Der Mars nach Sonnenaufgang
von Stefan Deiters astronews.com
13. Februar 2014
Die NASA-Marssonde 2001 Mars Odyssey soll im Laufe
der kommenden Monate allmählich auf einen neuen Orbit um den Roten Planeten
gebracht werden. Ab November 2015 wird die Sonde den Mars dann so umkreisen,
dass sie dessen Landschaft kurz nach Sonnenaufgang beobachten kann. Ein erstes
Manöver am Dienstag verlief erfolgreich.
Die NASA-Sonde
2001 Mars Odyssey.
Foto: NASA /
JPL |
"Wir bringen einer alten Sonde neue Tricks bei", meint Jeffrey Plaut,
Projektwissenschaftler für die Mission 2001 Mars Odyssey am Jet
Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena. "Odyssey wird
künftig in der Lage sein, den Mars in einem ganz anderen Licht zu sehen als
zuvor." Dazu wurde am 11. Februar eine Änderung der Umlaufbahn der Sonde
eingeleitet, die seit Oktober 2001 um den Mars kreist: Die vier Triebwerke von
Odyssey wurden für insgesamt 29 Sekunden gezündet. "Dieser
Weltraumveteran hat exakt das gemacht, was wir verlangt haben", so Odyssey-Projektmanager
David Lehman vom JPL.
Mars Odyssey bewegt sich in einer sonnensynchronen Umlaufbahn um den
Mars, die die Sonde fast genau über die Pole des Planeten führt. In den ersten
sechs Jahren war der Orbit so gewählt, dass sie auf dem Weg vom Nord- zum Südpol
alle Regionen immer zu einem Zeitpunkt überflog, der in etwa 17 Uhr lokaler Zeit
entsprach. Auf dem Rückweg vom Süd- zum Nordpol war es dann 5 Uhr morgens. Diese
Bahn bot ideale Voraussetzungen für die Arbeit mit dem
Gammastrahlen-Spektrometer an Bord der Sonde, mit dem beispielsweise die
Verteilung von Wassereis auf dem Mars erfasst werden konnte.
Später wurde die Umlaufbahn so verändert, dass die Sonde nun auf der Tagseite
die Regionen immer gegen 16 Uhr überflog. Die Wärme am Nachtmittag erlaubte
nämlich eine bessere Beobachtung der Infrarotsignatur von Mineralien auf der
Oberfläche (astronews.com berichtete). Der Nachteil
war allerdings, dass auf diese Weise ein größerer Teil des Orbits im Schatten des
Planeten lag, so dass die Solarzellen keine Energie erzeugen konnten.
Nachdem Odyssey die Landung des Marsrovers Curiosity
unterstützt hatte, wurde durch ein Manöver eine allmähliche Verschiebung der
Bahn zu etwas späteren Überflugzeiten eingeleitet, um die alternden Batterien
der Sonde zu entlasten. Der verantwortliche Wissenschaftler für das Thermal
Emission Imaging System (THEMIS) Philip Christensen von der Arizona
State University schlug dann vor, diese Verschiebung erst dann zu stoppen,
wenn man Beobachtungen auf dem Weg von Süd nach Nord gegen 6.45 Uhr morgens
machen könne. Mit dem Manöver in dieser Woche soll dieser Orbit nun schneller
erreicht werden.
"Wir wissen nicht genau, was wir vorfinden werden, wenn wir auf einer Bahn sind,
wo wir die Landschaft am Morgen kurz nach Sonnenaufgang sehen", so Christensen.
"Wir können nach saisonalen Änderungen suchen. Ist die Bildung von Nebel im
Winter häufiger als im Frühjahr? Wir werden das systematisch erfassen. Wir
werden Wolken im sichtbaren Bereich beobachten und die Temperatur auf der
Oberfläche im Infraroten bestimmen."
Nach den Viking-Sonden in den 1970er Jahren hatte keine NASA-Sonde den
Mars nach Sonnenaufgang untersucht. Lediglich die Sonde Mars Express
der europäischen Weltraumagentur ESA hat entsprechende Beobachtungen machen
können und so faszinierende Bilder von morgendlichem Dunst auf dem Mars
geliefert. Meist konzentriert man sich aber auf die Nachmittagsstunden, weil es
da weniger diesig ist und sich deshalb eine bessere Sicht auf die Oberfläche
bietet.
Ist der angestrebte 6.45-Uhr-Orbit von Mars Odyssey erreicht, könnte die
Sonde erstmals systematische Beobachtungen über die Zeit nach Sonnenaufgang auf
dem Roten Planeten machen. Das Kontrollteam am JPL erwartet, dass Odyssey
im November 2015 auf der gewünschten Umlaufbahn sein wird. Nach Berechnungen der
Experten sollte die Sonde dann noch immer ausreichend Treibstoff haben, um
weitere neun bis zehn Jahre aktiv bleiben zu können. Sie dient auch als
wichtiges Kommunikationsrelais für Sonden auf der Marsoberfläche.
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