Ein Komet zum neuen Jahr
von
Stefan Deiters astronews.com
22. Dezember 2014
Wer ein Fernglas oder ein kleines Teleskop unter dem
Weihnachtsbaum findet, kann - wenn das Wetter denn mitspielt - in den letzten
Tagen des Jahres einen Kometen am nächtlichen Himmel bewundern: Unter optimalen
Bedingungen sollte Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) sogar bereits mit bloßem Auge zu
sehen sein. Noch besser könnten die Beobachtungsbedingungen dann im Januar
werden.
Die Position des Kometen C/2014 Q2 (Lovejoy) am Südhimmel vom
25. Dezember 2014 bis 1. Januar 2015.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Kometen gehören mit zu den faszinierendsten Erscheinungen am nächtlichen
Himmel: Wer schon selbst einmal einen Kometen beobachtet hat, kann sich gut
vorstellen, dass das Erscheinen dieser eigentümlichen Objekte am Nachthimmel die
Menschen früher oft in Angst und Schrecken versetzt hat, galten doch die Lichter am Himmel in
vielen Kulturen als direkte Botschaften der Götter.
Heute weiß man, dass es sich bei Kometen um Überreste von der Entstehung des
Sonnensystems handelt. Die Kometenkerne kreisten dabei lange Zeit in weiter
Entfernung um die Sonne, wurden dann aber irgendwie aus ihrer Bahn geworfen und
auf einen Orbit gebracht, der sie dann einmalig oder regelmäßig auch ins innere
Sonnensystem führt. Nähern sich Kometen der Sonne, schmilzt das Eis auf der
Oberfläche des Kerns und die dadurch ins All gelangenden Staub- und Gaspartikel bilden eine Koma
um den Kometen und einen Schweif aus.
Wie hell ein Komet bei seiner Annäherung an die Sonne wird, ist sehr
schwierig vorherzusagen und so mancher "Jahrhundertkomet" wurde zu einer großen
Enttäuschung. Andere Kometen hingegen, von denen man sich zunächst kein großes
Schauspiel am nächtlichen Himmel erwartet hatte, überraschten positiv und wurden
zu Objekten, die auch schon mit dem Fernglas oder dem bloßen Auge zu sehen
waren.
So könnte es auch beim Kometen C/2014 Q2 (Lovejoy) sein, der im August vom
australischen Amateurastronom Terry Lovejoy aufgespürt wurde. Es handelt sich
bereits um die fünfte Kometenentdeckung Lovejoys. Der Amateur entdeckte "seinen"
Kometen als Objekt 15. Größenklasse im Sternbild Achterdeck des Schiffs.
Inzwischen hat sich die Helligkeit des Kometen deutlich erhöht und es gibt
bereits Berichte über Beobachtungen, die mit bloßem Auge gelungen sind. Seine
Helligkeit
soll inzwischen bereits mehr als sechs Magnituden betragen.
Stimmen die Vorhersagen, dürfte Komet C/2014 Q2 im Januar zu einem Objekt
vierter Größenklasse werden, womit er auf jeden Fall mit einem Fernglas und bei
guten Sichtbedingungen auch ohne größere Probleme mit bloßem Auge beobachtbar
wäre. Doch auch schon in der letzten Dezemberwoche könnte eine Beobachtung
gelingen.
Komet Lovejoy sollte von Mitteleuropa aus ab Weihnachten zu entdecken sein. Der
Komet ist dann über dem Südhorizont unterhalb des bekannten Sternbilds Orion als
verwaschener Fleck zu sehen. Die beste Beobachtungszeit ist dabei gegen
Mitternacht. Der Komet wäre damit ein gutes Objekt für all diejenigen, die ein
Fernglas unter dem Weihnachtsbaum gefunden haben. Damit sollte sich der Komet -
passendes Wetter vorausgesetzt - ab Weihnachten problemlos finden lassen. Eine
Beobachtung mit bloßem Auge könnte, wegen der noch geringen Höhe des Kometen
über dem Horizont, schwierig sein.
Um den Jahreswechsel herum macht dann der Mond den Kometenbeobachtern einen
Strich durch Rechnung. Rund eine Woche nach Neujahr allerdings sollte sich ein
Blick wieder lohnen. C/2014 Q2 (Lovejoy) dürfte dann nämlich seine größte
Helligkeit erreichen und im Verlauf des Monats auch schon in der ersten
Nachthälfte am Himmel zu sehen sein.
Komet C/2014 Q2 ist ein langperiodischer Komet, der offenbar nicht zum ersten
Mal ins innere Sonnensystem gekommen ist. Er hat eine Orbitperiode von etwa
11.500 Jahren. Seine Bahn dürfte sich aber während der aktuellen Passage durch
den Zentralbereich des Planetensystems etwas verändern, so dass er in "nur" rund
8.000 Jahren bereits wieder zurückkehren wird.
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