Zwei neue Teleskope vermessen die Erde
Redaktion
/ Pressemitteilung der TU München astronews.com
29. April 2013
Am Geodätischen Observatorium Wettzell wurden am Freitag
zwei neue Radioteleskope eingeweiht. Mithilfe der beiden 13,2 Meter
durchmessenden Schüsseln soll die Rotation der Erde sowie ihre Lage im Raum noch
genauer vermessen werden. Diese Daten sind unter anderem für die Raumfahrt und
die Satellitennavigation von entscheidender Bedeutung.
Die neuen TWIN-Teleskope des
Geodätischen Observatoriums in Wettzell.
Foto: Dr. Alexander Neidhardt, TUM |
Am Geodätischen Observatorium Wettzell wurden am Freitag zwei neue
Radioteleskope eingeweiht. Die TWIN-Teleskope ermöglichen den Wissenschaftlern
präzisere radioastronomische Messungen mit einer größeren Datenausbeute. Auf
diese Weise soll die Erdrotation und die Lage der Erde im Raum noch genauer
vermessen werden. Die Daten sind für moderne Navigationssysteme, die Raumfahrt
und Beobachtungen von Veränderungen der Erdstruktur von Bedeutung.
Gleichzeitig mit der Einweihung der zwei neuen Teleskope konnte das
Geodätische Observatorium auch sein 40-jähriges Bestehen feiern. Die Einrichtung
in dem kleinen Ort Wettzell bei Bad Kötzting im Bayerischen Wald wird gemeinsam
vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie und der Technische Universität
München (TUM) betrieben.
Genauer, stabiler und eine bessere Datenausbeute - das waren die Ziele, die
sich eine internationale Gruppe von Geodäten vor acht Jahren für die Entwicklung
neuer radioastronomischer Messverfahren setzte. An der Erarbeitung des Konzepts waren auch Wissenschaftler des Geodätischen Observatoriums in Wettzell beteiligt. Ein wesentliches Element
darin waren die am Freitag
nach fünf Jahren Bauzeit eingeweihten TWIN-Radioteleskope mit einem Durchmesser
von jeweils 13,2 Metern.
Die TWIN-Teleskope bieten mehrere technologische Vorteile: So lassen sich die
Radioschüsseln sehr schnell schwenken, so dass die Forscher in der gleichen
Messzeit wie bislang Daten von deutlich mehr Quellen aufzeichnen können. Eine
neue Empfängertechnologie ermöglicht zudem die Registrierung von Daten über
einen breiteren Frequenzbereich und erlaubt so das Ausweichen auf Frequenzen, in
den beispielsweise Handys nicht stören. Dank der äußerst präzise gearbeiteten
Spiegeloberfläche arbeiten die Teleskope zudem sehr effizient.
In Kombination mit dem 20-Meter-Radioteleskop des Observatoriums können die
Forscher künftig Beobachtungen anstellen, die bislang nicht möglich waren. Dabei
arbeiten sie mit anderen Observatorien weltweit zusammen. Weitere TWIN-Teleskope
entstehen beispielsweise in Spanien, Norwegen und Schweden.
Das wesentliche Ziel der Messungen ist die Bestimmung der Erdrotation und der
Lage der Erde im Raum. Dies ist für verschiedene Einsatzgebiete entscheidend:
Ohne die Kenntnis der Lage der Erde könnten Raumsonden nicht an ihren Einsatzort
gesteuert werden. Das auf Grundlage der Daten erstellte globale
Koordinatensystem ermöglicht es zudem, Veränderungen auf der Erde zu erfassen -
zum Beispiel einen Anstieg des Meeresspiegels. Ein solches Bezugssystem ist auch
Voraussetzung für GPS-Navigation und Geoinformationssysteme.
Das Geodätische Observatorium Wettzell ist eine der wichtigsten Einrichtungen
seiner Art. Es sticht vor allem durch die Vielzahl an Messinstrumenten hervor.
Als sogenannte Fundamentalstation hat es die Aufgabe, die Position eines
Referenzpunktes im Weltraum mit höchster Präzision über lange Zeiträume zu
vermessen. Weltweit existieren nur sechs weitere vergleichbare Observatorien.
Auslöser für die Gründung des Geodätischen Observatoriums war ein
Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), auf dessen
Initiative hin das 20-Meter-Radioteleskop gebaut wurde. Der
Sonderforschungsbereich ging später in die dauerhafte Forschungsgruppe
Satellitengeodäsie über. An ihr sind das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
(BKG), das Deutsche Geodätische Forschungsinstitut (DGFI), das Institut für
Geodäsie und Geoinformation (IGG) der Universität Bonn sowie zwei Einrichtungen
der TUM beteiligt: das Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie
(IAPG) sowie die Forschungseinrichtung Satellitengeodäsie (FESG).
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