Lyriden vor wenig ausgeprägtem Maximum
von
Stefan Deiters astronews.com
18. April 2013
Sternschnuppenfreunde wissen es: Ab Mitte April eines jeden
Jahres sind die Lyriden aktiv, ein meist relativ unauffälliger, dafür aber schon
sehr alter Meteorschauer. Ihr Maximum wird in diesem Jahr am Morgen des 22.
April erwartet. Experten rechnen jedoch nicht mit mehr als 20 Sternschnuppen
pro Stunde. Allerdings waren die Lyriden auch immer wieder für Überraschungen
gut.
Eine Sternschnuppe
(vermutlich der Lyriden) über den USA von der ISS aus gesehen.
Foto: NASA/JSC/D. Pettit [Großansicht] |
Die Lyriden sind in jedem Jahr zwischen dem 16. und 25. April aktiv und gehören, im Gegensatz zu den Leoniden, den Perseiden oder auch
den Geminiden, nicht zu den großen bekannten Sternschnuppenströmen. Aus ihrem
Namen lässt sich ableiten, aus welchem Sternbild sie zu kommen scheinen: Ihr Radiant,
also der scheinbare Ausstrahlungspunkt am Himmel, liegt im Sternbild Leier
(lateinischer Name Lyra), etwa sieben Grad südwestlich von Wega, dem Hauptstern
des Sternbilds.
Sternschuppenströme wie die Lyriden entstehen, wenn sich die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne
durch eine Region mit besonders vielen winzigen Gesteinsbrocken bewegt, die dann
in die Atmosphäre geraten und verglühen. Die meisten dieser Regionen und der
damit verbundenen Sternschnuppenströme lassen sich einem Kometen zuordnen.
Auf ihrem Weg durch das innere Sonnensystem erhitzt sich nämlich die eisige
Oberfläche der Kometen, Teile davon verdampfen und es wird jede Menge Staub
freigesetzt. Dieser Prozess führt auch gelegentlich zur Ausbildung eines
eindrucksvollen Schweifs, dem die Kometen auch ihre alte Bezeichnung
"Schweifstern" verdanken.
Die Staubspur im All, die in jedem Jahr für die Lyriden verantwortlich ist,
ist durch den Kometen C/1861 G1 Thatcher entstanden, der für eine
Umrundung der Sonne 415 Jahre benötigt. Er wurde am 5. April 1861 entdeckt und
ist nach seinem Entdecker, dem Astronomen A. E. Thatcher benannt und nicht etwa nach der früheren britischen
Premierministerin. Thatcher entdeckte den Kometen übrigens von New York aus - etwas
was heute angesichts der Lichtverschmutzung in der Großstadt kaum noch möglich
sein dürfte.
Die Lyriden sind der wohl am längsten bekannte Sternschnuppenstrom und werden
schon seit mindestens 2.600 Jahren beobachtet. Die Staubpartikel des Kometen
treffen mit einer Geschwindigkeit von rund 175.000 Kilometern pro Stunde auf die
obere Atmosphäre der Erde und sorgen so für die Entstehung der Sternschnuppen.
Während des Maximums konnten in den vergangenen Jahren im Schnitt 15 bis 20
Lyriden pro Stunde beobachtet werden.
Wenn sich die Erde allerdings durch eine Region mit einer höheren Dichte von Staubpartikeln bewegt, können auch deutlich mehr
Meteore zu sehen sein. 1982 beispielsweise wurden bis zu 90 Lyriden pro Stunde
gezählt. Typische Lyriden haben eine Helligkeit, die etwa der der Sterne des
Großen Wagens entspricht.
Das Sternbild Leier, aus dem die Lyriden zu kommen scheinen, ist ein
Sternbild des Sommers und geht derzeit erst am späten Abend im Nordosten auf.
Kurz vor Beginn der Morgendämmerung ist es dann hoch am Himmel in südlicher
Richtung zu sehen. Die frühen Morgenstunden sollten auch die beste Zeit sein,
um in den kommenden Tagen eine Sternschnuppe der Lyriden zu erwischen.
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