Neuer Blick auf die Säulen der Schöpfung
von Stefan Deiters astronews.com
6. Januar 2015
Die Säulen der Schöpfung im Adlernebel zählen zu den
Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble, die fast jeder kennt. Die
Struktur wurde unzählige Male im
Fernsehen gezeigt, in Zeitschriften veröffentlicht und sogar auf T-Shirts
gedruckt. Jetzt wagte Hubble einen neuen Blick auf diese stellare
Kinderstube - diesmal
auch im Infraroten.
Der neue Blick auf die "Säulen der Schöpfung"
im sichtbaren Bereich des Lichts.
Bild: NASA, ESA/Hubble und das Hubble
Heritage Team [Großansicht]
Blick auf die "Säulen der
Schöpfung" im Infraroten.
Bild: NASA, ESA/Hubble und das Hubble
Heritage Team [Großansicht] |
Auf einer Tagung der American Astronomical Society in Seattle haben
Astronomen gestern eine neue Ansicht des Adlernebels mit seinen berühmten
"Säulen der Schöpfung" vorgestellt. Die Aufnahme basiert auf neuen Daten, die das
Weltraumteleskop Hubble mit seiner Wide Field Camera 3 gesammelt hatte. Das
erste Bild dieser Region von Hubble, das im Jahr 1995 veröffentlicht wurde,
dürfte inzwischen zu den bekanntesten Hubble-Bildern überhaupt zählen und wurde
unzählige Male im Fernsehen gezeigt, in Zeitschriften veröffentlicht und sogar
auf T-Shirts und Kissen gedruckt.
Der Adlernebel, auch bekannt als Messier 16, ist eine Sternentstehungsregion,
in der sich dichte Bereiche aus Gas und Staub befinden, in deren Inneren sich
neue Sterne bilden. Solche Strukturen aus Gas und Staub sind in
Sternentstehungsgebieten nichts Ungewöhnliches, in Messier 16 sehen sie aber
besonders eindrucksvoll aus und wurden bald als "Säulen der Schöpfung"
populär.
Mit der 2009 auf Hubble installierten Wide Field Camera 3 wurden nun die
Daten für das jetzt vorgestellte noch detailliertere Bild der "Säulen der
Schöpfung" gesammelt. Gleichzeitig haben die Astronomen eine zusätzliche Ansicht erstellt,
die die gleiche Region im nahen Infrarot zeigt. In diesem Wellenlängenbereich
kann man durch große Teile des Staubs hindurchsehen. So ist ein Blick ins Innere
der Säulenstrukturen möglich.
Auf der Infrarotaufnahme sind von den eindrucksvollen Säulen der Schöpfung
nur noch Andeutungen zu erkennen. Stattdessen ist der Blick frei auf die Sterne,
die innerhalb der Strukturen gerade entstehen. Es könnte gut sein, dass auch
unsere Sonne einmal in einer solchen Umgebung entstanden ist.
Obwohl die spektakulären Strukturen im Adlernebel allgemein als "Säulen der
Schöpfung" bezeichnet werden, handelt es sich gleichzeitig auch um "Säulen der
Zerstörung". Dies ist schön auf den neuen Ansichten zu erkennen. Die Säulen
werden von der intensiven Strahlung der in ihrem Inneren entstehenden Sterne
angegriffen und durch starke Winde von massereichen Sternen in der Umgebung
erodiert.
Bei dem bläulichen Schimmer, der entlang der Ränder der Säulen im sichtbaren
Bereich des Lichtes zu sehen ist, handelt es sich um Material, das von hellen
jungen Sternen aufgeheizt wurde und gerade verdampft. Die Astronomen hoffen
mithilfe der neuen Ansichten auch weitere Informationen darüber gewinnen zu
können, wie sich die Struktur der Säulen im Laufe der Zeit verändert.
Die Infrarotaufnahme zeigt auch, warum es die Säulen überhaupt gibt: In ihren
Spitzen befinden sich Regionen mit einer sehr hohen Materialdichte. In deren
Schatten konnte sich das Gas erhalten, aus dem die säulenähnlichen Strukturen
bestehen. Das Gas zwischen den Säulen wurde schon vor langer Zeit von Winden der
Sterne des nahegelegenen Sternhaufens weggeblasen.
Die Strahlung der massereichen Sterne dürfte auch die jetzt noch sichtbaren
Strukturen mit der Zeit zerstören. Sie sind allerdings auch dafür verantwortlich, dass
Hubble
die Säulen der Schöpfung überhaupt "sehen" kann. Durch ihre ultraviolette
Strahlung sorgen sie dafür, dass die Wolken aus Sauerstoff, Wasserstoff und
Schwefel leuchten.
Der Adlernebel ist rund 6.500 Lichtjahre von der Erde entfernt und befindet
sich im Sternbild Schlange - genauer im Schwanz der Schlange.
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