Ein ganzes Exoplanetensystem auf einem Bild
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie astronews.com
20. April 2015
Die meisten extrasolaren Planeten kennt man nicht durch
direkte Beobachtungen, sondern weiß nur durch indirekte Verfahren von ihrer
Existenz. Umso spannender ist es natürlich, extrasolare Planeten tatsächlich
einmal sehen zu können. Jetzt ist mithilfe des Large Binocular
Telescope sogar der direkte Blick auf das gesamte Exoplanetensystem um den
Stern HR8799 gelungen.
Direkte Abbildung der Planeten um den Stern
HR8799.
Bild: A.-L. Maire / LBT [Großansicht] |
Astronomen kennen mittlerweile fast 2.000 Exoplaneten, also Planeten, die um
andere Sterne kreisen als die Sonne. Bis auf eine Handvoll konnten diese
Planeten allerdings nur indirekt nachgewiesen werden. Direkte Aufnahmen von
Exoplaneten sind eine große Herausforderung, da ein Exoplanet von seinem Stern
stark überstrahlt wird. Das Vorhaben ähnelt dem Versuch, das schwache Leuchten
eines Glühwürmchens nachzuweisen, das in einigen Kilometern Entfernung direkt
neben einem hellen Stadionscheinwerfer sitzt.
Jetzt ist einem Team von Astronomen, zu dem auch sechs Wissenschaftler des
Max-Planck-Instituts für Astronomie gehören, eine neue Aufnahme gleich eines
ganzen Exoplanetensystems gelungen. Die Astronomen nutzten dazu das Large
Binocular Telescope auf dem Mount Graham in Arizona, und sie beobachteten
in einem ganz bestimmten Wellenlängenbereich von Infrarotlicht.
In diesem Bereich sind die betreffenden Planeten - junge und heiße Gasriesen
- relativ zum Stern vergleichsweise hell. Die vier Exoplaneten des Systems um
den Stern HR8799, rund 130 Lichtjahre von der Erde entfernt, waren 2007 und 2010
durch direkte Aufnahmen entdeckt worden; 2010 war es sogar gelungen, für einen
davon ein Spektrum, also einen chemischen Fingerabdruck aufzunehmen (astronews.com
berichtete).
Die neuen Aufnahmen mit dem Large Binocular Telescope liefern die
aktuellen Positionen der vier Planeten. Der innerste Planet konnte somit
immerhin über einen Zeitraum von vier Jahren verfolgt werden, die drei äußeren
Planeten sogar über 15 Jahre hinweg: Sie ließen sich nachträglich in Aufnahmen
des Hubble-Weltraumteleskops aus dem Jahre 1998 nachweisen.
Die neue Aufnahme, die auch aus Regionen mit einem besonders geringen Abstand
zum Stern Bilddaten liefert, bestätigt sogenannte Resonanzen in den Umlaufzeiten
der Planeten, also einfache Zahlenverhältnisse zwischen den Umlaufzeiten.
Während eines Umlaufs des äußersten Planeten vollenden die Planeten mit
kleineren Abständen zum Stern jeweils zwei, vier bzw. acht Umläufe. Einen
aufgrund theoretischer Überlegungen vorhergesagten inneren Gasplaneten, welcher
den Stern 16 oder 24 mal so häufig umläuft wie der äußerste Planet, konnten die
Astronomen dagegen nicht bestätigen.
Das Large Binocular Telescope besteht aus zwei 8,4-Meter-Spiegeln
auf einer gemeinsamen Montierung und ist damit das größte Einzelteleskop der
Welt. Die deutsche Beteiligung an diesem Teleskop wird vom Max-Planck-Institut
für Astronomie in Heidelberg koordiniert.
Die Astronomen berichten über ihre Beobachtungen in einem Artikel, der heute
in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
|