Neuer Katalog mit noch mehr Objekten
von Stefan Deiters astronews.com
20. November 2013
Die NASA hat jetzt einen überarbeiteten Katalog mit Objekten
veröffentlicht, die im Rahmen der Mission des Wide-field Infrared Survey
Explorer (WISE) während zweier Durchmusterungen des Himmels erfasst worden
waren. Er enthält Daten zu mehreren Hundert Millionen Infrarotquellen. Einige
davon waren ursprünglich gar nicht zu erkennen gewesen.
Vergleich eines Bildes aus dem ursprünglichen
WISE-Katalog (oben) mit einem Bild aus dem neuen
AllWISE-Katalog. Das Licht der jetzt sichtbar
gewordenen Galaxie hat acht Milliarden Jahre
benötigt, um die Erde zu erreichen.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA |
Mit dem Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) wurde von Januar
2010 an der gesamte Himmel in infraroten Wellenlängenbereichen erfasst und dabei
alle Sterne und Galaxien gleich mehrfach von dem Teleskop aufgenommen. Im
Oktober 2010 ging dann das Kühlmittel zur Neige, das WISE für die Beobachtungen
in bestimmten Infrarotwellenlängen benötigte. Seine eigentliche Aufgabe hatte
WISE bis dahin auch schon erfüllt.
Damit hätte die WISE-Mission zu Ende sein können, doch bei der NASA
entschloss man sich, mit den noch funktionierenden Detektoren den Himmel erneut
zu erfassen, wobei der Schwerpunkt diesmal bei der Suche nach Asteroiden und
Kometen liegen sollte. Nach Abschluss dieses NEOWISE genannten Projekts wurde
WISE dann im Februar 2011 abschaltet, ist aber inzwischen wieder reaktiviert worden, um erneut bei der Suche nach Asteroiden zu helfen (astronews.com
berichtete).
Die Daten aus der zweiten Durchmusterung des Himmels kommen aber jetzt noch
einmal zu ganz neuen Ehren: Die NASA bewilligte nämlich Geld für das Projekt "AllWISE",
in dessen Rahmen man die eigentlich für die Suche nach Asteroiden gedachten
Aufnahmen der zweiten Durchmusterung mit den Daten der ersten Durchmusterung
kombinierte.
Auf diese Weise wurde die Belichtungszeit einzelner Himmelsregionen praktisch
verdoppelt, wodurch zuvor nicht sichtbare Sterne und Galaxien erkennbar wurden.
"Durch das Zusammenführen der Daten habe wir nun eine riesige Datenbank zur
Verfügung, die für jede Infrarotquelle, die wir entdeckt haben, gleich Dutzende
von individuellen Messungen enthält", erklärt Ned Wright von der University
of California in Los Angeles, der verantwortliche Wissenschaftler für WISE.
Mithilfe der neuen, verbesserten WISE-Bilder wollen Astronomen unter anderem
nach nahegelegenen Sternen suchen, insbesondere nach Exemplaren, die eine so
geringe Temperatur haben, dass sie nur bei Infrarotbeobachtungen zu sehen sind.
Möglich wird dies, weil sich Objekte, die uns vergleichsweise nahe sind, im
Laufe der Zeit schneller bewegen als weit entfernte Sterne. Durch den Vergleich
von Aufnahmen eines Objekts, die im Abstand von einem halben Jahr entstanden
sind, lässt sich jetzt entscheiden, ob es sich um einen entfernten Stern oder
eventuell um einen bislang unbekannten Nachbarn der Sonne handelt.
Mit dem neuen Katalog sollen außerdem entfernte Galaxien näher untersucht
werden, die erst durch die Kombination der Daten sichtbar wurden. "Die
zusätzliche Tiefe der AllWISE-Daten lässt uns Galaxien erkennen, die so weit
entfernt sind, dass ihr Licht in der ersten Hälfte der Geschichte des Universums
ausgesandt wurde", erklärt Peter Eisenhardt, der Projektwissenschaftler für WISE
am NASA Jet Propulsion Laboratory.
Insgesamt enthält der jetzt vorgestellte AllWISE-Katalog über 747 Millionen
Objekte. Die entsprechenden Daten sind über die Webseite der WISE-Mission für
jedermann zugänglich.
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