Merkur gibt Vorstellung am Abendhimmel
von
Stefan Deiters astronews.com
24. Januar 2014
Der sonnennächste Planet Merkur ist nie ein besonders
auffälliges Objekt am Himmel - anders als beispielsweise die Venus oder der
Jupiter. Wer aber den kleinen Planeten einmal mit eigenen Augen sehen möchte,
hat in den kommenden Tagen wieder einmal Gelegenheit dazu: Noch bis Anfang
Februar lässt sich der Merkur kurz nach Sonnenuntergang am westlichen Horizont
entdecken.
Merkur am Abend über dem Westhorizont. Am 1. Februar gesellt
sich die schmale Sichel des zunehmenden Mondes hinzu.
Bild: Stellarium / astronews.com |
Merkur ist der kleinste und sonnennächste Planet in unserem Planetensystem.
Die Welt, die in einem Abstand von im Schnitt 58 Millionen Kilometern unser
Zentralgestirn umrundet, ist sogar kleiner als die großen Monde Titan oder
Ganymed. Wegen seiner Nähe zur Sonne können auf der Tagseite des Planeten
Temperaturen von über 420 Grad erreicht werden.
Diese geringe Entfernung zu unserem Zentralstern macht auch die Beobachtung
des Planeten relativ schwierig - insbesondere wenn man Merkur nur mit bloßem
Auge am Himmel aufspüren möchte. Er entfernt sich nämlich - von der Erde aus
betrachtet - nie richtig weit von unserem Zentralgestirn. Das führt dazu, dass
der Planet jeweils schon kurze Zeit nach der Sonne untergeht oder aber nur kurz
vor der Sonne aufgeht. Er ist damit ausschließlich - wie derzeit - in den
Abendstunden oder am frühen Morgen zu sehen.
Die besten Beobachtungsmöglichkeiten bieten sich daher rund um die Zeiten, in
denen der Merkur - wieder von der Erde aus gesehen - einen möglichst großen
Abstand von der Sonne aufweist. Astronomen nennen diesen Abstand die
"Elongation" und seine größte Elongation erreicht Merkur am 31. Januar 2014.
Allerdings wird sich bis dahin auch die Helligkeit des Planeten verringern, so
dass die nächsten Tage einen guten "Kompromiss" aus Merkurs Höhe über dem
Horizont und seiner Helligkeit darstellen. So können geübte Beobachter den
Planeten - bei günstigen Bedingungen - bereits mit bloßem Auge erkennen.
Bei klarem Himmel lohnt sich damit in den kommenden Tagen ein Blick an den
freien Westhorizont, wo Merkur etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang
sichtbar werden sollte. Dabei ist ein recht freier Blick auf den Horizont nicht
unwichtig: Höher als die Breite einer Hand am ausgestreckten Arm wird der Planet
nämlich nicht über den Horizont steigen. Zu lange Zeit lassen sollte man sich
auch nicht: Der Planet ist kaum mehr als eine halbe Stunde zu sehen. In den
ersten Februartagen wird dann die Beobachtung immer schwieriger.
Selbst mit einem Fernglas ist die Merkurbeobachtung nicht einfach: Da der
Planet immer nur knapp über dem Horizont zu finden ist, muss sein Licht dichte
und oft turbulente Schichten der Erdatmosphäre durchdringen. Er erscheint daher
nur als verschwommenes Objekt, auf dem keinerlei Strukturen zu erkennen sind.
Allerdings lässt sich mit einem kleinen Teleskop oder einem guten Spektiv ein
anderes Phänomen beobachten, das nur bei den inneren Planeten zu verfolgen ist:
Wie die Venus zeigt auch der Merkur Phasen. Am 1. Februar ist die
"Halbmerkur-Phase" erreicht, anschließend wird der Planet mehr und mehr zu einer
schmalen Sichel.
Wer mit Merkur kein Glück hat, der kann sich gegenwärtig mit einem anderen
Planeten trösten, der am Himmel kaum zu übersehen ist: Der Gasriese Jupiter
hatte zu Beginn des Monats seine Oppositionsstellung zur Sonne erreicht und ist
noch immer praktisch die gesamte Nacht über zu beobachten. Schon bei Einbruch
der Dunkelheit steht er hoch im Osten am Himmel.
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