Auf der Suche nach Blasen, Staub und Galaxien
von Stefan Deiters astronews.com
17. Dezember 2013
Das Weltall begeistert viele Menschen. Astronomen haben
gleichzeitig eine ungeheure Menge an Datenmaterial auszuwerten. Da liegt es
nahe, interessierte Internetnutzer an der Analyse zu beteiligen. Im Rahmen des
Milky Way Project stehen nun neue Bilder des Weltraumteleskops
Spitzer zur Begutachtung bereit. Gesucht werden darauf Blasen, versteckte
Galaxien, Staubstrukturen und andere Objekte.
Das Milky Way Project hat neue Bilder zur
Analyse bereitgestellt.
Bild: Zooniverse |
Die Verbreitung des Internets hat in den letzten Jahren eine ganz neue Art von
wissenschaftlichen Projekten hervorgebracht, bei denen sich Menschen weltweit an
wissenschaftlicher Forschung beteiligen können. Diese sogenannten Citizen-Science-Projekte,
also "Bürgerwissenschafts"-Projekte, erfreuen sich einer immer größeren
Beliebtheit und helfen beispielsweise Astronomen dabei, die immensen Datenmengen
auszuwerten, die moderne Großteleskope heute liefern.
Trotz immer fortschrittlicherer Software erkennt das menschliche Auge nämlich
oft bestimmte Strukturen viel leichter und zuverlässiger als ein Computer. Die
Augen von unzähligen Internetnutzern weltweit machen so eine Auswertung von
Datenbeständen möglich, die professionelle Astronomen allein nie oder nur in
sehr langer Zeit bewältigen könnten.
Natürlich müssen für solche Projekte die Daten entsprechend aufbereitet sein,
so dass sich jeder nach kurzer Anleitung an der Arbeit beteiligen kann und dabei
auch Spaß hat. Eines der ersten großen Projekte dieser Art war "Galaxy Zoo" zur
Klassifizierung von Galaxien. Durch die Beteiligung der Freiwilligen wurden hier
inzwischen einige faszinierende Entdeckungen gemacht (astronews.com
berichtete).
Im Rahmen des Milky Way Project ("Milchstraßen-Projekt") können
Internetnutzer seit 2010 bei der Erforschung unserer Heimatgalaxie helfen, indem
sie etwa auf Aufnahmen des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer nach
bestimmten Blasen suchen. Mehr als 50.000 Freiwillige haben sich inzwischen
daran beteiligt. In einem jetzt freigeschalteten neuen Satz von Bildern soll
nunmehr nicht nur nach Blasen, sondern auch nach anderen Strukturen wie "Säulen"
aus Staub, Stoßwellen oder nach versteckten Galaxien im Hintergrund gesucht
werden.
"Spitzer hat eine äußerst detaillierte Durchmusterung unserer
Milchstraße gemacht, die man gar nicht auf einmal bewältigen kann", so Robert
Hurt, ein Bildverarbeitungsspezialist des Spitzer Science Center am
California Institute of Technology. "Dieses Projekt stellt sicher, dass
auch tatsächlich jedes Pixel von mehreren Menschen gesehen wird. Kein Winkel
bleibt also unerforscht."
Die neuen Spitzer-Bilder wurden im Rahmen des Galactic Legacy
Infrared Mid-Plane Survey Extraordinaire (GLIMPSE) gemacht. Bei dieser
Durchmusterung erfasste man den größten Teil der Scheibe unserer Milchstraße,
die als helles Band am nächtlichen Himmel zu sehen ist. Insgesamt umfasst
GLIMPSE rund 440.000 Aufnahmen.
In der Scheibe unserer Heimatgalaxie befinden sich zahlreiche junge Sterne
sowie Gas und Staub. Spitzer beobachtet im Infraroten und kann so viele
Strukturen sichtbar machen, die im mit bloßem Auge wahrnehmbaren Bereich des
Lichts nur schwer zu erkennen oder gar vollständig verdeckt sind. Die Objekte
auf den GLIMPSE-Bildern sind in der Regel zwischen 1.000 und 25.000 Lichtjahre
von der Erde entfernt.
Das Milky Way Project ist Teil des Zooniverse-Projekts, das
eine ganze Reihe von Citizen-Science-Projekten bündelt. Hier lassen
sich nicht nur Galaxien klassifizieren oder nach Blasen oder extrasolaren
Planeten suchen, sondern man kann sich auch an Projekten zur Klimaforschung oder
biologischen Untersuchungen beteiligen.
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