Junger Sternhaufen im Kiel des Schiffs
von Stefan Deiters astronews.com
23. Juli 2014
Dank der heute von der europäischen Südsternwarte ESO
veröffentlichten Aufnahme des Sternhaufens NGC 3293 können wir einmal wieder
einen Blick in eine stellare Kinderstube werfen. Vor rund zehn Millionen
Jahren gab es hier nicht viel mehr als Gas und Staub. Heute finden sich in der
Region knapp 50 Sterne in
ganz unterschiedlichen Stadien ihrer Entwicklung.
Der Sternhaufen NGC 3293 im südlichen
Sternbild Kiel des Schiffs.
Bild: ESO / G. Beccari
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Sterne entstehen in der Regel nicht isoliert, sondern in Sternhaufen, die
sich dann allerdings im Laufe der Zeit wieder auflösen. Der Sternhaufen NGC 3293, der
auf einer heute von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichten Aufnahme
zu sehen ist, war vor rund zehn Millionen Jahren nicht viel mehr als eine Wolke
aus Gas und Staub. Inzwischen ist hier eine Gruppe von neuen Sternen entstanden.
Der Haufen liegt rund 8.000 Lichtjahre entfernt im Sternbild Kiel des Schiffs.
Entdeckt wurde NGC 3293 vom französischen Astronomen Nicolas-Louis de
Lacaille im Jahr 1751 bei einem Besuch im heutigen Südafrika. Er verfügte damals
nur über
ein winziges Teleskop, das einen Durchmesser von gerade einmal 1,2 Zentimetern
hatte. Da half es, dass NGC 3293 zu den hellsten Sternhaufen am Südhimmeln zählt
und sogar mit bloßem Auge in einer klaren dunklen Nacht ohne Probleme beobachtet
werden kann.
Sternhaufen haben für Astronomen nicht nur einen ästhetischen Reiz: Die
Sterne in den Haufen entstanden alle zur gleichen Zeit und aus der gleichen
Wolke aus Gas und Staub. Sie sollten daher zu Beginn alle über eine identische chemische
Zusammensetzung verfügt haben. Außerdem weisen die Sterne eines Sternhaufens alle die
gleiche Entfernung zur Erde auf. Die Haufen sind somit ein ideales
Laboratorium, um verschiedene Entwicklungswege von Sternen zu studieren.
Die meisten der auf dem Bild zu erkennenden Sterne sind weniger als zehn
Millionen Jahre alt. Für viele Sterne ist dies kein Alter: Unsere Sonne bringt es
beispielsweise auf
mehr als 4,5 Milliarden Jahre. Besonders auffällig auf dem Bild sind allerdings
die massereichen
jungen Sonnen, die hell und bläulich strahlen. Sie sind typisch für junge
Sternhaufen.
Insgesamt enthält NGC 3293 knapp 50 Sterne. Trotz ihres gleichen Alters
unterscheiden sie sich jedoch deutlich. Einige sehen irgendwie "älter" aus als
andere Sonnen. Wie schnell sich ein Stern entwickelt, hängt nämlich ganz
entscheidend von seiner Masse ab: Je größer die Masse, desto verschwenderischer
geht der Stern mit seinem Brennstoff um. Massereiche Sterne haben daher oft
schon das Ende ihres nuklearen Lebens erreicht, wenn masseärmere Vertreter
gerade einmal ihr Leben begonnen haben.
Ein Beispiel dafür ist der helle orangefarbene Stern unten rechts im Haufen.
Es handelt sich um einen gewaltigen roten Riesenstern, der zu den massereichsten
und leuchtkräftigsten Sternen des Haufens gehört. Inzwischen hat er aber seinen
Brennstoff im Inneren verbraucht und beginnt sich zu verändern.
Andere, deutlich
masseärmere Sterne des Haufens hingegen sind noch immer dabei, sich zum
richtigen Stern zu entwickeln. Sie haben noch gar nicht die stabile Phase
erreicht, in der Wasserstoff zu Helium verbrannt wird. Sie stehen also noch
ganz am Anfang ihres stellaren Lebens, während der Rote Riesenstern sein Leben
fast schon hinter sich hat.
Die Daten für dieses Bild wurden mit dem Wide Field Imager gewonnen, der am
MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop der europäischen Südsternwarte ESO am Observatorium
in La Silla in Chile montiert ist.
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