Ein Datenmodell für viele Missionen
Redaktion
/ Pressemitteilung von PR&D & Institut für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
10. März 2014
Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts IMPEx ist es
Wissenschaftlern nun gelungen, ein Datenmodell zu entwickeln, durch das sich
Simulationsergebnisse mit Beobachtungsdaten verschiedener Raumfahrtmissionen
direkt verknüpfen lassen. Auf diese Weise wird es möglich, Daten ganz
unterschiedlicher Missionen deutlich einfacher mit komplexen Modellrechnungen zu
vergleichen.
Potentieller Nutzer des neuen Datenmodells: die
ESA-Mission Cluster.
Bild: ESA |
Die europäische Weltraumagentur ESA führt derzeit zahlreiche
Raumfahrtmissionen durch. Aufgrund der jeweils sehr speziellen Anforderungen
wurden für jede einzelne Mission dabei die Instrumente individuell entwickelt
und auch eine missionsspezifische Software geschrieben, bei der die
Datensammlung und -verarbeitung durch individuelle Protokolle erfolgt. Das hat
zur Folge, dass der Austausch, der Vergleich und die gemeinsame Nutzung
verschiedener Beobachtungsdaten mit aufwendigen Computermodellen von
wissenschaftlichen Kooperationspartnern sehr schwierig wird.
Dies ist der Ansatzpunkt des von der europäischen Union geförderten Projekts
Integrated Medium for Planetary Exploration (IMPEx) eines Konsortiums
österreichischer, finnischer, französischer und russischer Wissenschaftler.
Die Beteiligten entwickelten nun erfolgreich ein Datenmodell, das die Lücke
zwischen Beobachtungsdaten und modernen Computermodellen schließen soll. Das
Erstellen dieses Datenmodells, dessen Fokus auf Plasma- und Magnetfeldumgebungen
zahlreicher Planeten, Monde und Kometen liegt, gelang dem Team in weniger als
drei Jahren nach dem Projektstart 2011. Dazu gehören auch eigens angepasste
Software Tools und entsprechende Simulations-Datenbanken.
"Unser Datenmodell, das von unseren französischen Kollegen der Institute
LATMOS und CDPP in Zusammenarbeit mit russischen und finnischen Projektpartnern
entwickelt wurde, wird in großem Maße dazu beitragen, planetare Phänomene zu
simulieren und Messungen von Weltraummissionen zu interpretieren", so Dr. Maxim
Khodachenko, Projekt-Koordinator und Senior Scientist am Institut für
Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in
Graz. "Darüber hinaus schafft es die Möglichkeit, Modelle mit experimentellen
Daten zu verifizieren und Beobachtungslücken mit passenden Simulationsläufen
aufzufüllen. Diese Errungenschaften bringen wichtige Vorteile bei der
Vorbereitung neuer Weltraummissionen, aber auch beim Lösen technologischer
Herausforderungen."
Das Team hofft, dass zahlreiche Weltraummissionen direkt von der Forschung
des Projektes IMPEx profitieren werden, insbesondere von der ersten kompletten
Version des Datenmodells, welches fortlaufend verbessert wird. Mögliche
Missionen wären etwa die geplante Merkur-Mission BepiColombo, aber auch
Venus Express und Mars Express, Cluster und
Themis für die Erde, Galileo, Juno und Juice für
Jupiter und seinen Mond Ganymed, oder Cassini für Saturn und seinen
Mond Titan. Auch von der Kometen-Mission Rosetta könnte das neue
Datenmodell genutzt werden.
Dabei war eine der größten Herausforderungen, die das IMPEx-Team zu
bewältigen hatte, die große Diversität der verschiedenen Software-Systeme,
welche in all diesen Missionen zum Einsatz kommen. "Es gibt eine Vielzahl
verschiedener Systeme da draußen", erklärt Dr. Esa Kallio vom finnischen
Partnerinstitut FMI. "Die Kombination dieser Systeme unter einem einzigen
gemeinsamen Kommunikations-Protokoll stellte eine wirkliche Herausforderung dar.
Wir mussten ein ganzes Set an Methoden definieren, von denen mehrere von
unterschiedlichen Datenbanken geteilt werden."
Vincent Génot, Projektwissenschaftler von IMPEx, ergänzt: "Tatsächlich
stellen diese Methoden das Herz des IMPEx-Protokolls dar. Dieses bietet nun
mehrere webbasierte Tools zur Kombination, Analyse und Visualisierung von
Simulations- als auch Beobachtungsdaten an."
Das IMPEx-Datenmodell hat auch auf der anderen Seite des Atlantiks bereits
Interesse geweckt: So wurde es kürzlich erfolgreich von der University of
California in Los Angeles angewandt, um komplexe magnetohydrodynamische
Modelle diverser weltraumphysikalischer Phänomene zu entwickeln.
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