Raumfrachter Cygnus dockte an ISS an
von Stefan Deiters astronews.com
30. September 2013
Ein Raumfrachter der Firma Orbtial Science hat
gestern Nachmittag an die Internationale Raumstation ISS angedockt. Das
erfolgreiche Manöver bildete den Höhepunkt der Qualifizierungsmission für den
Cygnus-Raumfrachter. Nach dem Start hatte es zunächst Verzögerungen
durch ein technisches Problem und die Ankunft eines Sojus-Raumschiffs
gegeben.
Der Raumfrachter
Cygnus wurde gestern vom Greifarm der ISS erfasst
und an die Raumstation angedockt.
Bild: NASA TV |
Am gestrigen Sonntag wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der
Internationalen Raumstation ISS aufgeschlagen. Um genau 14.44 Uhr MESZ dockte
nämlich ein Cygnus-Raumfrachter der Firma Orbital Science
erstmals an die Internationale Raumstation ISS an. Das Raumschiff war am 18.
September 2013 von der Wallops Flight Facility der NASA in Virginia
gestartet. Mit Orbital Science kann damit ein zweites kommerzielles
Unternehmen unbemannte Versorgungsflüge zur ISS durchführen.
Während des Jungfernflugs von Cygnus galt es eine Reihe von Tests zu
absolvieren und Verfahrensabläufe zu proben, deren erfolgreiche Durchführung die
NASA zur Bedingung für ein Andockmanöver an die Internationale Raumstation ISS
macht. Bei der ersten Annäherung an die ISS bemerkte man dann, dass das
Navigationssystem von
Cygnus und das der ISS offenbar ein leicht unterschiedliches Datenformat
verwenden. So musste erst ein Software-Update entwickelt und zu Cygnus
übertragen werden, um dieses Problem zu korrigieren.
Das ursprünglich bereits rund eine Woche früher geplante Andockmanöver wurde
dadurch verschoben. Es verzögerte sich weiter, weil zunächst die Ankunft von
drei neuen Besatzungsmitgliedern für die ISS am Donnerstag abgewartet werden
sollte. Schließlich aber gab es die Freigabe für einen Andockversuch.
Das Raumschiff wurde bis in eine Entfernung von rund zehn Metern von der ISS
manövriert und dann vom ESA-Astronauten Luca Parmitano und der NASA-Astronautin
Karen Nyberg mit dem Roboterarm der Station erfasst und an eine Andockschleuse
des Moduls Harmony bugsiert. Hier soll das Raumschiff bis zum 22.
Oktober verbleiben. Anschließend wird es die ISS verlassen, um in der
Erdatmosphäre zu verglühen.
Die Cygnus-Mission ist Teil des NASA-Programms Commercial Orbital
Transportation Services (COTS), an dem zwei private Raumfahrtunternehmen
teilnehmen: SpaceX mit seinem Dragon-Raumfrachter und
Orbital Science mit dem Raumschiff Cygnus und der selbst entwickelten
Trägerrakete Antares. SpaceX führt, nach einem erfolgreichen
Test im Frühjahr 2012, bereits reguläre Versorgungsmissionen zur ISS durch (astronews.com
berichtete).
"Die gesamte COTS-Demonstrationsmission wurde wie aus dem Lehrbuch gemeinsam von
der NASA und dem Orbital-Team durchgeführt - vom Start der Antares
vor zehn Tagen bis zum Andocken des Cygnus-Raumschiffs heute", freute
sich David W. Thompson, der Präsident und CEO von Orbital. "Unsere
Raketen- und Raumschiff-Teams haben in den vergangenen fünf Jahren eine
ungeheure Energie in dieses Vorhaben gesteckt und wir sind alle sehr stolz auf
das, was sie erreicht haben. Wir freuen uns nun, bald schon reguläre
Versorgungsflüge für die NASA durchführen zu können, vielleicht schon ab Ende
dieses Jahres."
Auch NASA-Administrator Charles Bolden zeigte sich zufrieden mit der
erfolgreichen Mission des Cygnus-Raumfrachters: "Mit dem erfolgreichen
Andocken des Cygnus-Moduls von Orbital Science haben wir die
Fähigkeiten Amerikas zum Versorgungsgütertransport in den niedrigen Erdorbit
erweitert. Es ist ein historischer Meilenstein, den unser zweiter kommerzieller
Partner mit ihrem Demonstrationsflug die ISS erreicht hat und ich gratuliere
Orbital Science und dem NASA-Team, mit dem sie zusammengearbeitet haben."
Der Cygnus-Raumfrachter hatte bei diesem Flug insgesamt 589 Kilogramm an Versorgungsgütern an Bord.
Für den Cygnus-Raumfrachter hat Orbital auf bewährte
Technologien gesetzt: Das Modul für Antrieb und Steuerung des Raumschiffs
basiert auf einer Eigenentwicklung von Orbital, die bereits bei von der
Firma gebauten Satelliten zum Einsatz kommt. Das eigentliche Frachtmodul basiert
auf dem Multi-Purpose Logistics Module (MPLM), also dem
Weltraumcontainer, der früher im Frachtraum der Space Shuttle zur ISS gebracht
wurde.
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