Jubiläum des Raketen-Forschungsprogramms
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
12. April 2013
Es ist ein besonderes Jubiläum: Zum 50. Mal ist heute Morgen
vom nordschwedischen Raumfahrtzentrum Esrange bei Kiruna aus eine
TEXUS-Forschungsrakete ins All gestartet. Die erste TEXUS-Rakete, die
Wissenschaftlern Experimente unter Schwerelosigkeit ermöglicht, hob im Dezember
1977 ab. TEXUS ist damit das längste derartige Forschungsprogramm.
Start von TEXUS 50.
Foto: DLR |
Es ist das weltweit längste Raketenprogramm für Forschung in Schwerelosigkeit
und feiert heute ein Jubiläum: 35 Jahre nach der ersten TEXUS-Mission im
Dezember 1977 ist die 50. TEXUS-Rakete am 12. April 2013 um 6.25 Uhr MESZ vom
Raumfahrtzentrum Esrange bei Kiruna in Nordschweden erfolgreich in den Weltraum
gestartet. 15 Minuten dauerte der Flug, davon herrschten 6 Minuten und 20
Sekunden Schwerelosigkeit. Ein Fallschirm brachte die wissenschaftlichen
Nutzlasten nach dem Flug wieder zurück zum Boden.
Die Forschungsrakete des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)
trug vier deutsche Experimente aus Biologie und Materialforschung in eine Höhe
von 261 Kilometern. Die Rakete des Typs "VSB-30" wurde dabei nur direkt nach dem
Start beschleunigt und flog dann antriebslos weiter.
"Hauptnutzlast der TEXUS-50-Mission ist die in Deutschland entwickelte
Elektromagnetische Levitationsanlage EML", berichtet Otfried Joop,
TEXUS-Projektleiter beim DLR-Raumfahrtmanagement, und ergänzt: "Mit ihr
erforschen Wissenschaftler des DLR-Instituts für Materialphysik im Weltraum in
zwei Experimenten thermophysikalische Eigenschaften und das Erstarrungsverhalten
von Metall-Legierungen, die von industriellem Interesse sind. Die Forscher
untersuchen dazu eine Aluminium-Nickel-Verbindung, die in der Luftfahrt und
anderen Verkehrssystemen verwendet wird, sowie eine Nickel-Zirconium-Legierung."
Anhand von Sporenträgern eines Pilzes möchten Forscher der Universität
Marburg die allerersten Reaktionen eines Organismus auf Schwerkraftänderungen
untersuchen: Wie werden diese wahrgenommen und wie schnell reagiert der Pilz auf
den Wechsel von Schwerkraft und Schwerelosigkeit? "Die relativ lange
Schwerelosigkeit der Rakete und eine eingebaute Präzisionszentrifuge sollen es
den Wissenschaftlern erlauben, zum ersten Mal die Kinetik und den Grenzwert,
also die Mindeststärke der Schwerkraft, die der Pilz braucht, um zu reagieren,
zu messen", erklärt Joop.
Im zweiten biologischen Experiment auf TEXUS 50 wollen Wissenschaftler der
Universität Freiburg Gene und Genprodukte ("Boten-RNA") identifizieren, die bei
der Wahrnehmung und der Verarbeitung des Schwerkraftreizes in Pflanzen eine
Rolle spielen. Dazu fliegen Keimlinge der "Acker-Schmalwand" mit, einer Pflanze,
die aufgrund ihrer relativ einfachen genetischen Struktur seit den 1940er Jahren
von Forschern als "Modellorganismus" benutzt wird. "Die TEXUS-Keimlinge werden
im Anschluss an den Flug mit den am Boden gebliebenen Pflanzen verglichen",
fasst Joop zusammen. Die Forscher suchen unter anderem Antworten auf die Frage,
welche Klassen von Genen bei der Schwerkraftänderung aktiviert oder inaktiviert
werden.
"Seit 1981 ist TEXUS 50/51 zudem die erste deutsche Doppelkampagne", weist
Joop auf eine weitere Besonderheit des Fluges hin. Eine Woche nach der
Jubiläumsmission soll TEXUS 51 am 19. April 2013 mit vier weiteren Experimenten
deutscher Wissenschaftler startbereit sein.
Im gesamten TEXUS-Programm wurden seit 1977 etwa 300 wissenschaftliche
Experimente durchgeführt, 70 Prozent davon im Auftrag des DLR und etwa 30
Prozent im Rahmen einer Beteiligung durch die europäische Raumfahrtagentur ESA.
"Zusammen mit anderen Fluggelegenheiten des DLR ist TEXUS damit ein essenzieller
Baustein für die Grundlagenforschung in Schwerelosigkeit und damit auch für die
Vorbereitung von längerfristigen Weltraumexperimenten, etwa auf der
Internationalen Raumstation ISS", so Joop.
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