715 neue Exoplaneten bestätigt
von Stefan Deiters astronews.com
27. Februar 2014
Astronomen aus dem Team des Weltraumteleskops Kepler
haben gestern die Entdeckung von 715 neuen Planeten bekannt gegeben. Die neuen
bestätigten Welten kreisen um 305 Sterne und befinden sich alle in Systemen, in
denen mehrere Planeten um einen Zentralstern kreisen - ganz wie in unserem
Sonnensystem.
Astronomen haben
jetzt zahlreiche bestätigte neue Planeten in
Mehrfachsystemen vorgestellt, die vom
Weltraumteleskop Kepler entdeckt wurden.
Bild: NASA |
Fast 95 Prozent der gestern vom Team des Weltraumteleskops Kepler
vorgestellten Planeten sind kleiner als der Planet Neptun in unserem
Sonnensystem, der etwa die vierfache Größe der Erde aufweist. Damit sind nun
deutlich mehr extrasolare Planeten bekannt, deren Größe zumindest in die Nähe
unserer Erde kommt. Außerdem befinden sich die jetzt vorgestellten Planeten alle
in Mehrfachsystemen.
"Das Kepler-Team begeistert uns mit ihren Ergebnissen immer wieder
aufs Neue", urteilte John Grunsfeld, der der Wissenschaftsabteilung der
amerikanischen Weltraumbehörde NASA vorsteht. "Dass diese neuen Planeten und
Sonnensysteme irgendwie so aussehen wie das unsrige, lässt auf eine interessante
Zukunft hoffen, wenn wir diese Welten mit dem James Webb Space Telescope
genauer untersuchen können."
Das Weltraumteleskop Kepler
hat mehr als vier Jahre lang über 150.000 Sterne anvisiert und nach
Transits von Planeten gesucht. Bei einem Transit, also dem Vorüberziehen
eines Planeten vor einem Stern, sollte sich die Helligkeit einer fernen Sonne
kurzzeitig auf charakteristische Weise verringern.
Um sich aber sicher zu sein, dass tatsächlich ein vorüberziehender Planet für
diese minimalen Helligkeitsschwankungen verantwortlich ist, müssen weitere
Beobachtungen gemacht werden. Zum Einsatz kommt dabei etwa die sogenannte
Radialgeschwindigkeitsmethode, bei der nach einem leichten Wackeln des
Zentralsterns gesucht wird, das ein umlaufender Planet verursacht.
Dieser Verifikationsprozess ist jedoch äußerst aufwendig, was sich schon
daran zeigt, dass die Zahl der in den Kepler-Daten potentiell
entdeckten Planeten noch immer deutlich größer ist, als die Zahl der
verifizierten Welten. Für jeden einzelnen Planeten musste bislang nämlich
nachgewiesen werden, dass es sich tatsächlich um eine ferne Welt handelt. Jetzt
aber haben Astronomen ein neues statistisches Verfahren entwickelt, das
gleichzeitig auf viele Planeten angewandt werden kann, die in Systemen entdeckt
wurden, in denen mehrere Planeten um einen Stern kreisen.
Die Wissenschaftler um Jack Lissauer vom Ames Research Center der
NASA nahmen sich Sterne vor, die Kepler in den ersten zwei Jahren der
Mission, zwischen Mai 2009 und März 2011, entdeckt hatte und in denen mehr als
ein Planet vermutet wurde. "Vor vier Jahren gab es erste Bekanntmachungen über
Hunderte und dann Tausende von Planetenkandidaten - doch waren es eben nur
Kandidaten", so Lissauer. "Wir haben nun eine Methode entwickelt, mit der wir
Mehrfach-Planetenkandidaten auf einmal verifizieren können und sind dadurch auf
eine wahre Goldgrube von neuen Welten gestoßen."
Vier dieser neuen Welten sind kleiner als die 2,5-fache Größe der Erde
und umrunden ihre Zentralsterne in der sogenannten habitablen Zone, also in
einem Bereich, in dem Wasser in seiner flüssigen Form theoretisch vorkommen
könnte. Einer davon, Kepler-296f, umrundet einen Stern, der halb so groß wie
unserer Sonne ist und entsprechend lichtschwächer. Die Forscher wissen aber
nicht, ob es sich bei dem Planeten um eine Welt mit einer extrem dichten Hülle
aus Wasserstoff und Helium oder vielleicht sogar um eine Wasserwelt handelt.
"Diese Untersuchung zeigt uns, dass die Planeten in diesen Mehrfachsystemen
klein sind und in einer Ebene und auf kreisförmigen Bahnen um ihren Zentralstern
kreisen", unterstreicht Jason Rowe vom SETI Institute. "Je mehr
wir
forschen, desto häufiger stoßen wir auf vertraute Spuren, die uns irgendwie an
unsere Heimat erinnern." Mit den jetzt vorgestellten Entdeckungen wächst die
Zahl der bekannten extrasolaren Planeten auf rund 1.700.
Über die neuen Entdeckungen berichten die Wissenschaftler in zwei
Fachartikeln, die in der Zeitschrift Astrophysical Journal erscheinen.
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Ferne Welten - unsere
Berichterstattung über die Suche nach extrasolaren Planeten und außerirdischem Leben |
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