Bessere Spektren durch neuen Frequenzkamm
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
11. Dezember 2014
Ein wichtiger Bereich der beobachtenden Astronomie ist die
Entwicklung von Instrumenten. Dabei nutzt man neue Erkenntnisse und
Verfahren, um bessere und detailliertere Beobachtungen zu ermöglichen. Jetzt
testeten Astronomen einen neuartigen Frequenzkamm. Er dient als eine Art optisches Lineal, das zur Analyse von Spektren
benötigt wird.
Ausschnitt aus
dem Spektrum des optischen Frequenzkamms (oben)
im Vergleich zu dem einer Neon-Spektrallampe
(unten). Der Frequenzkamm enthält mehr und
regelmäßigere Emissionslinien und eignet sich
daher besser als "optisches Lineal".
Bild: AIP |
Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) und des
Zentrums für Innovations-kompetenz innoFSPEC haben einen neuartigen optischen
Frequenzkamm an einem astronomischen Instrument getestet. Mithilfe dieser
Lichtquelle soll die Eichung von Spektrographen und damit die der
wissenschaftlichen Messergebnisse verbessert werden.
"Das Besondere an dem durch den Frequenzkamm generierten Licht ist, dass es
aus einzelnen, diskreten Farben besteht, deren Wellenlängenabstand exakt gleich
ist", erklärt der verantwortliche innoFSPEC-Wissenschaftler Jose Boggio. Der
optische Kamm wird durch die Überlagerung von Laserlicht mit zwei
unterschiedlichen Frequenzen erzeugt.
Das so entstandene Spektrum ist nicht kontinuierlich wie bei einem
Regenbogen, sondern besteht aus einzelnen Farblinien mit festen Abständen und
dunklen Lücken dazwischen - daher auch die Bezeichnung Frequenz-Kamm.
Um das Licht von Sternen und Galaxien analysieren zu können, müssen alle
Spektrographen vorher mit einer bekannten Lichtquelle kalibriert werden. "Der
Laser-Frequenzkamm dient uns als optisches Lineal, welches wesentlich stabiler
und regelmäßiger ist, als das Licht von herkömmlichen Spektrallampen", erläutert
Astrophysiker Andreas Kelz. "Dank dieser Methoden werden wir
Rotationsgeschwindigkeiten von Galaxien oder die chemische Zusammensetzung von
Sternen noch präziser bestimmen können."
Der in den Labors des Zentrums für Innovationskompetenz innoFSPEC in Potsdam
erforschte Frequenzkamm wurde jetzt einem ersten Praxistest an dem ebenfalls am
AIP entwickelten PMAS-Spektrographen am Calar-Alto-Observatorium in Südspanien
unterzogen. Roger Haynes, Leiter der innoFSPEC Forschergruppe, ist nach dem
erfolgreichen Ausgang der Tests überzeugt, dass optische Frequenzkämme einen
neuen Standard in der astronomischen Präzisionsspektroskopie und der
Laboranalytik setzen werden.
Bereits im Jahr 2005 erhielt Prof. Hänsch vom Max-Planck-Institut für
Quantenoptik den Nobelpreis für die Entwicklung eines optischen Frequenzkamms.
Das jetzt in Potsdam gebaute Gerät beruht aber auf einem anderen Prinzip und
erzeugt seine Kamm-Linien mit einem größeren Abstand. Damit lässt sich diese
Lichtquelle auch für einen typischen astronomischen Nacht-Spektrographen
verwenden.
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