Auf den Spuren der Marsatmosphäre
von Stefan Deiters astronews.com
16. Dezember 2014
Die jüngste NASA-Sonde MAVEN liefert seit genau einem Monat
wissenschaftliche Daten. Diese könnten ein
ganz neues Licht auf die Prozesse werfen, die einmal dazu geführt haben, dass
der Rote Planet große Teile seiner Atmosphäre verloren hat. Die Resultate einer
ersten Analyse wurden
jetzt vorgestellt.
MAVEN liefert seit einem Monat Daten über die
obere Atmosphäre des Mars.
Bild: NASA Goddard Space Flight Center [Großansicht] |
Die Sonde Mars Atmosphere and Volatile Evolution (MAVEN) der amerikanischen
Weltraumbehörde NASA war im September in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten
eingeschwenkt und hatte am 16. November ihre wissenschaftliche Arbeit
aufgenommen.
MAVEN untersucht die Zusammensetzung und Struktur der
Marsatmosphäre und verfolgt das Entweichen von Gasen aus den oberen
Atmosphärenschichten. Auf diese Weise hoffen die Wissenschaftler unter anderem
herauszufinden, warum der Mars einst große Teile seiner Atmosphäre verloren hat.
Schon die ersten, jetzt vorgestellten Resultate lieferten einiges Neues:
Messungen der Zusammensetzung der oberen Marsatmosphäre und der elektrisch
geladenen Ionosphäre des Planeten zeigten einen bislang unbekannten Prozess,
durch den die Partikel des Sonnenwindes weitaus tiefer in die Atmosphäre
eindringen können, als bislang angenommen worden war.
"Wir fangen an, die einzelnen Glieder einer Kette zu sehen, die mit von der
Sonne beeinflussten Prozessen beginnt, die das Gas in der oberen Atmosphäre
betreffen und schließlich zum Verlust der Atmosphäre führt", so Bruce Jakasky
vom Laboratory for Atmospheric and Space Physics der University of Boulder, der
verantwortliche Wissenschaftler für MAVEN. "Im Verlauf der gesamten Mission
werden wir das Bild vervollständigen und dadurch die Prozesse verstehen, durch
die sich die Atmosphäre im Laufe der Zeit verändert hat."
MAVEN durchfliegt bei jeder Umkreisung des Mars auch die Ionosphäre des
Planeten, in der sich Ionen und Elektronen befinden. Sie dient als eine Art
Schutzschild, die die hochenergetischen Partikel des Sonnenwindes vom Planeten
ablenkt. Lange Zeit war angenommen worden, dass sich dieser Sonnenwind nur
messen lässt, bevor er auf die Ionosphäre trifft. Allerdings konnte der Solar
Wind Ion Analyser an Bord von MAVEN einen Strom von Sonnenwindpartikeln messen,
die offenbar nicht abgelenkt worden waren, sondern tief in die obere Atmosphäre und
die Ionosphäre des Planeten eingedrungen sind.
Offenbar wird der Partikelstrom durch Wechselwirkungen in der oberen
Atmosphäre zunächst verändert, lässt sich dann aber überraschend tief in der
Atmosphäre wieder nachweisen, so dass auch hier eine Untersuchung der
Eigenschaften des Sonnenwindes möglich ist. Dies könnte, so die Forscher,
hilfreich sein, um den Verlust von Gas aus der Atmosphäre direkt mit Aktivitäten
in der oberen Atmosphäre und Ionosphäre in Verbindung zu bringen.
Das Neutral Gas and Ion Mass Spectrometer von MAVEN lieferte bereits Daten über die genaue
Zusammensetzung dieser Atmosphärenschichten. Die Messungen dürften auch
Rückschlüsse auf die Wechselwirkungen zwischen der unteren Atmosphäre, die das
Klima beeinflusst, und der oberen Atmosphäre, in der der Verlust von Gas
stattfindet, erlauben. So stellte das Instrument bereits fest, dass es auch in
der oberen Atmosphäre eine Art Wetter gibt, das bislang noch nie im Detail
beobachtet wurde.
Mit dem Instrument Suprathermal and Thermal Ion Composition (STATIC) haben
die Forscher schließlich bereits eine Wolke von Ionen über der Polarregion
des Planeten entdeckt , die aus der Marsatmosphäre entweichen. Von diesen Messungen
versprechen sie sich Informationen über die aktuelle Massenverlustrate der
Marsatmosphäre.
Die wissenschaftliche Primärmission von MAVEN ist auf ein Erdjahr ausgelegt.
Die Sonde dient aber zudem auch als Kommunikationsrelay für Rover auf der
Oberfläche des Planeten, die über MAVEN Daten zur Erde übermitteln können.
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MAVEN, Seite der
University of Colorado
MAVEN, Seite
der NASA
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