Kollaboration für Flugzeugortung aus dem All
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
22. Oktober 2013
Nach dem erfolgreichen Experiment an Bord des ESA-Satelliten Proba-V
soll die Ortung von Flugzeugen aus dem All nun weiterentwickelt werden. Dazu
unterschrieb das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in der
vergangenen Woche eine Vereinbarung mit industriellen Partnern. Ziel ist eine
bessere Überwachung des Flugverkehrs auch in abgelegenen Regionen.
Der Satellit
Proba-V.
Bild: ESA |
Seit dem 23. Mai 2013 wissen die Forscher des Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR): Aus dem All können die ADS-B-Signale (ADS-B steht für
Automatic Dependance Surveillance - Broadcast) von Flugzeugen empfangen und
ihre Route verfolgt werden. An diesem Tag ging das erste Mal das Empfangsgerät
an Bord des Satelliten Proba-V in Betrieb und ortete Flugzeuge aus 820
Kilometern Höhe (astronews.com berichtete).
Gemeinsam mit den industriellen Partnern SES TechCom in Luxemburg und Thales
Alenia Space Germany wird das DLR dieses Projekt nun zum ersten europäischen
satellitengetragenen ADS-B-Empfangssystem ausbauen. Dazu unterschrieben die
Partner am 17. Oktober 2013 in Luxemburg in Anwesenheit der luxemburgischen
Ministerin für Hochschulwesen und Forschung, Martine Hansen, eine
Kooperationsvereinbarung.
"Das war die Premiere für die weltweite Ortung von Flugzeugen aus dem All und
ein wichtiger Schritt, um in Zukunft lückenlos Signale selbst aus entlegenen
Gebieten wie den Ozeanen empfangen zu können", betont Prof. Hansjörg Dittus,
DLR-Vorstandsmitglied für Raumfahrtforschung und -technologie. Über 100
Flugzeuge konnten die DLR-Wissenschaftler bei ihrem ersten Satellitenüberflug
mit Empfang orten. Seitdem läuft das Experiment, dass das DLR-Institut für
Raumfahrtsysteme und das DLR-Institut für Flugführung entwickelt haben, rund um
die Uhr und erfasst die ADS-B-Signale der Flieger. Das Datenzentrum betreibt der
luxemburgische Partner SES TechCom bei dieser Mission.
Dem nächsten Ziel - der Weiterentwicklung des erstmals erprobten Systems -
wollen die Wissenschaftler nun in ihrer Kooperation mit SES TechCom und Thales
Alenia Space Germany näher kommen. "Das DLR hat mit der erfolgreichen
Test-Mission erstmals empirische Daten gesammelt, die für die Weiterentwicklung
mit den industriellen Partnern unverzichtbar sind", betont DLR-Abteilungsleiter
Jörg Behrens. Mit dem satellitengestützten Empfang der Flugzeugsignale, die
Informationen beispielsweise über Höhe und Geschwindigkeit der Flieger
enthalten, sollen die Lücken geschlossen werden, die durch die begrenzte
Reichweite von Empfangsstationen am Boden zurzeit entstehen.
Fliegt ein Flugzeug in Gebieten mit einer schlechten Infrastruktur und somit
wenigen Bodenstationen, kann das in regelmäßigen Abständen gesendete Signal
nicht mehr erfasst werden. Dies ist über den Ozeanen der Fall, aber auch in
Gebieten, die nicht über Radarstationen verfügen. Flugrouten müssen deshalb in
großen Distanzen voneinander verlaufen. Ändert ein Flugzeug unvorhergesehen
seine geplante Flugroute, ist seine Position nicht mehr bekannt - die Bestimmung
einer Absturzstelle etwa ist so kaum möglich.
Mit der aktuellen Erprobungsmission testen die Wissenschaftler zurzeit, wie
genau die ADS-B-Signale von einem Empfänger im Weltall erfasst werden können
oder auch mit welcher Signalstärke dies geschieht. Ein Abgleich mit den Daten
von Luftüberwachungseinrichtungen zum Beispiel auf Island, in Portugal oder in
Australien unterstützt die Analyse, mit welcher Zuverlässigkeit die Flugzeuge
über dem Nord- und Mittelatlantik oder Australien satellitengestützt erfasst
werden. In Zukunft werden diese Ergebnisse des DLR in die gemeinsame Kooperation
einfließen.
"Wir vereinen unsere Kompetenzen, um die Kontrolle des Flugverkehrs und somit
die Flugsicherheit der Zukunft weltweit zu optimieren", betont
DLR-Vorstandsmitglied Prof. Hansjörg Dittus. "Der Wissenstransfer zwischen den
einzelnen Partnern wird die Entwicklungsphase für ein solches System deutlich
verkürzen," ergänzt Gerhard Bethscheider von der SES TechCom.
Das Team hat sich hohe Ziele gesetzt: "Dies wird uns helfen, die steigende
Nachfrage im Luftverkehr zu meistern und die CO2-Emissionen zu verringern", gibt
sich Sven Carstensen von Thales Alenia Space Germany optimistisch. In den
nächsten fünf Jahren soll mit allen beteiligten Partnern dann eine
Demonstrationsmission geplant und umgesetzt werden, um weiterführende
Fragestellungen zu untersuchen.
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