Sommerende, Supermond und rote Sterne
von
Stefan Deiters astronews.com
1. September 2014
Mit dem September endet die warme Jahreszeit. Die Nächte
werden nun schnell wieder länger und laden zu ausgedehnten Spaziergängen am
Himmel ein: Die Planeten sind dabei nur am Abend oder am Morgen zu sehen. Die
ganze Nacht über aber lassen sich Sternbilder und interessante Sterne
beobachten. Und auch ein weiterer Supermond wird zu bewundern sein.

Mars, Antares, Saturn und der Mond am frühen Abend des 28.
September über dem Südwest-Horizont.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Mit dem September beginnt auch das Abschiednehmen von der wärmsten
Jahreszeit: Für die Meteorologen ist der Sommer 2014 sogar schon mit dem
heutigen Tag, also am 1. September, vorüber. Die Wetterfachleute wollen sich
nämlich nicht mit den "krummen" Anfangsterminen der astronomischen und
kalendarischen Jahreszeiten herumschlagen und haben daher die Anfänge der
meteorologischen Jahreszeiten einfach auf den jeweiligen Monatsersten verlegt.
Und wer sich das schon recht kühle Wetter in der zweiten Augusthälfte in
Erinnerung ruft, dürfte die Meteorologen recht schnell in ihrer Auffassung
bestätigen, dass der Sommer wohl vorüber ist. Wer das nicht glauben möchte, baut
auf den Kalender und die astronomischen Fakten: Danach beginnt der Herbst
nämlich erst am 23. September um 4.29 Uhr MESZ. Es liegen also noch drei
Sommerwochen vor uns, in denen der Sommer noch zeigen könnte, was er kann. Ab
dem 23. September dann sind auf der Nordhalbkugel der Erde die
Tage wieder kürzer als die Nächte. Und dass die Tage kürzer werden, macht sich
besonders in der Zeit um die Tag- und Nachtgleiche sehr deutlich bemerkbar.
Das Ende des Sommers ist auch am nächtlichen Sternenhimmel
zu sehen: Zwar sind dort noch immer die Konstellationen zu finden, die uns auch in
den letzten Monaten schon bei unserem Rundgang am Himmel begleitet haben, doch
lassen sich inzwischen auch die
Sternbilder des Herbstes immer besser beobachten. Ein Beispiel ist das
auffällige Rechteck des Pegasus. Dessen nordöstlicher Stern,
Sirrah oder Alpheratz genannt, ist übrigens schon Teil des Sternbilds Andromeda.
Wer am Abend einen freien Blick nach Südosten hat, kann hier einen
vergleichsweise hellen Stern, nämlich Fomalhaut, oder Alpha
Piscis Austrini, entdecken. Er ist der achtzehnthellste Stern am Nachthimmel
und liegt in rund 25 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Südlicher Fisch
(lateinisch Piscis Austrinus).
Eine gedachte Linie von Fomalhaut zu Atair im
Sternbild Adler, dem zwölfthellsten Stern am Nachthimmel, hilft einem auch, ein
anderes, weniger auffälliges Sternbild zu finden, das wegen seiner Form auch hin und wieder als "Lächeln am
Himmel" bezeichnet wird - das Sternbild Steinbock [Findkarte].
Es liegt in der Mitte unterhalb der Verbindungslinie der beiden hellen Sterne. Der Hauptstern des
Steinbocks, Alpha Capricorni (die westliche Ecke des Sternbildes), besteht eigentlich
aus zwei Sternen, was sich schon mit guten Augen erkennen lässt. Mit einem Fernrohr kann man auch das einzige Deep-Sky-Objekt
ausmachen, das der Steinbock zu bieten hat: den Kugelsternhaufen M30.
Manche Sternbilder sind das ganze Jahr über am Himmel zu sehen. Dazu gehört
etwa das Sternbild Kepheus (Cepheus), das im September jedoch
besonders hoch am Himmel steht. Seine Form erinnert an ein Haus, dessen Spitze ungefähr auf den Himmelspol
zeigt. Das Sternbild - oder genauer, einer seiner Sterne, nämlich Delta Cephei -
wurde Namensgeber einer in der Astronomie sehr wichtigen Gruppe von Sternen, der so genannten Cepheiden.
Cepheiden sind pulsierende Sonnen, die die Astronomen zur
Entfernungsmessung verwenden. Sie ändern regelmäßig ihre Helligkeit und aus den
Perioden dieser Helligkeitsänderungen lässt sich die tatsächliche Helligkeit des
Sterns berechnen. Ist diese bekannt, kann man durch Vergleich mit der
beobachteten Helligkeit auf der Erde die Entfernung des Sterns bestimmen.
Im Sternbild Kepheus befindet sich auch der Stern Mu Cephei, der vor allem im
Fernglas durch seine tiefrote Farbe auffällt. Der berühmte Astronom Sir Wilhelm
Herschel nannte diesen Stern daher auch "Granatstern". Bei ihm handelt es sich
um einen Roten Riesenstern, dessen Helligkeit durch Pulsationen in seiner
äußeren Hülle schwankt.
Wer mehr an den Objekten unseres Sonnensystems interessiert ist, dürfte im
September nicht sonderlich auf seine Kosten kommen: Die Venus, die uns viele Monate
als Morgenstern begleitet hat, zieht sich im Laufe des Monats vom Morgenhimmel
zurück. Sie befindet sich im Sternbild Löwe.
Unser anderer Nachbar im Sonnensystem, der Mars, ist nur noch kurz nach
Sonnenuntergang am Abend zu sehen - und zwar in Waage, Skorpion und
Schlangenträger. Dabei passiert er den Stern Antares, den Hauptstern des
Sternbilds Skorpion. Es handelt sich dabei um einen roten Überriesen, der sogar
deutlich röter ist, als der "Rote Planet" selbst.
Der Jupiter ist nur am Morgenhimmel zu sehen und zwar im Sternbild Krebs. Im
Laufe des Monats baut er seine Sichtbarkeit immer weiter aus und geht zum
Monatsende bereits gegen 2.30 Uhr MESZ auf. Saturn wiederum ist nur kurze Zeit
am Abend im Sternbild Waage zu sehen.
Auch für Sternschnuppenfreunde ist der September kein wirklich guter Monat: Anfang
September sollten noch einige Sternschnuppen der Alpha-Aurigiden
zu entdecken sein, die Ende August ihr wenig ausgeprägtes Maximum erreicht
hatten. Ihr Ausstrahlungspunkt oder Radiant liegt in der Nähe des Sterns Kapella
im Fuhrmann. Den ganzen September aktiv sind die Pisciden, die
aus dem Sternbild Fische zu kommen scheinen. Ihr Maximum erreichen sie um den
19. September, die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 Uhr und 4 Uhr. Ende
September könnten auch schon einige Tauriden mit Radiant im
Stier zu sehen sein.
Wie im vergangenen Monat fällt auch der Vollmond am 9. September relativ
genau mit dem erdnächsten Punkt auf der Bahn des Mondes um die Erde zusammen.
Zwar ist die Übereinstimmung nicht ganz so gut wie im August, doch kann man
auch im September wieder von einem Supermond sprechen, bei dem der Erdtrabant
dem aufmerksamen Beobachter etwas heller und größer erscheinen könnte. Die
meisten werden den kleinen Unterschied jedoch kaum bemerken.
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