Flugzeug-Teleskop zurück in Kalifornien
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
15. Dezember 2014
Das Flugzeugteleskop SOFIA hat das in den letzten Wochen
zunehmend ungemütliche Hamburger Wetter hinter sich gelassen und ist nach
Kalifornien zurückgekehrt. SOFIA war an der Elbe fast ein halbes Jahr lang
gewartet worden, um Flugzeugtechnik und Teleskop für die kommenden Jahre fit zu
machen. Ab Januar soll nun wieder beobachtet werden.
Abheben im
Sonnenschein: Am Sonntag verließ SOFIA Hamburg.
Foto: DLR /
Alexander Golz [Großansicht] |
Sie sieht fast aus wie neu: Nach fünfeinhalb Monaten ist die fliegende
Sternwarte SOFIA am 14. Dezember 2014 um 13.16 Uhr von Hamburg zu ihrem
Heimatflughafen am Armstrong Flight Research Center im kalifornischen
Palmdale aufgebrochen und dort nach elfstündigem Flug am 14. Dezember um 15.20
Uhr Ortszeit gelandet.
Die modifizierte Boeing 747SP, die gemeinsam vom Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) und von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA als
"Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie" (SOFIA) genutzt wird,
wurde seit ihrer Landung am 28. Juni bei Lufthansa Technik im Rahmen einer
routinemäßigen Generalüberholung auf Herz und Nieren geprüft (astronews.com
berichtete wiederholt).
Neben dem 37 Jahre alten Flugzeug ist auch das 17 Tonnen schwere, mit einem
Spiegel mit rund 2,7 Meter Durchmesser ausgestattete Teleskop an Bord von SOFIA
gewartet worden. "Damit erfüllt das DLR einen Teil seines mit NASA vereinbarten
20-prozentigen Beitrags zum Betrieb des Observatoriums", so Dr. Gerd Gruppe,
DLR-Vorstand für das Raumfahrtmanagement. "Für das DLR ist die Beteiligung an
SOFIA ein wichtiger Baustein, das Weltall weiter zu erforschen. Deutsche
Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahrzehnten die Technologien für die
Beobachtungsinstrumente im Infrarotbereich entscheidend mitentwickelt. So
konnten sie zu den großen Erfolgen der ESA-Satelliten ISO - Infrared Space
Observatory - Mitte der neunziger Jahre und Herschel in den Jahren 2009 bis
2013 beitragen."
SOFIA wird nun auf absehbare Zeit das einzige Infrarotobservatorium sein, mit
dem sich diese Beobachtungen fortsetzen lassen. Dabei kann SOFIA selbst bereits
auf einige beachtliche Beobachtungserfolge zurückblicken: "2011 hat SOFIA als
erstes Observatorium die Bedeckung eines Sterns durch den Kleinplaneten Pluto
beobachtet, was den Wissenschaftlern Aussagen über die Atmosphäre von Pluto
ermöglicht hat", erinnert Dr. Andrea Razzaghi, stellvertretende Direktorin der
Astrophysics-Division im NASA Headquarter. "2011 und 2013 entdeckte das deutsche
Spektrometer GREAT zum ersten Mal im interstellaren Medium Moleküle, die
wesentlich sind für das Verständnis der Bildung von Wasser und organischen
Stoffen im Universum. 2013 und 2014 haben wir unter anderem den Kometen ISON und
die Supernova SN2014J studiert."
DLR und NASA hatten Lufthansa Technik für die Überholung des Flugzeugs
gewählt, weil hier die weltweit größte und längste Erfahrung in der Wartung
dieses Boeing-Typs besteht. "Wir haben insgesamt mehr als 60.000 Stunden an
SOFIA gearbeitet, die Kabine komplett demontiert und neu eingebaut, das Fahrwerk
ausgetauscht, alle Strukturen des Flugzeugs kontrolliert und ausgebessert, zwei
Motoren ersetzt und vor allem alle Triebwerke und Pylone auf den neusten Stand
gebracht", fasst Andreas Britz, SOFIA-Projektleiter bei Lufthansa Technik,
zusammen.
Das Deutsche SOFIA Institut (DSI) an der Universität Stuttgart ist vom DLR
mit der Koordination der deutschen Betriebsbeiträge beauftragt worden. "Wir
haben die Liegezeit in Hamburg genutzt, um auch am Teleskop Wartungsarbeiten zu
erledigen, Verschleißteile auszutauschen und die Funktionalitäten zu
verbessern", berichtet DSI-Geschäftsleiter Thomas Keilig.
Nach ihrer Rückkehr nach Kalifornien wird SOFIA ab Januar 2015 den
wissenschaftlichen Beobachtungsbetrieb wieder aufnehmen. "Gleich zu Anfang wird
das Spektrometer GREAT des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn mit
sechs Flügen die Beobachtungen von Sternentstehungssystemen fortsetzen",
erläutert DLR SOFIA-Projektleiter Alois Himmes. "Im Verlauf des nächsten Jahres
soll es dann weitere Beobachtungen mit GREAT und dem zweiten deutschen
Instrument, dem abbildenden Spektrometer FIFI-LS der Universität Stuttgart,
sowie den U.S.-Instrumenten FORCAST, EXES und FLITECAM geben", berichtet Himmes.
Erstmals soll auch das noch wesentlich leistungsfähigere upGREAT mit
insgesamt 14 Detektoren - statt einem bei GREAT - im Flug getestet werden. "Ein
Höhepunkt wird sicherlich im Sommer 2015 die fünfwöchige Beobachtungskampagne
von Neuseeland aus werden. Mit insgesamt 15 Flügen von GREAT und dem
NASA-Instrument FORCAST soll wie schon 2013 die extrem wasserdampfarme
Stratosphäre im dortigen Winter genutzt werden", so Himmes.
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