Abschied von der Merkursonde
von Stefan Deiters astronews.com
29. April 2015
Die erfolgreiche Mission der Merkursonde MESSENGER steht vor
dem Ende: Nach einem letzten Manöver am vergangenen Freitag ist der Treibstoff
der Sonde vollständig verbraucht, so dass sie ihren Kurs nicht mehr korrigieren
kann. Das Team erwartet, dass die Sonde im Verlauf des morgigen Tages auf den
Merkur stürzen wird.
Die Mission der Merkursonde MESSENGER dürfte
am Donnerstag mit einem Einschlag auf dem Merkur
zu Ende gehen.
Bild: NASA/JHU APL/Carnegie Institution
of Washington [Großansicht] |
Es heißt endgültig Abschied nehmen von der NASA-Merkursonde MESSENGER: Am
vergangenen Freitag wurde ein letztes Mal eine Bahnänderung vorgenommen, dann
war der Treibstoff der Sonde komplett verbraucht, so dass nunmehr keine Manöver
im Orbit des sonnennächsten Planeten möglich sind.
Das Team rechnet daher damit,
dass MESSENGER im Laufe des Donnerstags mit einer Geschwindigkeit von mehr als
3,91 Kilometern pro Sekunde auf der Merkuroberfläche aufschlagen wird. Der
Einschlag wird sich vermutlich auf der erdabgewandten Seite des Planeten
ereignen und einen Krater von etwa 16 Metern Durchmesser auf der Oberfläche
entstehen lassen.
MESSENGER hatte die Reise zum Merkur Anfang August 2004 angetreten und auf dem
Weg mehrere Runden durch das innere Sonnensystem gemacht. Dabei war sie an der
Erde, zwei Mal an der Venus und drei Mal am Merkur selbst vorübergeflogen. Die
MESSENGER-Mission hat den Wissenschaftlern erstmals einen vollständigen Blick
auf Merkur ermöglicht. Bei den Besuchen von Mariner 10 vor rund 40
Jahren war nämlich nur knapp die Hälfte der Planetenoberfläche fotografisch
erfasst worden.
"Erstmals in der Geschichte
haben wir nun echtes Wissen über den Planeten Merkur, der sich als faszinierende
Welt in unserem so vielfältigen Sonnensystem erwiesen hat," so John Grunsfeld,
der für Wissenschaft zuständige Administrator am NASA-Hauptquartier in
Washington. "Es war eine sehr erfolgreiche Mission. Und wenn die Sonde nicht
mehr in Betrieb ist, beginnt die noch viel längere Phase der Datenanalyse, durch
die die wissenschaftlichen Geheimnisse von Merkur ans Tageslicht kommen."
Die Sonde hatte den Orbit von Merkur im März 2011 erreicht. Die Mission war
ursprünglich nur auf ein Jahr ausgelegt gewesen, wurde dann
aber zwei Mal verlängert, so dass fast vier Jahre lang wissenschaftliche Daten
gesammelt werden konnten. Als eine der faszinierendsten Entdeckungen gilt der
Hinweis darauf, dass sich in dauerhaft schattigen Kratern in den Polarregionen
des Planeten gefrorenes Wasser und andere flüchtige Stoffe befinden könnten. Bei
der dunklen Schicht, mit der die meisten Ablagerungen überzogen sind, dürfte es
sich um organische Verbindungen handeln.
"Das Wasser, das sich jetzt in diesen Eisablagerungen auf den schattigen Böden
von Einschlagkratern an den Polen befindet, ist sehr wahrscheinlich durch Kometen
und Asteroiden dorthin gelangt", so Sean Solomon, der verantwortliche
Wissenschaftler für MESSENGER vom Lamont-Doherty Earth Observatory der
Columbia University. "Die gleichen Einschläge sorgten vermutlich auch für das
organische Material." Dies ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil auch unsere Erde
in der Frühphase des Sonnensystems auf diese Weise mit Wasser und organischen Verbindungen versorgt worden sein
dürfte.
Auch technisch war die Mission eine Herausforderung, so dass man aus den
Erfahrungen mit dem Betrieb von MESSENGER viel für künftige Missionen lernen
kann. So mussten die Instrumente und die Elektronik der Sonde mithilfe eines
speziellen Schutzes von der intensiven Sonnenstrahlung abgeschirmt werden, die
in dieser Nähe zu unserem Zentralstern herrscht.
"Die Vorderseite des Sonnenschutzes war oft heißer als 300 Grad Celsius, die
meisten der Instrumente im Schatten arbeiteten hingegen fast bei Raumtemperatur
bei ungefähr 20 Grad Celsius", erklärt Helene Winter, die MESSENGER-Projektmanagerin am
Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University. "Diese Technologie zum
Schutz der Instrumente war der Schlüssel zum Erfolg der Mission."
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