Erstmals Flugzeugortung aus dem All
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
13. Juni 2013
An Bord des im Mai gestarteten ESA-Satelliten Proba-V,
der in erster Linie die Vegetation der Erde erfassen soll, befindet sich auch
ein Empfänger für ADS-B-Signale von Flugzeugen. Jetzt ist es erstmals gelungen,
damit Flugzeuge aus dem Erdorbit zu orten. Das Verfahren könnte helfen,
Flugzeuge auch in Regionen zu überwachen, die mit Radar nicht abgedeckt werden
können.
Der Satellit
Proba-V.
Bild: ESA |
Ein Airbus A320 über Schottland war das erste Flugzeug, das das Empfangsgerät
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) aus dem Weltall "sah".
Damit war bewiesen, dass eine Ortung von Flugzeugen auch von Satelliten aus
möglich ist. Seit dem 7. Mai 2013 kreist der ESA-Satellit Proba-V um
die Erde, mit an Bord ist ein Empfänger für die ADS-B-Signale (Automatic
Dependance Surveillance - Broadcast) der Flugzeuge (astronews.com
berichtete).
Am 23. Mai 2013 schließlich ging das Gerät erstmals in Betrieb und empfing
innerhalb von zwei Stunden in 820 Kilometern Höhe mehr als 12.000 ADS-B-Signale.
"Das war weltweit der erste Versuch dieser Art - und jetzt haben wir den
Nachweis, dass diese Methode funktioniert", betont DLR-Projektleiter Toni
Delovski. Über 100 Flugzeuge konnten die Wissenschaftler beim ersten Überflug
über die Britischen Inseln, Ostasien und Australien mit eingeschaltetem
Empfänger orten. "Von einigen haben wir auch mehrere Positionen feststellen
können, so dass wir die Flugroute ableiten konnten."
Ein Mal pro Sekunde senden die Flugzeuge Signale, die unter anderem Angaben
zu Position oder Geschwindigkeit enthalten. Auch die Kennung der Flugzeuge, das
"Nummernschild", wird übertragen. Doch sobald sie aus den Reichweiten des
Bodenradars fliegen, endet die kontinuierliche Flugüberwachung. "Flugzeuge, die
zum Beispiel von Europa nach Brasilien fliegen, verschwinden über dem Atlantik
vom Radar und werden erst wieder kurz vor Südamerika für die Bodenstation
sichtbar."
In den ozeanischen Lufträumen und über Regionen mit geringer
Flugsicherungs-Infrastruktur ist eine kontinuierliche radarbasierte Überwachung
des Luftverkehrs derzeit nicht gegeben. Die Ortung aus dem All könnte diese
Lücke in Zukunft schließen. "ADS-B over Satellite" ist ein Gemeinschaftsprojekt
des DLR-Instituts für Raumfahrtsysteme und des DLR-Instituts für Flugführung in
Kooperation mit dem Luxemburger Partner SES TechCom. Das DLR entwickelte die
Nutzlast für den Satelliten, SES TechCom das Datenzentrum.
Bereits erste Versuche, bei denen der Empfänger mit einem
Stratosphären-Ballon in die Höhe stieg, verliefen erfolgreich. Auch die
bisherigen Modellrechnungen am Computer bestätigten die Wissenschaftler. "Aber
Berechnungen sind nun mal Berechnungen", so Delovski. "Im Weltraum gibt es
schließlich Einflussgrößen, die man nicht so gut kennt."
Den Praxistest aus 820 Kilometern Höhe hat das System mit den ersten Daten
bestanden. Nun kommt die umfangreiche Auswertung auf die DLR-Wissenschaftler zu.
"Wir kontrollieren jetzt zum Beispiel, wie vollständig unser Empfänger im
Weltall die Flugzeuge erfasst hat", erläutert Delovski.
Auch wenn das System später in Regionen zum Einsatz kommen soll, in denen es
keine Abdeckung mit Radarbodenstationen gibt, sind die Wissenschaftler für den
Anfang auf genau diese angewiesen: Erst der Abgleich mit den vom Boden aus
erfassten Flugzeugen wird zeigen, wie genau der DLR-Empfänger an Bord des
Satelliten arbeitet. Welche Flugzeuge wurden geortet? Gibt es Regionen, in die
der ADS-B-Empfänger im Weltraum nur schlechten Empfang hat? Welche Signalstärke
empfängt er?
Ist die Qualität des Empfängers untersucht und ausgewertet, wissen die
DLR-Wissenschaftler, wie erfolgreich der Empfänger in den nicht durch
Bodenstationen abgedeckten Regionen arbeiten kann. "Da könnte dann unser System
aus dem Weltraum zum Einsatz kommen", sagt Abteilungsleiter Jörg Behrens. Mit
dieser Ortung von einem Satelliten aus könnten beispielsweise Flugrouten
effektiver geplant und Flugzeuge in einem nicht radarüberwachten Bereich in
einem geringeren Sicherheitsabstand fliegen.
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