschlagkrater weggeschleudert wird, dürfte dieses aufgrund der geringen
Anziehungskraft des Mondes ins All geschleudert werden und nicht auf der
Mondoberfläche zurückbleiben.
Cassini wird in den nächsten Monaten noch zahlreiche weitere Vorüberflüge an
anderen Monden des Ringplaneten absolvieren. Anschließend wird die Sonde die
Äquatorebene von Saturn verlassen, um sich im Verlauf des Jahres 2016 auf das
spektakuläre Finale der Mission vorzubereiten, das für 2017 geplant ist. Cassini
soll dann wiederholt durch die Lücke zwischen Ringsystem und Wolkenoberfläche
des Saturn hindurchfliegen.
Die Mission Cassini-Huygens ist eine Gemeinschaftsmission der amerikanischen
Raumfahrtbehörde NASA und der europäischen Weltraumagentur ESA und wurde im
Oktober 1997 gestartet. Die Sonde Cassini kreist seit Mitte 2004 im
Saturnsystem, der Lander Huygens landete Anfang 2005 auf dem Saturnmond Titan.
Cassini verfügt über zwölf Instrumente. Ursprünglich sollte die Mission bis 2008
dauern, wurde dann aber zunächst bis September 2010 und schließlich bis ins Jahr
2017 verlängert.
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