Radarblick auf Asteroid 2006 DP14
von Stefan Deiters astronews.com
26. Februar 2014
Mithilfe der 70-Meter-Antenne des Deep Space Network
im kalifornischen Goldstone ist Astronomen in diesem Monat ein faszinierender
Blick auf einen eigentümlichen vorüberfliegenden Asteroiden gelungen: Der
Brocken mit der Bezeichnung 2006 DP14 sieht aus wie zwei zusammengeklebte
Asteroiden. Und offenbar sind solche Objekte gar nicht einmal selten.
Radarblick auf
den Asteroiden 2006 DP14.
Bild: NASA/JPL-Caltech/GSSR |
Asteroiden fliegen regelmäßig an unserer Erde vorüber. Meist werden die Brocken
nur von verschiedenen automatischen Teleskopen oder Amateurastronomen verfolgt,
um auf diese Weise neue Daten für Bahnberechnungen zu gewinnen, mit deren Hilfe
sich dann besser abschätzen lässt, ob der betreffende Asteroid irgendwann einmal
eine Gefahr für die Erde darstellen könnte.
Manchmal schaut man aber auch genauer hin, wie etwa am 11. Februar 2014.
Astronomen richteten an diesem Tag nämlich die 70-Meter-Radioantenne im kalifornischen
Goldstone auf den Asteroiden 2006 DP14, der sich am 10. Februar der Erde bis auf
2,4 Millionen Kilometer genähert hatte. Dies entspricht mehr als der sechsfachen
Entfernung des Mondes von der Erde. Zum Zeitpunkt der Beobachtungen einen Tag
später war der Asteroid etwa 4,2 Millionen Kilometer entfernt.
Für die Beobachtungen wurde von der Antenne in Goldstone ein Radiosignal in
Richtung des Asteroiden geschickt und dann dessen Reflexionen wieder aufgefangen
und ausgewertet. Diese Daten verraten den Astronomen dann einiges über Größe,
Form und Oberflächenstruktur des Asteroiden. Sie liefern zudem präzise
Informationen über seine Entfernung und die Geschwindigkeit, was noch genauere
Bahnberechnungen erlaubt.
Die Beobachtungen ergaben, dass 2006 DP14 eine Länge von 400 Metern hat und 200
Meter breit ist. Vom Aussehen erinnert der Asteroid an eine riesige Erdnuss. Er
rotiert etwa alle sechs Stunden einmal um die eigene Achse. Asteroiden mit einem
so eigentümlichen Erscheinungsbild werden von Astronomen als
"Kontakt-Doppelasteroiden" bezeichnet, da sie aus zwei deutlich unterscheidbaren
keulenförmigen Gebilden bestehen, die sich zu berühren scheinen. Man kennt
solche Strukturen auch von sich berührenden eng umlaufenden Doppelsternen.
Es ist also möglich, dass es sich bei 2006 DP14 tatsächlich einmal um einen
Doppel-Asteroiden, also zwei sich umkreisende Brocken handelte, die sich aber
immer näher gekommen sind und sich schließlich zu einem sehr eigentümlich
geformten Objekt vereinigt haben. Wirklich selten sind solche Objekte nicht:
Beobachtungen mit dem Goldstone-Radar und dem Radioteleskop in Arecibo haben
ergeben, dass mindestens zehn Prozent aller Asteroiden mit einem Durchmesser von
200 Metern und mehr eine solche Form haben.
Aus den Beobachtungsdaten haben die Astronomen auch einen kleinen
Zeitrafferfilm
erstellt, auf dem die Drehung des Asteroiden schön zu erkennen ist. Die
Auflösung der Radarbilder beträgt ungefähr 19 Meter pro Pixel.
Die Radioantenne in Goldstone gehört zum Deep Space Network (DSN) der
NASA, das eigentlich der Kommunikation mit Raumsonden im Sonnensystem dient. Es
besteht aus drei über den Globus verteilten Antennen: in Goldstone in Kalifornien, in der Nähe von Madrid in
Spanien sowie in der Nähe von Canberra in Australien. Auf diese Weise kann -
trotz der Drehung der Erde - ständig eine Antenne eine bestimmte Position am
Himmel anvisieren und so mit einer Raumsonde kommunizieren.
Die DSN-Antenne in Goldstone wird zudem zusätzlich als Solar System Radar für
die Beobachtung von Asteroiden eingesetzt.
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