Junge Sterne in Gum 15
von Stefan Deiters astronews.com
2. Juli 2014
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine neue
Aufnahme der stellaren Kinderstube Gum 15 veröffentlicht. Auf dem Bild ist schön
zu erkennen, wie die intensive Strahlung der jungen Sonnen den Nebel aus
Wasserstoff verändert, aus dem diese einmal entstanden sind. Irgendwann werden
die Sterne ihren Geburtsnebel ganz zerstört haben.
Das heute von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte Bild zeigt
die Region Gum 15, die sich rund 3.000 Lichtjahre von der Erde entfernt im
Sternbild Segel des Schiffs befindet. Es handelt sich um ein wunderschönes
Beispiel für eine sogenannte HII-Region (sprich: H-zwei-Region) und damit um
einen Bereich, in dem gerade zahlreiche neue Sterne entstehen.
HII-Regionen bestehen, wie der Name schon andeutet, aus Wasserstoff
(chemisches Symbol: H), dem häufigsten Element im Universum. Im Gegensatz zu
HI-Regionen ist der Wasserstoff in HII-Regionen allerdings zu einem
beträchtlichen Teil ionisiert, den Wasserstoffatomen fehlt also ihr Elektron.
Grund dafür ist die extreme ultraviolette Strahlung in diesen Gebieten.
Dieser ionisierte Wasserstoff fängt sich nun wieder Elektronen ein und sendet
dabei Licht einer ganz bestimmten Wellenlänge aus. Dieses sorgt für das typische
rötliche Leuchten von Regionen wie Gum 15. Die intensive ultraviolette Strahlung
stammt von jungen Sternen, die in dem Nebel entstanden sind. Ein Beispiel für
einen solchen Stern ist in der Bildmitte zu sehen: der Stern HD 74804. Es ist der hellste Stern eines unter
der Bezeichnung Collinder 197
bekannten Sternhaufens.
Das Aussehen eines Nebels wird von der Verteilung der Sterne und des Gases in
der Region beeinflusst. Massereiche Sterne lassen das Gas des Nebels zudem leuchten
und sorgen durch ihre intensive Strahlung für faszinierende Strukturen. Im Falle
von Gum 15 ziehen sich noch dunkle Staubschwaden durch das Bild, die den Nebel
noch interessanter wirken lassen.
Die massereichen Sterne werden auch irgendwann dafür sorgen, dass der Nebel,
aus dem sie einmal entstanden sind, ganz verschwindet. Bald wird von den jungen
Sonnen nämlich ein intensiver Sternenwind ausgehen, der das Aussehen des Nebels
weiter verändert und ihn schließlich fast vollständig zur Auflösung bringt.
Die letzten Reste des
ionisierten Wasserstoffs werden spätestens dann verschwunden sein, wenn die
massereichsten Sterne in dem Nebel als Supernova explodieren. Massereiche
Sonnen entwickeln sich außerordentlich schnell und können ihr nukleares Leben
bereits beendet haben, wenn masseärmere Sterne praktisch noch in den
Kinderschuhen stecken. Ist der Nebel verschwunden, bleibt nur noch der
Sternhaufen aus noch immer jungen Sternen zurück.
Der Name Gum 15 geht auf den australischen Astronomen Colin Gum zurück, der
im Jahr 1955 einen Katalog von HII-Regionen veröffentlichte. Die Aufnahme
entstand mit dem Wide Field Imager am MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop der ESO in La
Silla.
Die Beobachtungen wurden im Rahmen des Programms Cosmic Gems
durchgeführt, bei dem in Zeiten, die sich für wissenschaftliche Untersuchungen
nicht eignen, Beobachtungen gemacht werden, um daraus "schöne" Bilder für die
Öffentlichkeitsarbeit und Bildungszwecke zu erstellen. Die dabei gewonnenen
Daten stehen aber natürlich auch Astronomen für wissenschaftliche Untersuchungen
zur Verfügung.
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