Asteroid 2004 BL86 hat einen Mond
von Stefan Deiters astronews.com
28. Januar 2015
Am frühen Abend des 26. Januar 2015 flog der Asteroid 2004 BL86 in einem
Abstand von etwa 1,2 Millionen Kilometern an der Erde vorüber. Astronomen
nutzten die Chance, um den etwa 325 Meter durchmessenden Brocken aus dieser
relativen Nähe genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei stellten sie fest, dass
2004 BL86 einen kleinen Mond hat.
Dieser kleine Film entstand aus 20
Einzelbildern, die von der DSN-Antenne in
Goldstone vom Asteroiden 2004 BL86 gemacht
wurden.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Wie vorhergesagt und auch bereits Mitte des Monats berichtet, ist der Asteroid 2004 BL86 am 26. Januar 2015 in einem Abstand von ungefähr
1,2 Millionen Kilometern, entsprechend der etwa dreifachen Mondentfernung, an
der Erde vorübergeflogen. Für Astronomen war die Passage eine willkommene
Gelegenheit, diesen vergleichsweise großen Asteroiden aus der Nähe zu
untersuchen. Die Beobachtungen zeigten, dass 2004 BL86 von einem kleinen Mond
umrundet wird.
Der Hauptkörper, der aufgrund seiner Helligkeit zuvor auf eine Größe von rund
einem halben Kilometer geschätzt worden war, hat nach den jüngsten Beobachtungen
einen Durchmesser von etwa 325 Metern. Der kleine Mond, der ihn umkreist, hat
einen Durchmesser von etwa 70 Metern. Monde um Asteroiden sind nicht so
ungewöhnlich, wie man vielleicht zunächst denken mag: Etwa 16 Prozent der
bekannten Asteroiden mit einem Durchmesser von 200 Metern und mehr sind
"Doppelasteroiden" oder sogar Dreifachsysteme, haben also zwei Monde.
Andere Beobachtungen des Vorüberflugs von 2004 BL86 zeigten außerdem, dass die
spektrale Signatur des Asteroiden der des großen Asteoriden Vesta ähnelt. Vesta
befindet sich mitten im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und war über
ein Jahr lang von der NASA-Sonde Dawn erforscht worden. Inzwischen nähert sich
die Sonde dem größten Asteroiden Ceres, der gleichzeitig als Zwergplanet
klassifiziert ist.
Die Bahn des Asteroiden 2004 BL86 ist den Astronomen inzwischen sehr genau
bekannt. So nahe wie am Montag wird der Asteroid der Erde in den kommenden 200
Jahren nicht mehr kommen. Die Passage stellte zudem die erdnächste Passage eines
bekannten Asteroiden dieser Größe bis ins Jahr 2027 dar, wenn der Asteroid 1999 AN10 an
unserem Heimatplaneten vorüberfliegen wird. Der Asteroid 2004 BL86 war am 30. Januar 2004 von einem Teleskop des Projekts
Lincoln Near-Earth Asteroid Research (LINEAR) entdeckt worden.
Radarbeobachtungen sind zur Erforschung von Asteroiden äußerst nützlich und
erlauben es den Astronomen, Größe, Form und Rotationsverhalten eines Brockens zu
untersuchen. Bei größeren Asteroiden lassen sich, natürlich abhängig von der Entfernung,
sogar Strukturen auf der Oberfläche und deren Beschaffenheit erkennen. Solche
Beobachtungen erlauben oftmals eine noch präzisiere Berechnung der Bahnen dieser
Brocken.
Die Radioantenne in Goldstone gehört zum Deep Space Network (DSN) der
NASA, das eigentlich der Kommunikation mit Raumsonden im Sonnensystem dient. Sie wird
aber auch als Solar System Radar für die
Beobachtung von Asteroiden eingesetzt. Dazu wird ein Radiosignal in Richtung des
Brockens geschickt und dann die Reflexionen wieder aufgefangen und ausgewertet.
Auch mit dem großen Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico werden Beobachtungen
dieser Art durchgeführt.
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