Gammastrahlenteleskop beendet Primärmission
von Stefan Deiters astronews.com
23. August 2013
Das NASA-Weltraumteleskop Fermi hat seine
Hauptmission abgeschlossen. Doch die Beobachtungen im Gammastrahlenbereich gehen
weiter: Im Rahmen der erweiterten Missionsphase soll Fermi noch bis
2018 Daten liefern. In den vergangenen fünf Jahren hatte das Teleskop schon
faszinierende Beobachtungen gemacht - von entfernten Schwarzen Löchern bis hin
zu Gewittern auf der Erde.
Das
NASA-Gammastrahlen-Teleskop Fermi.
Bild: NASA und General Dynamics |
Die erweiterte Missionsphase für Fermi begann offiziell am 11.
August 2013. Das Gammastrahlenteleskop war im Juni 2008 gestartet worden (astronews.com
berichtete) und soll in den kommenden fünf Jahren noch gründlichere
Beobachtungen des hochenergetischen Universums machen. Das Team hofft so, auf
insgesamt zehn Jahre Beobachtungen mit Fermi zu kommen.
"Zu Beginn des zweiten Akts der Fermi-Mission sind sowohl der
Satellit als auch die Instrumente in erstklassigem Zustand und die Mission
liefert wichtige wissenschaftliche Resultate", freut sich Paul Hertz, der
Direktor der Astrophysik-Abteilung der NASA in Washington.
Mit seinen Beobachtungen im Gammastrahlenbereich, also dem energiereichsten
Teil des elektromagnetischen Spektrums, hat Fermi unseren Blick auf das
Gammastrahlen-Universum revolutioniert. Die Fermi-Daten lieferten neue
Informationen über einige der energiereichsten Prozesse im Weltall, etwa über
rotierende Neutronensterne oder Jets, die aus den Zentren weit entfernter
Galaxien ins All schießen.
Mit dem Large Area Telescope (LAT), dem Hauptinstrument von
Fermi, kann der gesamte Himmel alle drei Stunden erfasst werden. "Mit LAT
erhalten wir mit der Zeit ein immer detaillierteren Blick auf den
Gammastrahlen-Himmel", so Peter Michelson von der Stanford University,
der verantwortliche Wissenschaftler für LAT. "LAT zeigt uns gleichzeitig, wie
veränderlich das Universum in diesen Energiebereichen ist."
Das zweite Instrument an Bord des Satelliten ist der Gamma-ray Burst
Monitor (GBM), der ständig den gesamten Himmel im Blick behält - mit
Ausnahme des Bereichs, der gerade von der Erde verdeckt wird. Dank GBM konnten
mit Fermi mehr Gammastrahlenblitze, sogenannte Gamma-ray Bursts,
entdeckt werden, als mit jeder anderen Mission zuvor. Diese plötzlichen und nur
kurzzeitigen Ausbrüche im Gammastrahlenbereich haben ihren Ursprung in den wohl
stärksten Explosionen im Universum und dürften mit der Entstehung eines
Schwarzen Lochs in Verbindung stehen.
"Über 1.200 Gamma-ray Bursts sowie 500 Flares von unserer Sonne und einige
Hundert Ausbrüche von stark magnetisierten Neutronensternen in unserer Galaxie
haben wir mit GBM entdeckt", berichtet Bill Paciesas von Science and
Technology Institute der Space Research Association, der
verantwortliche Wissenschaftler für das Instrument. Mit dem GBM wurden zudem 800
Gammastrahlenblitze von irdischen Gewittern entdeckt. Sie dauern nur einige
Tausendstel Bruchteile einer Sekunde, zählen aber trotzdem zu den
hochenergetischsten Lichterscheinungen, die auf der Erde vorkommen.
Zu den wohl faszinierendsten Entdeckungen von Fermi zählt eine
gewaltige Blase, die sich über mehr als 25.000 Lichtjahre oberhalb und unterhalb
der Scheibe unserer Milchstraße erstreckt. Diese Struktur, so die Vermutung der
Astronomen, könnte durch einen früheren Ausbruch des zentralen Schwarzen Lochs
der Milchstraße entstanden sein (astronews.com berichtete).
Das Fermi-Team plant mit LAT künftig tiefere Beobachtungen des
Zentralbereichs unserer Milchstraße zu machen. Hier befinden sich zahlreiche
Pulsare, also rotierende Neutronensternen, sowie andere hochenergetische
Quellen. Außerdem sollten sich in diesem Bereich am ehesten Gammastrahlensignale
der Dunklen Materie finden lassen. Einige Theorien über diese mysteriöse
Substanz sagen nämlich voraus, dass sie aus exotischen Teilchen besteht, die bei
einer Wechselwirkung kurze Gammastrahlenblitze erzeugen (astronews.com
berichtete).
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