Schneller Stern mit Bugwelle
von Stefan Deiters astronews.com
24. Februar 2014
Wer nur im sichtbaren Bereich des Lichts beobachtet,
übersieht manche interessante Information. Das zeigt nun wieder eine neue
faszinierende Aufnahme des Sterns Kappa Cassiopeiae, der sich mit hoher
Geschwindigkeit durch das All bewegt. Er hat nämlich einen eindrucksvollen Bow
Shock, eine Art Bugwelle, ausgebildet, der nur im Infraroten zu sehen ist.
Der
eindrucksvolle Bow Shock von Kappa Cassiopeiae.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Sterne, die sich mit hoher Geschwindigkeit durch das All bewegen, können
einen erheblichen Einfluss auch auf ihre weitere Umgebung haben. Zu erkennen ist
dies allerdings oft erst, wenn man den Stern nicht im sichtbaren Bereich des
Lichts, sondern in anderen Wellenlängen beobachtet, wie auch eine in der
vergangenen Woche veröffentlichte Aufnahme des Infrarot-Weltraumteleskops
Spitzer deutlich macht.
Spitzer hatte den Stern Kappa Cassiopeiae ins Visier genommen, der
auch unter der Bezeichnung HD 2905 bekannt ist. Es handelt sich dabei um einen
massereichen und sehr heißen Überriesen, der sich mit einer Geschwindigkeit von
rund vier Millionen Kilometern pro Stunde (rund 1.100 Kilometer pro Sekunde) in
Bezug auf die benachbarten Sterne durch das All bewegt.
Bemerkenswert auf dem Bild ist jedoch die Umgebung des Sterns. Hier ist ein
bugwellenartiger Bogen aus rötlich leuchtendem Material zu sehen. Astronomen
bezeichnen solche Strukturen als "Bow Shock" und es handelt sich dabei um
Stoßwellen, die man häufig vor sehr schnellen und massereichen Sternen
beobachten kann.
Die Bow Shocks entstehen dort, wo Material, das der Stern von seiner
Oberfläche ins All abgeblasen hat, mit dem diffusen und normalerweise
unsichtbaren Gas und dem Staub im interstellaren Raum kollidiert. Die Art und
Weise wie diese Stoßwellen dann aufleuchten, verrät den Astronomen einiges über
den Stern, der dafür verantwortlich ist, aber auch über das Material zwischen
den Sternen.
Selbst Sterne, die sich langsamer bewegen, haben solche Bow Shocks, sogar
unsere Sonne. Allerdings sind diese in praktisch allen Wellenlängen unsichtbar.
Bei schnelleren Sternen hingegen lassen sich die eindrucksvollen Bow Shocks im
Infraroten beobachten. Der Bow Shock auf diesem Bild hat sich in einer
Entfernung von rund vier Lichtjahren ausgebildet und beweist damit, in welchem
Ausmaß schnelle Sterne ihre Umgebung beeinflussen können. Vier Lichtjahre
entspricht fast der Entfernung der Sonne zum nächstgelegenen Stern.
Während Kappa Cassiopeiae selbst schon mit bloßem Auge zu sehen ist, verrät
sich der Bow Shock nur bei Infrarot-Beobachtungen. Die entsprechenden
Infrarot-Wellenlängen wurden für dieses Bild rötlich gefärbt. Das schwache
grünliche Leuchten stammt von kohlenstoffhaltigen Molekülen, die sich in
Staubwolken auf der Sichtlinie zwischen uns und dem Stern befinden, die von
anderen Sonnen angestrahlt werden.
Die rötlichen Filamente, die durch den Bow Shock laufen, könnten nach
Ansicht einiger Astronomen ein Hinweis auf das Magnetfeld unserer Galaxie sein.
Dieses Bild würde somit eine der seltenen Gelegenheiten darstellen, wo zumindest
Teile der Struktur dieses ansonsten unsichtbaren Magnetfelds zu erkennen sind,
da es hier mit Gas und Staub wechselwirkt.
Kappa Cassiopeiae ist rund 4.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und liegt,
wie der Name des Sterns bereits andeutet, im Sternbild Kassiopeia, dem
sogenannten Himmels-W.
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